Speinshart
15.10.2018 - 14:55 Uhr

Musikalisches Bergsteigen

Die tschechische Tanzszene ist reichhaltig und von ästhetischer Vielfalt. Das beweist in Speinshart ein ungewöhnliches Musik- und Tanzprojekt.

In einem ungewöhnlichen Musik- und Tanzprojekt demonstrierten die tschechischen Künstler Michal Záhora (Choreograf) und Petr Sporcl (Cellist) in der mystisch beleuchteten Speinsharter Wieskapelle eine spannende Tanzperformance in Vollendung. Bild: do
In einem ungewöhnlichen Musik- und Tanzprojekt demonstrierten die tschechischen Künstler Michal Záhora (Choreograf) und Petr Sporcl (Cellist) in der mystisch beleuchteten Speinsharter Wieskapelle eine spannende Tanzperformance in Vollendung.

"Tanz ist im Allgemeinen die komplexeste Angelegenheit. Er umfasst Körper, Geist und Seele zur gleichen Zeit. Diese Einzigartigkeit des Tanzes ist es, die das Leben lebenswert macht", sagt Michal Záhora. Gemeinsam mit dem Cellisten Petr Sporcl präsentierte das Duo in der Wieskapelle "Concert for HER", so der Titel des Abends.

Das Publikum konnte zu ungewöhnlicher Zeit ein faszinierendes Zusammenspiel zwischen stillen Bewegungen, Stimmungen, Gefühlen, Distanz und Tönen erleben. Mit dem Künstler harmonierten Cellist Petr Sporcl und der Lichtdesigner Jan Kmárek und schufen am Freitagabend frappierende Sinnestäuschungen. Ja - es war ein Fest für die Sinne, zu dem schon der mit vielen Kerzen ausgeleuchtete Weg vorbei an der Klosterkirche zur Wieskapelle einlud.

Kurzfristig war auf Wunsch der Künstler das Tanzkonzert aus dem Altarraum der Klosterkirche in die Kapelle verlegt worden. Die malerische Ausleuchtung des Veranstaltungsraumes, eine stimmungsvolle musikalische Begleitung durch Petr Sporcl und ein brillanter Tänzer Michal Záhora, barfuß auf kalten Fließen und in düsteres Schwarz gehüllt, schuf eine mystische Szenerie. "Tanzperformance mit Cello solo" war auch die Überschrift des "Concert for HER". Genau wie Bergsteiger, die die Gipfel des Hochgebirges erobern wollen, brauchen auch die Musiker Herausforderungen. Für die Musikbegleitung des Tanzprojekts wählte im übertragenen Sinn der Cellist das Himmelsstürmer-Beispiel.

Bachs Sonaten, Suiten und Partiten für Cello solo haben bereits die Technik und Musikalität vieler Cellisten auf die Probe gestellt. Die Gesamtperformance stellte an Sporcl melodisch wie thematisch hohe Anforderungen. Die Dramaturgie des Abends veranlasste zu zärtlichen und verträumten Klanggemälden, zum Weinen und klagen. Kraftvolle Passagen von intensiver Spannung wechselten mit wunderbar lyrischen Momenten, die verstärkt wurden durch unendlich mystische Lichtgewitter. In stilistischer Reinheit meisterte der Künstler nicht nur Bachs Werke. Einzigartig interpretierte Sporcl auch die Musik von Petr Hejný, György Ligeti und Odrej Stochl. Kein Wunder, zählt der Künstler zu den führenden zeitgenössischen Cellisten der tschechischen Musikszene. In beeindruckender Harmonie zwischen Körper und Seele ging auch Michal Záhora in seiner Rolle als Choreograf und Tänzer auf. Ein fesselndes Erlebnis, dass die leider nur wenigen Besucher mit viel Beifall honorierten.

 
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