Speinshart
11.09.2024 - 21:38 Uhr

Frühbarocke Vokalkunst fasziniert Zuhörer am Speinsharttag

Erneut wartet beim Speinsharttag wieder musikalischer Hochgenuss auf die Besucher in der voll besetzten Klosterkirche. Mit "Historiae Sacrae" entdeckt das Publikum Neuland mit Klangpracht aus dem 17. Jahrhundert.

Als Ensemble "Cappellarte" beeindruckten Bass-Bariton Moritz Kellner, Sefan Baier (Orgel) und Oleg Czuchlieb (Erzlaute) unter dem Konzerttitel "Historiae Sacrae" mit Vokalwerken aus den Beständen des Klosterarchivs. Bild: do
Als Ensemble "Cappellarte" beeindruckten Bass-Bariton Moritz Kellner, Sefan Baier (Orgel) und Oleg Czuchlieb (Erzlaute) unter dem Konzerttitel "Historiae Sacrae" mit Vokalwerken aus den Beständen des Klosterarchivs.

Immer wieder kommt man gern zu den Konzerten nach Speinshart. Nicht nur, weil ein erstaunliches musikalisches Niveau selbstverständlich ist. Erst recht zum traditionellen Speinsharttag. Das Ensemble "Capellarte" mit Bass-Bariton Moritz Kellner, dem Konzert-Manager der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart, mit Stefan Baier an der Orgel und mit Oleg Czuchlieb (Erzlaute) widmete sich den Speinsharter Musikarchiv-Beständen. Da gab es viel zu entdecken.

Bei der Spurensuche gewann man Einblicke in zwei Dramen des 17. Jahrhunderts, sogenannte "Historiae Sacrae", die eine ausdrucksvolle barocke Bilderwelt aus der Erbauungszeit des Klosters Speinshart zum Leben erweckten.

Zum Vorschein kamen Kompositionen von Johann Caspar Ferdinand Fischer, Maurizio Cazzati, Johann Hieronymus Kapsberger und Giacomo Carissimi. Geistliche Werke mit einem Schlüssel zur Heiligen Schrift, die von Tod und Auferstehung handelten, mit Klage- und Trostliedern und Textbotschaften in eindringlicher Schärfe über leidende Menschen, die das Ensemble musikalisch und visuell wirkungsvoll in Szene setzte.

Anspruchsvolle Dissonanzen

Die ergreifenden Vertonungen ließen Einblicke in die blutigen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) mit den zutiefst demoralisierenden Auswirkungen im Namen der Religion zu. Für die Interpreten ein großes Wagnis, sich auf diese dissonanzreiche Musik und die Textpassagen einzulassen. Belohnt wurde dieser Mut zur musikalischen Ausdrucksdichte und Tiefe mit einer gelungenen Vertonung des Trauergesangs einer Mutter über den Verlust ihres Sohnes (Lamento) mit einer zutiefst menschlichen Seite der Leidensgeschichte aus der mütterlichen Perspektive. "Capellarte" überraschte die Hörerschaft mit einer ergreifenden und emotionalen Tiefe.

Demut, Kummer und Angst und andererseits die Vehemenz musikalischer Umsetzung wie zum Beispiel bei den Themen "Giesu Penante in Croce - Lamento della Beata Vergine" (Jesus am Kreuze hängend-Klage der seligen Jungfrau) und "O Vulnera Doloris" (O Schmerzenswunden) bestimmten zunächst das Vokalkonzert.

Im Himmelssturz des Luzifers (Caduta di Lucifero dal Cielo) gewann schließlich das Ringen der Elementarkräfte von Gut und Böse barocke Opulenz. Geistliche Werke mit hochexpressivem Stil, die das Ensemble mit der Erzählung vom hochmütigen Luzifer, "dem ersten und vornehmsten unter den Engeln", ergänzte.

Vertonter Kampf der Engel

In der kriegerischen Auseinandersetzung zweier himmlischer Armeen von Engeln, gelang es letzten Endes den Streitern des Heiligen Michael, ihre Widersacher aus dem Himmel zu stürzen. Unter Wehklagen flohen sie in die Ewige Dunkelheit. Für Bass-Bariton Moritz Kellner ein Meilenstein zur Weiterentwicklung eines geistlichen Konzerts für virtuose Gesangssolisten in Verbindung von lateinischer Würde des Vortrags und getragen von der deutschen Gründlichkeit klingender Verse.

Insgesamt förderte das Trio facettenreich und farbig eine "Heilige Geschichte" auf der Ebene frühbarocker Musik mit dem Modell lateinischer Prosa mit viel Wärme, Transparenz, Klarheit und Präzision, deren Inbegriff und Vortrag die Hörerschaft mit großem Beifall bedachte.

Selbstverständlich bot sich für die Besucher zum Ende des Speinsharttages die Möglichkeit, bei der anschließende Begegnung in der entspannenden Atmosphäre des Abtei-Innenhofes bei Klosterbier und Klostersecco den persönlichen Austausch zu pflegen.

 
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