Jedes Konzert ist eine Einladung, neue musikalische Welten zu entdecken, wie es der französische Virtuose Philippe Cornier beweist. Am Tag der Deutschen Einheit bestand die Gelegenheit, einem Gitarristen zu lauschen, der die Besucher in die Welt der Saiten entführte. „Granada“ hieß das Programm mit anmutigen Werken aus der Renaissance, der Klassik und des Barock bis zu zeitgenössischen Partien. Entzückt reagierte das Publikum im wiederum überfüllten Musiksaal des Klosters auch auf die temperamentvollen spanischen Rhythmen und auf den Liebreiz der Tangomusik.
Schon die ersten Klänge brachten das Flair von Weite, Lebensfreude, Poesie und Sehnsucht in das Kloster-Ambiente. Mit der unglaublichen Klangvielfalt seines Instruments stellte der Künstler seine große stilistische Bandbreite unter Beweis. Kein theatralischer Ausdruck, keine großartigen Bewegungen: Philippe Cornier spielte zum Nationalfeiertag der Deutschen mit beseelter Hingabe, die zutiefst inspirierte. Das Publikum war sich schon nach den ersten Werken einig: hier spielt einer der großen klassischen Gitarrenvirtuosen der Gegenwart. Für das Konzert am Tag der Deutschen Einheit hatte Cornier ein Programm zusammengestellt mit Klassikern seines Faches, wie etwa zwei Préludes des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos. Einer schillernden Persönlichkeit, wie der Künstler bemerkte. Ein Stück habe Villa-Lobos für eine seiner acht Ehefrauen komponiert. Nach diesen verführerischen musikalischen Reibungen schenkte der Stargitarrist dem Publikum temperamentvolle spanische Klänge. Eine Glut der Leidenschaft übertrug sich schon während der Barcarole aus der Mallorca-Suite von Isaak Albeniz auf die Hörerschaft. Andalusische Flamenco-Rhythmen interpretierte Philippe Cornier genauso gekonnt wie Manuel de Falla impressionistisch angehauchte Komposition „Pour le Tombeau de Claude Debussy“.
Der Solist inszenierte Klangwelten voller Liebreiz und Temperament. Mal ungewöhnlich mit geklopften Rhythmen auf dem Gitarrenkorpus, dann wieder ganz und gar liebevolle und zärtliche Saitenklänge, so konnte das klingen. Spannend und spannungsvoll. Die Vielfalt der Titel war beeindruckend. Zwischendurch war Aufklärung des Künstlers von Nöten, um den romantischen Melodienreigen besser zu verstehen. Thomas Englberger übersetzte vom französischen ins Deutsche.
Das Erbe der großen klassischen spanischen Schule wurde in weiteren Stücken, etwa in Isaac Albéniz „Sevilla“ oder in „Cancion y Danza“ von Antonio Ruiz-Pipó deutlich. Durchtränkt vom Geist des Flamenco verführte Cornier die Besucher in „sein“ Andalusien. Auch Domenico Scarlatti und Johann Sebastian Bach kamen zu Ehren. Weltmännisch interpretierte der Künstler zudem Variationen des Japaners Yuquijiro Yocoh. Mit „Koyunbaba“ war auch der Italiener Carlo Domeniconi vertreten. Das Stück orientierte sich an der Musik türkischer Derwische. Ein Fingerzeig für Thomas Englberger, die Musikfreunde schon auf das nächste Konzert zum Rosenkranzfest am Sonntag, 7. Oktober hinzuweisen. Dann heißt das spannende Thema: „Tango trifft auf Orient“. Das Publikum quittierte das Vergnügen zum Nationalfeiertag mit herzlichem Beifall. Eine Zugabe war selbstverständlich.
Der französische Gitarrenvirtuose Philippe Cornier ist ein ganz Großer der Musikszene. Geboren in Nimes, wurde Philippe Cornier schon früh von keinem Geringeren als Nate Price, der zusammen mit Louis Armstrong auftrat, in das Gitarrenspiel eingeführt. Später vervollkommnete Cornier sein Spiel in der Klasse von Javier Queveda an der Ecole Normale de Musique in Paris. Cornier ist beseelter Gitarrist mit Vorliebe zur klassischen spanischen Schule. Seine Begabung verschaffte ihm rasch Zugang zu den großen internationalen Konzertorten für Gitarristen, zu denen Canterbury, Prag, Aix-en-Provence, Marseille, Montpellier und viele mehr zählen. (do)













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