Ist Deutschland in der Klimapolitik auf dem richtigen Weg? Welche Rahmenbedingungen für klimafreundliches Wachstum braucht das Land? Diese Fragen und ein Update zur konjunkturellen Lage bestimmen den Festvortrag zum traditionellen Speinsharttag. Für Energieexpertin Veronika Grimm, Mitglied der "Wirtschaftsweisen", Fragen mit viel Zündstoff.
Denn Deutschland darbt. Die Konjunktur läuft mau, und die Aussichten sind trüb, umschrieb sie die aktuelle Lage. Stimmungsindikatoren und Prognosen vermitteln ein Bild großer Wachstumsschwäche. Welche energiepolitischen Konzepte sinnvoll sind, um dem tiefgreifenden Wirtschaftseinbruch zu begegnen und das Stimmungstief aufzuhellen: Für Grimm eine komplizierte Gemengelage.
Deutschland auf richtigem Weg
Im Fokus des Vortrages stand deshalb die Schlüsselfrage: Wie hängt die konjunkturelle Entwicklung mit der Energiepolitik zusammen? Nach fünf Jahren ohne Wachstum für die gesamte Volkswirtschaft eine Herausforderung. Weniger Strom aus Kohle und Atom, dafür mehr Energiegewinnung aus Wind und Solar, geht das so einfach, während viele Länder auf die Atomkraft setzen? Geht Deutschland den falschen Weg? Natürlich nicht, urteilte die Ökonomin. "Die Energiewende ist in vielen Bereichen auf einem guten Weg, aber Beschleunigung ist nötig. So bleibt zum Beispiel die Bundesregierung bei der Windkraft deutlich hinter ihren Zielsetzungen zurück und droht, die Ausbauziele zu verfehlen."
Die Expertin bedauerte zudem die kleinteilige und sehr nationale Diskussion um den Klimaschutz. Es wäre kontraproduktiv, ein klimaneutrales Deutschland zu schaffen, das Unternehmen veranlasse, ins Ausland abzuwandern. Wichtig müssen deshalb Technologien sein, die klimaneutrales Wirtschaften ermöglichen. Die ganze Welt warte auf die Vorreiterrolle Deutschlands. Gleichzeitig forderte Grimm verlässliche Rahmenbedingungen in ganz Europa.
Ein "Deutschland-Plan" soll es richten. Dazu zählte die Wissenschaftlerin Vorschläge zur Senkung von Stromkosten, etwa das Vorhalten von Gaskraftwerken, um Versorgungslücken zu überbrücken und den Import von grünem Wasserstoff und energieintensiven Grundstoffen wie Ammoniak und Methanol. Der Bedarf sei riesig. Bei der weltweiten Lage seien moralische Abwägungen weniger wichtig als strategische Überlegungen.
Menschen müssen länger arbeiten
Innen- und sozialpolitisch beleuchtete die "Wirtschaftsweise" die besorgniserregende demografische Entwicklung in der Republik. Rente mit 67? Das sei in Zukunft nicht mehr zu finanzieren, warnt die Ökonomin. Grimm sprach sich dafür aus, das Renteneintrittsalter bei steigender Lebenserwartung mit Ausnahme bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen automatisch anzugleichen. "Wir müssen es schaffen, dass die Menschen länger arbeiten", lautete schließlich die Handlungsempfehlung.
Als Freund des Klosters Speinshart begrüßte Landtagsabgeordneter Tobias Reiß, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Internationalen Begegnungsstätte Speinshart, Markus Zanner. Der gebürtige Weidener ist Kanzler der Technischen Universität Nürnberg. Bis 2021 war Zanner Kanzler der Uni Bayreuth. Dem guten Draht zu Veronika Grimm sei es zu verdanken, dass die "Wirtschaftsweise" den künftigen KI-Wissenschaftsstandort Speinshart mit ihrem Festvortrag aufgewertet habe, verriet der Vorsitzende. Speinshart strebt zu neuen Ufern. Glauben, Hightech und Heimat versprechen einen einzigartigen Gleichklang.
Optimismus beim Förderverein
In diesem Sinne bilanzierte Fördervereinsvorsitzender Tobias Reiß die Bemühungen der Internationalen Begegnungsstätte in Richtung eines Wissenschaftszentrums. Der Landtagsvizepräsident erläuterte den Mitgliedern im voll besetzten Saal des Speinsharter Gemeindezentrums weitere "Meilensteine" in Richtung des geplanten Wissenschaftszentrums.
In Absprache mit den Vorstandsmitgliedern Bürgermeister Albert Nickl, Florian Prosch und Abt em. Hermann Josef Kugler verwies Tobias Reiß auf "gute Gespräche" mit dem Bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume und den Präsidenten der bayerischen Universitäts- und Hochschullandschaft zum Thema der Einrichtung einer gemeinnützigen Gesellschaft für den künftigen Speinsharter Wissenschaftsstandort.
Zudem begrüßte er die guten Nachrichten aus Berlin zur Förderung des Großprojekts aus dem Förderprogramm von "KulturInvest" und die Förderzusagen des Freistaates, des Landkreises und der Gemeinde. Der Vorsitzende versprach: "Wir schaffen in der Region und für die Region Großartiges".
Für Erleichterung sorge auch der Landtagsbeschluss, für den künftigen Betrieb der wissenschaftlichen Einrichtung eine dauerhafte Förderung zu garantieren. Unter Dach und Fach sei auch der Gesellschaftervertrag, verkündete Reiß, der abschließend über die Ausschreibung zur Berufung eines wissenschaftlichen Direktors und über die Vergabe zur Fortschreibung der Bauplanungen an das Architekturbüro Brückner & Brückner informierte.
















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.