Speinshart
21.01.2019 - 13:59 Uhr

Musikalische Purzelbäume

Erwärmende Musik im Eisschrank - ein neuer Spleen? Nix da. Die fröstelnden Konzertbesucher erleben am Sonntagnachmittag in der Klosterkirche musikalischen Wohlklang. Basalt Brass erwärmt so zumindest die Herzen des Publikums.

Warme Klänge in kalter Kirche bestimmen am Sonntagnachmittag das Konzert von Basalt Brass in der überfüllten Klosterkirche Speinshart. Das Ensemble glänzt mit viel musikalischem Gefühl. Bild: do
Warme Klänge in kalter Kirche bestimmen am Sonntagnachmittag das Konzert von Basalt Brass in der überfüllten Klosterkirche Speinshart. Das Ensemble glänzt mit viel musikalischem Gefühl.

So viele Leute bei diesen Temperaturen? Thomas Englberger, Leiter der Internationalen Begegnungsstätte, entschuldigte sich quasi für den Eiskeller Klosterkirche. Gleichzeitig versprach er Entschädigung. Die Musik von Basalt Brass sollte die Besucher im überfüllten Kirchenraum mit "Euphonium meets Piano", so der Titel des Nachmittagsvergnügens, wieder auf Temperatur bringen. Und wie! Schon die ersten Klangvariationen der vier Blechbläser samt Pianisten verhießen ein musikalisches Erlebnis.

So ungewöhnlich der Titel "Euphonium meets Piano", so ungewöhnlich war auch das Programm. Ein Euphonium, was ist das?, fragten sich viele Besucher. Das Euphonium-Trio Marius Lentes, Stefan Schmalzl und Werner Schreml blieb gemeinsam mit Bassist Patrick Oroudji und Pianist Karl-Heinz Kuhl die Antwort nicht lange schuldig. Die Hörerschaft erlebte ein etwas anderes Konzert, in dem die Künstler mit den tiefen, warmen Klängen des Euphoniums ergreifend schön brillierten und auch Bass und Piano dem Konzert dramatische Kraft verliehen.

Im Gegensatz zu großen Ensembles bot sich für das Quintett die Möglichkeit, in innerer Harmonie und melodischer Perfektion einen meisterlichen Klangsound zu entwickeln. Zudem gelang den vier Blechbläsern und dem Pianisten eine glückliche Mischung meditativer und zärtlicher Klangelemente mit virtuos rasanten musikalischen Feuerwerken. Schon der Einstieg versprach Spektakuläres. Ludwig van Beethovens "Yorkscher Marsch" erinnerte an den Beginn des Großen Zapfenstreiches der Bundeswehr. Ein furioser Auftakt, dem das Bläser-Quartett mit dem "Ungarischen Tanz Nr. 5" von Brahms gleich eine weitere schwungvolle Einlage folgen ließ. Wortwörtlich atemberaubend glänzte Schreml in Begleitung des Klaviers mit dem Allegro-Maestoso-Satz in "Fantaisie Brillante". Das Stück verlangte professionelle Finger- und Atemtechnik. Man mochte versinken in den warmen und weichen Tönen, die das Publikum umfingen.

Als "Napoli" erklang ein bekannter Ohrenschmaus. Marius Lentes berauschte die Besucher mit dem temperamentvollen "Canzone Napolitana con Variazoni". Mit dem gefühlvollen Traditional "Aura Lee" ließ das Ensemble den Charakter amerikanischer Bürgerkriegssongs aufblitzen. Ganz im Gegensatz dazu stand der locker, leichte "Jazz Waltz No. 2" des berühmten russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Stefan Schmalzl war es danach vorbehalten, als Solist mit dem "Song for Ina" von Philip Sparke zu glänzen.

Ummantelt mit moderner Rhythmik und Melodik ging es weiter. Die vier Blechbläser und der Pianist verschmolzen in der Melodie eines Beatle. Paul McCartney nahm gemeinsam mit Stevie Wonder einen Song auf, der als "Ebony and Ivory" zu einem Nummer-Eins-Hit wurde. Ein Hit war das Lied vom schwarzen Ebenholz und dem weißem Elfenbein auf schwarz-weißen Klaviertasten auch mit Basalt Brass. Ein Song, der in Speinshart mit glockenreiner Harmonie erklang. Schließlich war Pianist Karl-Heinz Kuhl mit virtuoser Rasanz in seinem Element, als er mit "Sans Mots" und "August in Paris" putzmuntere musikalische Purzelbäume schlug. Auch die Tuba meldete sich in seiner Mächtigkeit. Spielerisch leicht, kraftvoll und wieder zärtlich und schmeichelnd bezauberte Patrick Oroudji mit "Sicilienne" aus der Feder von Gabriel Fauré.

In den Schlussstücken, etwa in "What a wonderful world" von Louis Armstrong und mit dem "Don't stop believing" der Gruppe Journey sowie bei den selbstverständlichen Zugaben, demonstrierte Basalt Brass noch einmal virtuose Dynamik und Eleganz. Mit einer Fülle blastechnischer Schwierigkeiten beladen, überzeugten die Bläser und der Pianist mit melodischer Perfektion und bemerkenswerter Bandbreite. Der begeisterte Beifall des Publikums war wohlverdient und ein Glas Glühwein bei der Begegnung im Kreuzgang eine zusätzliche Labsal.

Mit einer professionellen Finger- und Atemtechnik meistert Werner Schreml im Zusammenspiel mit Karl-Heinz Kuhl am Klavier das Allegro Maestoso der „Fantaisie Brillante“. Bild: do
Mit einer professionellen Finger- und Atemtechnik meistert Werner Schreml im Zusammenspiel mit Karl-Heinz Kuhl am Klavier das Allegro Maestoso der „Fantaisie Brillante“.
Hintergrund:

Das Euphonium (griechisch für „wohlklingend“) gilt als Violoncello der Blechblasinstrumente. Die warmen, weichen Klänge der Instrumente erinnern an die Harmonie böhmischer Blasmusik. Doch die Möglichkeiten des Euphoniums sind viel breiter angelegt. Das Instrument kommt sowohl in der Volksmusik als auch in symphonischen Blasorchestern sowie in Brass- und Big-Bands zum Einsatz.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.