Speinshart
11.06.2018 - 14:07 Uhr

Musik zum Träumen

Sein Leben ist die Gitarre. Fabian Hinsche ist ein ganz Großer in der jungen deutschen Gitarristen-Generation. In Speinshart beweist er mit Werken eher unbekannter böhmischer Komponisten seine internationale Klasse.

Mit böhmischen und Wienerischen Klängen beeindruckt am Sonntagnachmittag in Speinshart der international  bekannte und anerkannte Stargitarrist Fabian Hinsche. do
Mit böhmischen und Wienerischen Klängen beeindruckt am Sonntagnachmittag in Speinshart der international bekannte und anerkannte Stargitarrist Fabian Hinsche.

(do) Fabian Hinsche genießt am Sonntagnachmittag die besondere Atmosphäre des Speinsharter Musiktempels. Die Sonne brennt zwar unbarmherzig auf die historischen Fenster des Musiksaales. Die Abdunkelung hilft ein wenig, dass der Stargast und die Hörerschaft bei dem von Thomas Englberger hochmusikalisch angekündigten Festival nicht „zerlaufen“. Während der Pause sind deshalb die Erfrischungsgetränke im kühlen Innenhof des Klosters umso köstlicher. Doch die feinste Kost serviert der Künstler. Fabian Hinsche huldigt den Böhmen in den Reihen der Gitarrenkomponisten. Das Konzert findet deshalb in Kooperation zwischen der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart und dem Sudetendeutschen Musikinstitut mit dem Bezirk Oberpfalz als Träger statt.

Viele Werke komponierender Gitarristen sind bis heute nicht gehoben worden. Immer wieder gibt es jedoch Funde, in denen in Vergessenheit Geratenes wiederentdeckt wird und heute zum Standartrepertoire gehört, wie zum Beispiel die Werke des österreichisch-böhmischen Komponisten Rudolf Leberl (1884 – 1952). Lebers Werke sind heute mehr als eine musikgeschichtliche Fußnote für das Gitarrenrepertoire. Aus seinen knapp 300 Gitarrenwerken-Solo wählte am Sonntag Fabian Hinsche einige Spezialitäten aus, die direkt vom Schauen und Staunen über die Fingerfertigkeiten des Künstlers auf 6 Saiten ins Ohr gingen. Mit eher intimen Klängen zauberte der Solo-Gitarrist die kulturelle Blüte des böhmischen Kosmos und seiner Musik in das Kulturjuwel der Speinsharter.

„Im Mondenschein“, „Ländler“, Nachtstück“ oder „Bange Stunde“ hießen einzelne Charakterstücke des Böhmerwäldlers, die Hinsche mit leidenschaftlicher Musikalität und mit wechselnden Stimmungsbildern bis zu einem fast unhörbaren Schlussakkord zu Gehör brachte. Immer wieder war es Rudolf Leberl, dessen Kompositionen sich der Künstler zuwandte, etwa mit „6 Tänzen“, feinfühlig, mit raffinierten rhythmischen Einlagen und Schwingungen vorgetragen.

Dieser Musik stellte der Gitarrist Werke eines echten Wieners zur Seite. Mit fast gleichen Lebensdaten stellte Fabian Hinsche Kompositionen von Ferdinand Rebay (1880 – 1953) vor. In ähnlicher Tonsprache wie der des Böhmerwäldlers interpretierte der Stargitarrist die „Träumereien“ des Wiener Musikprofessors, die Hinsche mit dem graziösen „Tanzlied“, mit einem schwärmenden „Liebeslied“ und dem forschen „Russischen Tanz“ ergänzte. Aus der Feder von Arthur Johannes Scholz (1883 – 1945) stammt die „Sonate Nr. 2“. Sie gehörte zu den Höhepunkten des 2. Konzertteils. Musik zum Träumen und entspannen berauschte die Hörerschaft. Beeindruckend die starke Klangwelt mit harmonisch weit schweifenden spätromantischen Formen, die Hinsche seinem wertvollen Instrument entlockte.
Für das innig lauschende Publikum gab es noch einen zartfruchtigen und erfrischenden Zaubertrunk zum „Fünf-Uhr-Tee“. Fabian Hinsche bot aus „12 Mysterien für Gitarre“ einen bezaubernden Dialog zwischen Saiten und flinken Fingern. Thema war die Geschichte eines einsamen Menschen, der durch seine Gitarre eine mystische Welt entdeckt. Der Komponist Lars Wüller (*1975) widmete seine „12 Mysterien für Gitarre“, einem surrealen Erlebnis aus Gitarrenklängen, eben diesem Stargast Fabian.

Der Gitarrist nutzte das Konzert, um besonders spektakulär nach den Stücken „Cumulus“ und „Momentum“ die „Elegy oft he machine“ zu inszenieren, bei der das Instrument, mit Klammern und Streichhölzern präpariert, ein mechanisches Hintergrundticken hören ließ, dass einer modernen Bürowelt ähnelte, wie Hinsche in seiner Anmoderation bemerkte. Der stürmische Beifall der Besucher war wohlverdient.

Info:

Deutscher Gitarrist mit vielen Preisen

Fabian Hinsche ist als einer der erfolgreichsten deutschen Gitarristen Gewinner und Preisträger zahlreicher Gitarrenwettbewerbe in ganz Europa. Seine internationale Konzerttätigkeit führte ihn als Solist sowie im „Mare Duo“ durch zahlreiche Länder Europas, Asiens und Amerika. Fabian Hinsche unterrichtete als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln mit Standort Wuppertal, an der Heinrich-Heinze-Universität zu Düsseldorf sowie momentan an der Musikschule Konservatorium Zürich. (do)

 

 

 
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