Es ist eine zeitlose Geschichte mit viel Aktualität, die im Oberen Konventgang des Klosters Speinshart zu betrachten ist. In einem fünfjährigen Prozess entstanden zur biblischen Geschichte „Josef und seine Brüder“ 13 farbige Holzschnitte aus japanischem Sperrholz. Der Künstler schafft mit seinen Schnitten den Sprung vom Ägypten der Pharaonen ins Hier und Heute.
Der Künstler verneint auf Nachfrage einen inspirierenden Zusammenhang mit der 2000 Seiten umfassenden Tetralogie von Thomas Mann. Das Wunder dieser Erzählung umfasst in subtiler Verschachtelung Begehren, gegen das selbst Engel nicht gefeit sind, Gottesliebe, die zu Verbrechen sowie zu Güte führt. Immer dabei ein Josef, der zum Stellvertreter des Pharaos aufsteigt und dessen Selbstgefälligkeit aufs Härteste bestraft wird. Doch der Grundgedanke dieser Erzählung ist auch aus den Bildern von Meier herauszulesen.
Der Künstler bezieht sich auf das Buch Genesis, das die Heilsangebote Gottes an sein Volk beschreibt. Auch wenn Menschen die Angebote immer wieder ausschlagen, setzt Gott in Abraham und seinen Nachkommen seinen Segen entgegen. Ausdrücklich sieht der Künstler aus Weinhausen bei Buchloe im Ostallgäu sein Schaffen auch als zeitlose Kunst, wie er in seiner Vernissage bemerkt.
Zeitlos und doch aktuell sind seine 13 Themen-Stationen: Bevorzugung eines Kindes, Neid und Hass, Schuld und Vergebung, Macht und Misstrauen. „Die Holzschnitte mögen Anlass dazu geben, sich mit der Josefs-Geschichte auseinanderzusetzen und sich Gedanken zu machen.“ Gedanken, die Thomas Englberger bei der Eröffnung anschneidet. Der Leiter der Internationalen Begegnungsstätte erhebt die Kulturwissenschaftler und Ägyptologen Aleida und Jan Assmann, jüngste Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, zu Zeugen für eine Wohlfahrtswelt sozialer und globaler Solidarität. Es müsse einen Grundkonsens zu Menschenrechten geben, so Englberger.
Diese Botschaft vermittelt auch Meier. Seine Farbholzschnitte und begleitende Texte übertragen die Welt der Väter aus dem Alten Testament eines von Gott getriebenen Wanderers und seiner Brüder in die unruhigen Zeiten der Gegenwart. Der Künstler schafft Raum für die Fantasien der Menschen und regt zu einem Dialog zwischen Bildern und Betrachtern an. Die Texte verdeutlichen die gute und böse Lebenswelt und ermuntern zum Denkprozess über das Hier und Jetzt. Mit der alten Geschichte „Josef und seine Brüder“ leistet Meier einen Beitrag zur Solidarisierung des Guten gegen den Hass auf Schwächere und Fremde. Nur so kann es eine Zukunft geben, sagt der Künstler.
Die Ausstellung ist bis einschließlich 25. November bei freiem Eintritt an allen Sonn- und Feiertagen zwischen 13.30 und 17 Uhr zugänglich. Außerhalb dieser Zeiten ist eine Besichtigung auch auf Anfrage (09645/601 93 601) möglich.













 
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