Das Alte hinterfragen und Dinge neu entdecken, die den Augen bisher verborgen blieben oder nicht verstanden wurden. Eine reizvolle Aufgabe, die sich dem Betrachter beim Besuch der Ausstellung „Vergiss mein nicht“ im Oberen Konventgang des Klosters Speinshart eröffnet. Phantasien lassen sich ankurbeln. Schier unendlich erscheinen in einer Zeitreise durch das Medium Portrait die Perspektiven. Bilder im Spiegel einer Gesellschaft mit Zeugnissen aus Macht und Ohnmacht und dem Hoffen auf Unsterblichkeit.
Die Besucher der Vernissage blicken in Gesichter, die vor Jahrhunderten gemalt wurden. Die Betrachter begegnen nicht nur unbekannten Persönlichkeiten, sondern treten unweigerlich in einen Dialog mit vergangenen Jahrhunderten. Die Ausstellung zeigt alte Porträts aus dem Besitz der Abtei. Bemerkenswert sind zudem perspektivisch die Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Thema Erinnerung, Identität und der flüchtigen Natur des Selbstbildes auseinandersetzen.
Kloster-Äbte im Porträt
Die ausgestellten historischen Bilder zeigen, wie sich die Kloster-Äbte des 18. Jahrhunderts inszenierten. Sie waren stolz auf ihre Ämter und suchten Anerkennung. Der Stil der Bilder orientiert sich an der antiken Porträtkunst, die ab dem 15. Jahrhundert auch nördlich der Alpen populär wurde. Die Bilder stellen Persönlichkeiten mit ihren individuellen Eigenschaften dar und lassen Abwesende nicht nur in Erinnerung bleiben, sondern wirken fast anwesend. „Den Wunsch nach Anerkennung gab es schon immer“, interpretiert Moritz Kellner, Leiter des Kulturmanagements der Internationalen Begegnungsstätte, die Porträts.
Zeitgenössische Arbeiten setzen in der Ausstellung Kontrapunkte zu den historischen Gemälden. Die Werke der Künstler Miriam Ferstl (Neunburg/München), Astrid Piethan (Köln), Johann Sturcz (Amberg) und Martin Krüger (Berlin) erzählen im klassischen Umfeld der Porträts mit Collagen und Wandinstallationen Geschichten und Botschaften, die jeweils ganz persönliche Individualität vermitteln.
Ausstellung als Zeitreise
„Vergiss mein nicht!“ eröffnet in einer Zeitreise durch das Medium Porträt Perspektiven im Spiegel der Gesellschaft. Die Ausstellung lädt dazu ein, über den Wandel der Erinnerungskultur nachzudenken und über die Kraft der Darstellung sowie den Wunsch, Spuren zu hinterlassen, zu reflektieren.
Auch Ausstellungsgegenstände des verstorbenen Prämonstratenserpaters Benedikt Schuster und Kontrastbilder von Pater Johannes Bosco sind zu bestaunen. Die Ausstellung ist bis 3. August geöffnet: mittwochs von 9 bis 15 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 13.30 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage unter Telefon 09645/60 193-801.
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