Speinshart
09.02.2025 - 09:44 Uhr

Literarische Begegnungen im Kloster Speinshart

Das Kloster Speinshart ist seit jeher ein geschichtsträchtiger Ort von kultureller Bedeutung. Nun lädt es zu einem besonderen Veranstaltungsformat ein: Literarische Begegnungen im historischen Kapitelsaal.

Mit Schauergeschichten, die einst in der Spinnstube oder abends am Feuer erzählt wurden, beginnen die literarischen Begegnungen im Kloster Speinshart am Donnerstag, 13. Februar, mit dem "Klappermichl" von Erika Eichenseer. Bild: do
Mit Schauergeschichten, die einst in der Spinnstube oder abends am Feuer erzählt wurden, beginnen die literarischen Begegnungen im Kloster Speinshart am Donnerstag, 13. Februar, mit dem "Klappermichl" von Erika Eichenseer.

Weil das persönliche Miteinander so wichtig ist, möchte das Kloster Speinshart einen Raum für Begegnungen bieten. Die Veranstaltungen ermöglichen es, gemeinsam in die Welt der Literatur einzutauchen und sich bei einem Glas Wein mit den Vortragenden auszutauschen sowie andere Literaturinteressierte zu treffen. Immer am zweiten Donnerstagabend im Monat haben die Zuhörer die Gelegenheit, sich von den Worten und Erzählungen der Vortragenden inspirieren zu lassen.

Erste Lesung mit Erika Eichenseer

Bei der ersten Veranstaltung „Klappermichl“ entführt Erika Eichenseer in die schaurige Welt der uralten Sagen und Märchen, die der Archivar und Sammler Franz Xaver von Schönwerth in der Zeit der beginnenden Industrialisierung vor fast 200 Jahren gerade noch so vor der Vergessenheit bewahrt hat. Die Erzählungen selbst sind jedoch um ein Vielfaches älter und wurden an langen, dunklen Winterabenden bei der Heimarbeit in der Stube erzählt. Mit der zunehmenden Arbeitsteilung im Industriezeitalter veränderten sich Lebens- und Arbeitsstrukturen, Erzählräume und -gelegenheiten verschwanden und man vergaß diese alten Geschichten für immer.

Nicht so in der Oberpfalz. Denn Franz Xaver von Schönwerth reiste in entlegene Dörfer und Einöden, suchte nach Gewährspersonen und ließ sich erzählen, was sie noch wussten. Akribisch dokumentierte er das, was er gehört hatte. Doch im Gegensatz zu seinen berühmten Zeitgenossen, den Gebrüdern Grimm, verzichtete er darauf, die Märchen und Sagen dem Zeitgeschmack anzupassen und als anstößig oder sonst unpassend empfundene Eigenheiten umzuschreiben und abzumildern. Er beließ den rauen Charakter so, wie er es gehörte hatte – Märchen ohne Zuckerguss.

Doch diese Sagen kann man nicht vorlesen, man muss sie in eigenen Worten erzählen, also „sagen“. Erika Eichenseer kann und tut genau das. Musikalisch begleitet wird sie dabei von Agnes O. Eisenreich und ihrem Ensemble. Anschließend gibt es die Gelegenheit, bei Wein und Brot noch ein bisschen weiter zu erzählen. Vielleicht entstehen dabei auch neue literarische Bekanntschaften.

Die erste Lesung mit Erika Eichenseer findet am Donnerstag, 13. Februar, um 19 Uhr bei einem Eintrittspreis von 5 Euro statt und handelt von Schauergeschichten, die einst in der Spinnstube oder abends am Feuer erzählt wurden. Sie lehren das Fürchten und ziehen die Zuhörer noch heute mit wohligem Grusel in ihren Bann. Ihren Ursprung haben sie im östlichen Bayern, wo der Wald dunkel am Horizont steht, wo Seen und Moore mit unergündlichen Tiefen locken und man bei Gewitter meint, die Zwerge nach Schätzen graben zu hören. Uralte Märchen ohne Zuckerguss.

Weitere Lesungen folgen

Am Donnerstag, 13. März folgt um 19 Uhr eine weitere literarische Begegnung mit Grete Pickl, die mit dem Dialektpreis Bayern 2024 ausgezeichnet wurde. Grete Pickl liest Gedichte aus „ES KANN“, ihrem ersten Lyrikband. Schließlich dürfen die Besucher am Donnerstag, 10. April um 19 Uhr im Kapitelsaal auf die „Frauenschicksale“ von Marianne Ach gespannt sein. Eine eindrucksvolle Lesung mit einer feinfühligen Erzählweise aus den Romanen „Von gestern eine Spur“ und „Auch die Nacht hat eine Farbe“. Im Zentrum stehen die Schicksale von Frauen und die unterschiedlichen Wege, wie sie mit ihrem Leben und dessen Herausforderungen umgehen. Die Autorin gewährt tiefgehende Einblicke in die inneren Kämpfe ihrer Protagonistinnen. Eine berührende Auseinandersetzung mit Mut, Verlust und Hoffnung.

 
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