Speinshart
05.09.2022 - 15:14 Uhr

Saitensprünge im Kloster Speinshart

Wozu doch ein himmlisches Instrument alles inspiriert. Silke Aichhorn und ihr "Instrument der Engel" zeigen am Sonntagnachmittag Wirkung. Ein Zauber aus zarten Klängen lädt zum Tagträumen ein.

Golden glänzend wie die Spätsommersonne, die den barocken Musiktempel des Klosters eine „himmlische Atmosphäre“ verleiht, zaubert eine fabelhafte Silke Aichhorn „Engelstöne“ in den wohl schönsten Saal des Klosters. „Harfe von Barock bis Jazz erleben“, heißt das anspruchsvolle Programm der Harfenistin.

Schon das Buch der Künstlerin vom Chiemsee gibt Aufschlüsse über ihr musikalisches Lebensmotto. „Lebenslänglich frohlocken“ teilt Aichhorn darin mit. Dieses „Frohlocken“ erfüllt auch den Musiksaal der Prämonstratenserabtei. Aichhorn gehört als Solistin wie Kammermusikerin zu den gefragtesten und vielseitigsten Harfeninstinnen in Europa. Mit ihrem umfangreichen Repertoire wird sie regelmäßig zu Fernseh- und Rundfunkaufnahmen eingeladen. Von der Bundesregierung mit dem Titel als „Kultur- und Kreativpilotin“ ausgezeichnet, umfasst ihre Diskographie aktuell 29 CDs. Seit 2016 ist sie Geschäftsführerin des Regionalwettbewerbs Südostbayern von „Jugend musiziert“. Zu ihren Erfolgen gehört auch eine Welterstaufführung beim Welt-Harfenkongress in Honkong.

Meditative Klänge

Aichhorn stellt in Speinshart unter Beweis, das die geheimnisvollen Schwingungen leiser Töne nicht ermüden. Im Gegenteil. Das sinnliche Spiel beflügelt. Verführerisch meditativ ergänzt die Harfenistin ihr Spiel mit unnachahmlicher Natürlichkeit und Authentizität. Ihre musikalische Botschaft ist das Wiederentdecken eines königlichen und biblischen Instruments. „Wenn ein Engel musiziert, ist das Balsam für die Seele“ lautet einer ihrer Bonmots.

Die Besucher im vollbesetzten Musiksaal lauschen der verzückenden Tonakrobatik, die Aichhorn mit acht Fingern perfekt beherrscht. Sanft und zärtlich, verführerisch besinnlich ist der erste Teil des Konzerts. Eine Reise durch die Harfenliteratur. Große Komponisten zeigten zwar wenig Interesse, Stücke für das königliche Instrument zu schreiben. Harfen-Akrobaten ließen sich deshalb von Klaviernoten inspirieren. Ein gelungenes Arrangement auch für den großen Georg Friedrich Händel. Silke Aichhorn brilliert mit dem „Einzug der Königin von Saba“.

„Harping on a Harp“

Angelehnt an die Klassik bezaubert die Harfenistin auch mit Marcel G.L. Grandjanys „Fantaisie über ein Thema von Josef Haydn“. Die „Serenade sur une melodie de Franz Schubert“ und Bedrich Smetanas romantische „Moldau“ mit rauschenden Wassern, Bauernhochzeiten, Jagdenlärm, Mondenschein und böhmischen Burgen verführen zu tausend Träumen. Dem „La Source“ von Alphonse Hasselmans und „Life is Flashing“ von Uno Alexander Vesje folgen „Dumka“ von Vasyl Barvinsky und „Impromptu Op. 9“ von Gabriel Pierné. Das Konzert auf den goldenen Saiten der Konzertharfe endet schließlich mit Robert Maxwells „Harping on a Harp“. Ein berauschender Schlussakkord mit stürmischem Beifall war der Künstlerin gewiss.

 
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