Speinshart
08.05.2024 - 16:10 Uhr

Elektro trifft Natur: Neue Klangräume in Speinshart

Mensch – Natur – Klang: In der Speinsharter Wieskapelle kommt es zu einer musikalischen Annäherung. Das Duo "Guts'n'faders" wagt ein Experiment.

Das Duo Guts'n'faders mit Peter Venus (Elektronik) und Margarete Maierhofer-Lischka (Kontrabass) zelebriert mit archaischen Klängen in der Wieskapelle Speinshart die Verbundenheit aller Wesen. Bild: do
Das Duo Guts'n'faders mit Peter Venus (Elektronik) und Margarete Maierhofer-Lischka (Kontrabass) zelebriert mit archaischen Klängen in der Wieskapelle Speinshart die Verbundenheit aller Wesen.

Das Thema der künstlichen Intelligenz (KI) ist in Speinshart schon allgegenwärtig. Im Einklang mit den weit fortgeschrittenen Planungen zum Aufbau eines Wissenschaftszentrums für KI steht auch schon die experimentelle Musik. Im Speinsharter Konzertjahr 2024 nimmt sie schon einen festen Platz ein. Konzertmanager Moritz Kellner sieht sich dabei als Brückenbauer zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft.

Das KI-Thema im Blick gab es am Sonntag eine musikalische Annäherung zwischen Mensch, Natur und Klang. Ein gewagtes Experiment mit "Guts'n'faders". Das Duo pflegt seit 2013 Musik für Kontrabass und Elektronik. Die vermeintlichen Kontraste der beiden Instrumente ("Faders" als Synonym für elektronische Klanginterfaces treffen auf "Guts" im Sinne von Darmsaiten) lösen sich im gemeinsamen Umgang mit Raum und Klangveränderung auf. Peter Venus und Margarethe Maierhofer-Lischka arbeiten häufig gemeinsam mit Komponisten und Installationskünstler:innen an neuen Werken. International war das Duo in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern schon bei Konzerten in Graz, Brüssel und Hamburg vertreten.

Maierhofer-Lischka brachte in Speinshart den archaischen Klang des Kontrabasses mit der elektronischen Musik von Peter Venus in Verbindung. Klangräume, die einen Bogen zwischen Mensch und Natur spannten, die das Duo seit über einem Jahrzehnt mit unkonventionellen Herangehensweisen erforscht. Eine Entwicklung, die sich in der Speinsharter Wieskapelle, einem Inbegriff barocker Frömmigkeit und eng verwoben mit der berühmten Wieskapelle des Prämonstratenserklosters Steingaden, mit Live-Elektronik und instrumentaler Virtuosität spektakulär fortsetzte.

Das Duo scheint nach stets neuen Ausdrucksformen zu suchen. Am Sonntag spannten Venus/Maierhofer-Lischka einen Bogen zwischen Mensch und Natur. Naturklänge traten in Dialog mit der menschlichen Stimme und eine interaktive künstliche Intelligenz wurde Teil dieses musikalischen Spiels. In der Wieskapelle war es unter anderem ein Werk von Reinhold Schinwald. Das Stück „membra disiecta“ ließe sich mit den Mythen der Antike übersetzen, um einen Prozess des Erinnerns, Suchens und der Zerrissenheit zu beschreiben. Die Magie solcher „Reibungen“ setzte sich mit dem „Urschrei“ von Giacinto Scelsi (Mantram) und den interaktiven Stücken von Karen Power mit den Naturklängen des „Human Nature“, Artemi Maria Giotis „symbiosis“ mit einem faszinierenden Dialog zwischen Computer und Kontrabass und Peter Venus (I can hear the ice go) fort.

Auch das staunende Publikum konnte dem „verschwindenden Eis“ lauschen und die akustische Harmonie zwischen der künstlichen Intelligenz der Elektronik und dem großen Instrumentarium des Kontrabasses bewundern. Ein extrem seltenes Arrangement mit neuen Ausdrucksformen, in denen Hierarchien zwischen Instrument und Maschine sowie zwischen dem Duo und den Zuhörern in Frage gestellt und dennoch aufgelöst wurden.

 
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