Speinshart
14.12.2020 - 16:42 Uhr

Sorgenvolle Mienen trotz Speinsharter Funkmast-Kompromiss

Die elektromagnetische Strahlung von Mobilfunk-Stationen sorgt in Speinshart für Ängste. Diese werden auch bei der Debatte im Gemeinderat um einen Standort bei Haselhof deutlich.

Ein hoher Baumbestand, wie zum Beispiel rund um den Funkmast auf dem Netzaberg bei Eschenbach, soll teilweise den Blick auf den künftigen Sendemasten im Gemeindewäldchen bei Haselhof verdecken. Bild: do
Ein hoher Baumbestand, wie zum Beispiel rund um den Funkmast auf dem Netzaberg bei Eschenbach, soll teilweise den Blick auf den künftigen Sendemasten im Gemeindewäldchen bei Haselhof verdecken.

Das Smartphone sucht nach Netz, das Tablet hat keinen Empfang, der W-Lan-Router blinkt und die Hochspannungsleitung knistert vor der Wohnung: Im Alltag machen sich die einen darüber kaum Gedanken. Andere sorgen sich vor den gesundheitlichen Auswirkungen und nutzen trotzdem den technischen Fortschritt weiter. Im Eiltempo schreitet der Mobilfunk-Ausbau voran. „Wir müssen alle Funklöcher schließen“, sagt die Telekom. Dieser Entwicklung könne man sich auch nicht im Raum Speinshart entziehen. Ein Funkmast-Standort ist längst ausgewählt. Im Einvernehmen mit der Gemeinde soll er nahe des Weilers Haselhof mitten in einem Gemeindewäldchen errichtet werden. Zwischen den Baumwipfeln von Fichte und Kiefer fällt er kaum noch auf, argumentiert der Telekommunikationsriese und auch die Entfernung zur kleinen Ortschaft sehen die Experten der Telekom unproblematisch.

360 Meter von der Wohnbebauung entfernt

Doch sorgenvolle Mienen im Gemeinderatsgremium verhinderten bei einem ersten Anlauf zur Genehmigung des Standorts mitten im Gemeindewald im August 2020 einen Ratsbeschluss. Der Rat wünschte sich mehr Aufklärung. Antworten gab es in einer Versammlung mit dem Gemeinderat und mit den Anwohnern der Ortschaft von Christian Blenk, Kommunalbeauftragter der Telekom für die Oberpfalz und Niederbayern. Grundsätzlich neue Erkenntnisse zur Standortwahl hätten sich aus der Diskussion nicht ergeben, verriet Bürgermeister Albert Nickl. Der Bürgermeister verwies allerdings auf Bemühungen, den Standort des Mobilfunkmasts weiter von den Haselhofern abzurücken. Daraus seien aus 220 Meter Entfernung zum Ort nun 360 Meter geworden, teilte der Gemeindechef mit. Ein gänzlich anderer Standort gefährde die angestrebte Verbesserung der Funkversorgung, warnte der Bürgermeister.

Gute Funkversorgung gehört zum mobilen Standard

Albert Nickl verwies zudem auf eine zweite Informationsveranstaltung mit Dr. Thomas Kurz vom Landesamt für Umwelt. Der Physiker und Experte für elektromagnetische Felder habe insbesondere das Thema der „Strahlungswolken“ beleuchtet und keine Gefährdung der Bevölkerung durch die Strahlungsbelastung von Funkmasten gesehen. Im Gegenteil: Ein besserer Empfang bedeute auch weniger Strahlung.

Der Bürgermeister warb deshalb intensiv für die Akzeptanz des geplanten Standortes und bei den Haselhofern um Verständnis: „Besser ein 40 Meter hoher Funkmast, der nur 15 Meter über die Waldwipfel hinausreicht, als ein riesiges 200 Meter hohes Windrad.“ Haselhof genieße bereits den Vorteil einer Topversorgung mit Glasfaser. Genauso wichtig sei jedoch eine gute Funkversorgung der gesamten Bevölkerung, wie zum Beispiel für das Arbeiten zu Hause im Homeoffice, für öffentliche Einrichtungen und für Rettungskräfte. Es gehe deshalb um die Interessen der gesamten Gemeinde, stellte Nickl klar. Eine Top-Funkversorgung trage auch dazu bei, die Kommune zukunftssicher zu machen.

Dauerhafte Vorteile

Ein Appell, den der Rat ganz überwiegend positiv bewertete. „Die Bevölkerung braucht hochwertige Kommunikationsmöglichkeiten“, befand Christian Höllerl. Deshalb könne man sich dem Mobilfunkausbau nicht entziehen. Ein eigener Mobilfunkstandort bringe der Bevölkerung dauerhaft viele Vorteile. Positiv wertete Höllerl die Bereitschaft der Telekom und der Funkturm-Tochter, bei der Standortwahl deutlich weiter als zunächst geplant von Haselhof abzurücken. Der mitten im Wald geplante Standort trage auch dazu bei, das Landschaftsbild nicht besonders negativ zu beeinflussen.

Gabriele Scherl mahnte trotzdem zur Vorsicht. „Man fühlt sich beim Thema unwohl, auch wenn alle Standortfakten für eine bessere Versorgung sprechen.“ Scherl gab zu: „Ein Funkmast weckt viele Emotionen.“ Aus Solidarität mit den Haselhofern könne sie allerdings der Standortwahl nicht zustimmen, so die CSU-Gemeinderätin. Dagegen urteilte FW-Rat Holger Götz: „Dem Fortschritt sollte man nicht im Wege stehen.“ Schließlich plädierte die Ratsversammlung gegen die Stimmen von Gabriele Scherl und Martin Rodler für die Standortauswahl der Deutschen Funkturm GmbH in einer Entfernung von 360 Metern westlich der Ortschaft Haselhof und beauftragte den Bürgermeister zum Abschluss eines Pachtvertrags.

Das Risiko liegt direkt am Ohr oder am Schreibtisch

Damit der Netzbetreiber überhaupt einen Funkmasten bauen kann, braucht es eine Sicherheitsbescheinigung, zitierte Bürgermeister Albert Nickl aus einer Stellungnahme von Kurz vom Landesamt für Umweltschutz. Darin sind Grenzwerte und Sicherheitsbereiche geregelt. Beim Funkmasten gebe es eine Hauptstrahlrichtung. Der Sicherheitsbereich bei einem Masten mit 40 Meter Höhe wie in der Gemeinde Speinshart geplant beginne direkt an den Antennen. Der Mast sei in der Regel, wenn überhaupt, das kleinere Problem, betonte der Physiker. Im Blickpunkt stehe stets das Endgerät, wie etwa das Mobiltelefon. Weil man das Handy oder Smartphone immer nahe am Körper habe, beispielsweise in der Hosen- oder Jackentasche oder zum Telefonieren am Ohr, wirke dies mehr auf den Menschen ein, als der Funkmast selbst. Die elektromagnetische Strahlung der Funkmasten sei gut untersucht, bemerkte Kurz, erinnerte an unzählige Sendemasten in den Stadtzentren und verwies auf bisherige Studien, die keinen Hinweis auf Restrisiken geliefert hätten.

Speinshart19.11.2020
 
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