"Der Nationalismus hat die Menschheit in zwei Weltkriege gestürzt, und nun geht man in vielen Ländern wieder daran, ihn zu inszenieren", beklagte Kugler.
Freilich komme die Rückbesinnung auf nationalistische Denkmuster nicht von ungefähr: Viele Menschen fürchteten, dass die Globalisierung mit ihren Schattenseiten auf Kosten von Sicherheit und Ordnung gehen könnte. Derlei Argwohn und Kritik seien erklärlich, doch dürften sie "nicht in Nationalismus und Rassismus münden", sagte der Pfarrer.
Mit Augenmaß konsumieren
Friede sei mehr als ein Schweigen der Waffen, gab der Geistliche noch zu bedenken: "Er braucht Gerechtigkeit und ist ihre Frucht." Gerechtigkeit im biblischen Sinne bedeute "soziale Gerechtigkeit, ein Ausgleich zwischen Schwachen und Starken mit dem Ziel, jedem ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen". Augenmaß sei beim "Wirtschaften und Konsumieren" geboten, dessen Folgen für die ganze Welt man nicht übersehen dürfe und das "Frieden oder Krieg fördern" könne.
Beim anschließenden Gedenkakt zum Volkstrauertag vor dem Gefallenenmahnmal unterstrich der Vorsitzende der Speinsharter Soldatenkameradschaft, Max Wagner, die Wichtigkeit des Volkstrauertags als Tags der Erinnerung und des Nachdenkens. Trotz mehr als 70 Millionen Weltkriegsopfern seien allzu viele Menschen "nicht gescheiter" geworden: Nach wie vor werde "überall auf der Welt gekämpft, gemordet, werden Menschenrechte mit Füßen getreten". Deshalb müssten Besinnung und Aufklärung, wozu auch die Pflege der Kriegsgräberstätten zähle, auf der Tagesordnung bleiben, bekräftigte Wagner.
"Wegweisende" Mahnung
Vor einem Verdrängen der Vergangenheit warnte auch Bürgermeister Albert Nickl. Er gab vor allem der jungen Generation ein Wort des jüdischen KZ-Überlebenden Max Mannheimer mit auf den Weg: "Ihr seid nicht schuld daran, was gewesen ist, aber ihr habt Verantwortung dafür, was kommt."
Angesichts des Neuauflebens extremistischer Denkweisen aus "rechter, linker oder religiöser Wurzel", die "nur die eigene Meinung, den eigenen Glauben gelten lassen, im Anderen einen auszumerzenden Feind sehen und die Menschenwürde mit Füßen treten", sei diese "wegweisende" Mahnung "von brennender Aktualität", machte Nickl deutlich. Gegen den Extremismus, dieses "schlimmste Gift für das friedliche Zusammenleben", seien mehr denn je "wehrhafte Demokraten" gefordert: "Menschen, die sich informieren, verantwortungsbewusst handeln und wählen, sich für die Gesellschaft engagieren und aufpassen, dass jenes vielzitierte 'Nie wieder' nicht zur Floskel verkommt."
Jeder könne hierzu beitragen, ermunterte der Bürgermeister: "Nicht wegschauen, sondern eingreifen, wenn Menschen mit Taten oder Worten misshandelt, verletzt oder ausgegrenzt werden, und so auch unsere demokratischen Werte verteidigen." Wenn dies gelinge, "dann hat der Volkstrauertag seinen Sinn erfüllt". An dem Gedenkakt nahmen auch die Partnereinheiten der Gemeinde teil: die zweite Batterie des Artilleriebataillons 131 aus Weiden und die US-Einheit "JMSC" (Joint Multinational Simulation Center) aus Grafenwöhr.
Ganz wurde das Rekordergebnis von 1591 Euro aus dem vergangenen Jahr nicht erreicht, doch auch der Ertrag der Kriegsgräber-Spendensammlung 2018 in Speinshart kann sich sehen lassen: 1397 Euro gaben die Bürger der Klostergemeinde für die Pflege von Soldatengräbern in 46 Staaten. Beim Gedenkakt zum Volkstrauertag blickte Max Wagner, Vorsitzender der Krieger- und Soldatenkameradschaft, auf die Studienfahrt des Vereins zur ungarischen Kriegsgräberstätte Budaörs zurück. 16 300 gefallene Deutsche und Ungarn seien dort in vorbildlich gepflegten Grabplätzen beigesetzt: „Darunter sind manche, die gerade einmal 17 Jahre alt waren“, merkte Wagner an. (bjp)
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