Speinshart
15.03.2021 - 13:30 Uhr

Speinsharts saurer Apfel: Gemeinderat geht Dauerproblem Bauschuttdeponie an

Der Kummer war schon bei der Eröffnung vorprogrammiert. Seit Ende der 1980er Jahre in Betrieb und vor einigen Jahren geschlossen, ist die ehemalige Bauschuttdeponie für die Gemeinde ein gewaltiger Klotz am Bein.

Der Umwelt zuliebe ist die gemeindeeigene Bauschuttdeponie seit fünf Jahren geschlossen. Nun segnete der Gemeinderat die Planungen für das Stilllegungsverfahren ab. Bild: do
Der Umwelt zuliebe ist die gemeindeeigene Bauschuttdeponie seit fünf Jahren geschlossen. Nun segnete der Gemeinderat die Planungen für das Stilllegungsverfahren ab.

War es ein Schnellschuss, vor über 30 Jahren den Gemeindebürgern ein Gelände zur Lagerung von Bauschutt zur Verfügung zu stellen? Aus heutiger Sicht würden Bürgermeister und Rat die Entscheidung von damals bestimmt rückgängig machen. Meist sind mit dem Betrieb einer eigenen Deponie der Umwelt zuliebe erhebliche Folgelasten verbunden. So auch in Speinshart.

Schon 2015 hatte das Landratsamt die Stilllegung des zirka 6000 Quadratmeter großen Areals nordöstlich des Klosterdorfes angeordnet. Gedacht war das Gelände zur Endlagerung von Bauschutt. Die Gemeinde wollte in Zeiten des Baubooms und entstehender zentraler Deponien zur Abfallentsorgung den Bürgern die Möglichkeit bieten, unbelasteten Erdaushub und unauffälliges Bauschuttmaterial auf kurzem Wege kostengünstig zu entsorgen. Eine gut gemeinte und bürgernahe Entscheidung, die sich fast 30 Jahre später als Bumerang erweist.

Hohe Nitratwerte

Strengere Umweltbestimmungen mit einer einhergehenden Verschärfung der Deponievorschriften versetzten dem Eigenbetrieb schon 2015 den Todesstoß. Bis dahin war neben unverdächtigem Material auch das Einlagern von leicht belasteten Stoffen erlaubt, stellte Bürgermeister Albert Nickl im Gemeinderat klar. Trotzdem erweist sich nun die Altdeponie als Belastung. „Wir haben einen Klotz am Bein“, gab der Bürgermeister zu. Der Klotz erweist sich erst recht nach Grundwassermessungen als Koloss. Bei den von den Fachbehörden angeordneten Messungen seien zunächst unerklärlich hohe Nitratwerte festgestellt worden, so Nickl. Laut Expertenmeinung stammten sie vermutlich von Brandschutzresten. Das Deponie-Sickerwasser werde deshalb auf unbestimmte Zeit weiter beobachtet, gab der Bürgermeister bekannt.

Speinshart17.06.2019

Speinsharter Bauschuttdeponie wird stillgelegt

Nach den Erkenntnissen aus zahlreichen Fachgesprächen „mit unterschiedlichsten Ämtern und Meinungen“ präsentierte in der Gemeinderatssitzung Diplom-Ingenieur Hannes Oberndorfer der Ratsversammlung einen Sanierungsvorschlag zur qualifizierten Abdichtung des Deponiekörpers. Danach soll auf die Deponiemasse im Rahmen einer Endverfüllung eine wasserundurchlässige Deckschicht mit einem Gefälle von fünf Prozent aufgebracht werden. Im Einzelnen hielt Oberndorfer bei seiner Konzeptvorstellung eine dreilagige Abdeckung einschließlich Verdichtungsmaßnahmen für unabdingbar.

Zeitplan bis 2026

Als Deponieaufbau sind eine Dichtungsschicht, zum Beispiel mit Material aus der Tongrube Barbaraberg, eine Sicker- oder Frostschutzschicht und als Schlussabdeckung eine einen Meter dicke Rekultivierungssicht geplant. Für diese Schlussabdeckung könne der vor Deponieeröffnung abgetragene Oberboden wiederverwendet werden. Für notwendig erachtete Oberndorfer auch den Einbau von Drainagen. Endziel sei ein Gelände mit Magerrasen. Um Wurzeleinwachsungen und damit verbunden eine Wasserführung in untere Schichten zu vermeiden, soll es keine Baumpflanzungen geben. Für die Konsolidierungsphase nannte der Planer einen Zeitplan bis 2026.

Ein Konzept zur Weiterleitung an die Fachbehörden, wie Bürgermeister Nickl betonte und auf horrende Kosten hinwies. Der Gemeindechef rechnet mit Sanierungskosten von zirka 250.000 Euro ohne Aussicht auf eine staatliche Förderung. Schwere Kost für den Gemeindehaushalt und die finanziellen Spielräume des Klosterdorfes. Formell sprach sich der Gemeinderat für das Planungskonzept als Grundlage für das Stilllegungsverfahren aus und ermächtigte den Bürgermeister, die Projektpläne zur Genehmigung beim Landratsamt und beim Wasserwirtschaftsamt einzureichen. Die Kosten seien ab sofort auch in der Finanzplanung zu berücksichtigen, hieß es in dem einstimmigen Beschluss.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.