Die internationale Besetzung des Festivals führt zur Begegnung mit Orient und Okzident, Judentum, Christum und Islam und auf vergangene Kulturen, die Neues schaffen. In den verschiedenen Projekten sind es aus Syrien stammende Musiker, die heute in ihrer neuen Heimat Deutschland erfolgreich Herzen öffnen für ihre musikalische Heimat, nämlich die arabische Musiktradition. Sie begegnen Bayern, die die Tradition der Volksmusik auf das Lebendigste in die Zukunft entwickelt, aber auch „bayerischen Cowboys“, die ihr Herz an amerikanischen Bluegrass und an Country-Music verschenkt haben.
Die tiefe Sehnsucht nach der eigentlichen Heimat beschwört die Mythen und die Musik des Wilden Westens, einen Raum, der offen war für alle Träume. Diese Träume verwirklichen am Sonntag in Speinshart mit einem genialen Dreiklang die „Munich String Band“, das arabische „Ogaro Ensemble“ mit arabisch-mediterraner Werken und geistliche Musik von Solisten, die den Festgottesdienst aus Anlass von Mariä Himmelfahrt mitgestalten.
In Speinshart entstehen in der Klosterkirche und im Klostergasthof „neue Pilgerpfade ins Paradies“, so der Veranstaltungstitel. Diesen musikalischen Weg der Begegnung beschreibt Thomas Englberger, Leiter der Internationen Begegnungsstätte Kloster Speinshart, mit einer Pilgerfahrt, die durch die Kraftquelle der Musik gespeist wird. Eine solche Stätte der Kraft entdeckt Englberger in diesen Wochen im Kloster Speinshart.
Was aus diesen Kraftexplosionen entsteht, demonstrieren Künstler aus Syrien, Griechenland, Tunesien, Serbien, den USA und Deutschland. Schon zu Beginn des Festtages erklimmt das Duo Radoslava Vorgis (Sopran) und James Young (Bass) vokale Höhen. Begleitet von Mariann Kerenyi an der Steinmeyer-Orgel erklingen im Marien-Gottesdienst in betörenden Klangfarben Kompositionen von Bach, Mozart und Dvořák. „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“ versichert die Sopranistin Vorgis, um dann vor dem Evangelium das „Halleluja“ aus Mozarts „Exultate, jubilate“ anzustimmen. Zur Kommunion ist es dann James Young, der mit sonoren Tonmalereien aus „Biblischen Liedern“ von Antonin Dvořák die Eucharistiefeier begleitet.
Ganz andere Saiten zieht die „Munich String Band“ auf. Im Klostergasthof schlägt die Mandoline lässig den Rhythmus, die Gitarre peitscht nach vorne, der Bass groovt einem Güterzug gleich, eine Fiddle setzt ein und das Banjo rollt. Und über all dem erheben sich fünf Stimmen zum Harmoniegesang. Das ist Bluegrass, wie ihn das Publikum schon lange nicht mehr gehört hat. Ein Sound, der Energie ausstrahlt.
Die Band, das sind Philipp Schöppe, Rico Waldmann, Paul Solecki, Gabriel Mc Caslin und Philip Bradatsch. Die Besucher wähnen sich im Wilden Westen. Die Fünf zaubern so etwas wie Pub-Atmosphäre in den altehrwürdigen Klostergasthof. Zur mitreißenden Live-Show gehören Titel wie „Hong Kong Blues“, der Gospelsong „My Rock“ und „Shadow of a Man“.
Zunächst für den Innenhof des Klosters geplant, erklingt wegen eines Regenschauers auch in der Klosterkirche Unerhörtes. In der besonderen Atmosphäre des barocken Kleinods lauschen die Zuhörer arabischer und griechischer Musik. Während Europa die Grenzen für Migranten schließt, beweisen Laila Mahmoud, Abathar Kmash und Amjad Sukar mit Oud, Violine und Perkussion die starke Verbundenheit der Musik des Orients und des Okzidents.
Mit Liedern wie das „Ägyptische Mädchen“ oder „Matia Mou“ schwärmt Chrisa Lazariotou in stimmungsvoller Wiedergabe von der griechischen Seele. Dem Sänger und Festival-Stammgast Abdalhade Deb bleibt es vorbehalten, in berührender Romantik und mit ungewöhnlichen Klangfärbungen und Gesten das orientalische Flair noch zu verstärken. Erwartungsfroh kann die Speinsharter Musikgemeinde auf das nächste Wegstück dieser „Pilgerreise ins Paradies“ hoffen.





















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