Speinshart
04.08.2024 - 10:36 Uhr

Bei Speinsharter Konzerten leuchtet die Seidenstraße bis nach Südamerika

Ein nahezu weltumspannender Bogen von Indira Gandhi bis zum südamerikanischen Tango war am Freitag in Speinshart zu hören. Zu Gast in der Klosterkirche war bei der jungen Orchesterakademie das Jugendkammerorchester Turkmenistan.

Inspirierende Klangverlockungen aus dem zentralasiatischen Raum, jubelnd und dann wieder feinsinnig und filigran erfüllten am Freitagabend die Speinsharter Klosterkirche. Die „Zukunft“, so der Leitgedanke des Bayreuther Festivaltreffens junger Künstler, offenbarte sich auch beim Sommerkonzert in Speinshart mit einem starken Signal der Hoffnung und des Aufbruchs.

Mit einem bemerkenswerten musikalischen Gespräch suchte das Jugendkammerorchester Turkmenistan mit viel Leidenschaft nach musikalischen Antworten, die Welt ein bisschen friedlicher zu gestalten. Vielleicht eröffnen auch die verschlungenen Wege der Seidenstraße Chancen, inmitten tiefer gesellschaftlicher Spaltungen diesem Ziel mit einem Bewusstsein für das Wahre, Gute und Schöne näher zu kommen.

Da war es auch kein Zufall, dass zur „Festlichen Serenade“, so der Konzerttitel, die Künstler/innen im Gedenken an die ermordete Premierministerin Indiens das „String Quartet No. 2 in memory of Indira Gandhi“ intonierten. Eine Komposition des berühmten Turkmenen Chary Nurymov. Ein monumentales Stück mit tragischer Intensität, das in allen Melodie-Fragmenten gegen Gewalt und Grausamkeit protestiert.

„Wir verneigen uns vor einer Frau, die tapfer ihr Herz öffnete, um die Freiheit und Zukunft ihres Landes zu verteidigen“, hieß es in der Anmoderation. Der einzige Weg, den Frieden für künftige Generationen zu bewahren, bestehe darin, in Frieden zu leben und mit der Musik den Geist des guten Willens in die Welt zu tragen.

In diesem Sinne gestaltete Selbi Ovezova (Flöte), Yusup Ovezov (Klarinette), Bahram Dolyyev (Violine I), Seyran Atanyyazov (Violine II), Toyli Yagshyyev (Viola), Yusupgeldi Gandymov (Violoncello) und Begli Muhammedow (Kontrabass) ein „Zauberspiel“ mit Saiten und Holz. So glänzte zum Beispiel Yusup Ovezov, der Solo-Klarinettist des Ensembles, bei Heinrich Joseph Baermanns „Clarinet Quintet No. 3“, um Wahrheiten über das Leben zu verkünden. Todtraurig und dunkel, dann wieder voller Süße und Sehnsucht nutzte der Künstler sein Werkzeug. Dazu ein Ensemble, das sich auch vor Wolfgang Amadeus Mozarts feinem Kammermusiksatz „Flötenquartett D-Dur KV 285“ aus jungen Jahren des Komponisten verneigte. Ein lustvolles Musizieren, empfindsam und dann doch wieder mit dynamischen Kontrasten.

Mit dem großen Projekt „Latino Sacro“ liegt ein Fokus des Festivals auch auf Musik aus Lateinamerika. Für das kleine Kammerorchester ein Anlass, einen „Saitenwechsel“ vorzunehmen. Fortan hieß es Olè. Die Turkmenen widmeten sich südamerikanischer Musikkultur. Mit Variationen von Astor Piazzolla eine gute Programmwahl. Mit einer Hommage an den argentinischen Tango-König wurde mit „Revirado“, „Histoire du Tango I. Bordel 1900“, „Oblivion and Tango Adios Nonino“ und „Histoire du Tango III. Nightclub 1960“ zelebrierten die Künstler einen lustvollen Schlussakkord voller Leidenschaft und Wärme. Ein himmlischer Abschluss, dem Zugaben und eine freundschaftliche Begegnung bei Klosterbier- und Wein in der Abtei folgten.

 
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