Speinshart
25.09.2018 - 17:30 Uhr

Visionen selbst vorleben

"Zukunftsfähige Führung mit christlichen Werten": Beim siebten Kongress zum Thema in der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart tauschen sich wieder viele Teilnehmer aus. Dieses Mal geht es um "Nachhaltig führen".

Professor Dr. Wilfried Mödinger (von links), Susanne Horn von der Neumarkter Lammsbräu, Thomas Franz von der C3 Marketing GmbH und Thomas Völkl geben erfrischende Denkanstöße zum Umgang mit den Mitarbeitern in einem Betrieb. Bild: mez
Professor Dr. Wilfried Mödinger (von links), Susanne Horn von der Neumarkter Lammsbräu, Thomas Franz von der C3 Marketing GmbH und Thomas Völkl geben erfrischende Denkanstöße zum Umgang mit den Mitarbeitern in einem Betrieb.

Auch die siebte Veranstaltung dieser Art brachte den Führungskräften einen erfrischenden Mehrwert für ihre tägliche Arbeit nicht nur in ihren Betrieben und Firmen. Wie immer begann der Kongress am Nachmittag in der Klosterkirche mit einer kurzen Andacht, die Thomas Völkl, der Geschäftsführer der "Wortmacherei", und Thomas Englberger, der Leiter der Begegnungsstätte, gestalteten. Zusammen mit Professor Dr. Wilfried Mödinger von der Steinbeis University Berlin eröffnete Völkl anschließend das Seminar im Musiksaal des Klosters.

In ihrem Eingangsreferat betonte Susanne Horn, die Geschäftsführerin der Neumarkter Lammsbräu, dass Vertrauen die Grundlage des Zusammenarbeitens sei. Als sich das Unternehmen vor rund zehn Jahren dazu entschloss, komplett auf Bio-Produkte umzustellen, vereinbarte man, mit den Mitarbeitern gemeinsam diesen Weg konsequent umzusetzen.

Die Fluktuation sei dabei anfangs spürbar gestiegen, gestand Horn ein: Nicht alle Kollegen waren damit einverstanden, diesen Weg mitzugehen. Der Erfolg gab der Firma am Ende aber Recht, sich von der Menge der Mitbewerber sichtbar abzugrenzen. Die Geschäftsführerin empfahl, immer wieder "eigene Fußabdrücke" zu hinterlassen, die sich von den Spuren der Mitbewerber oder auch der Vorgänger in der Führungsaufgabe unterscheiden dürfen.

Innere Motivation wichtig

Sie ging dann auf das englische Stonehenge ein, dessen Bau vermutlich zweitausend Jahre dauerte. Mehrere Millionen Arbeitsstunden waren dabei nötig, fanden Forscher heraus. Die Menschen errichteten das Bauwerk aber, ohne jeglichen eigenen Profit dafür zu bekommen. Auch die Arbeiter, die große Kathedralen erbauten, erlebten deren Fertigstellung oft nicht, merkte Horn an: Dennoch war man damals stolz, daran mitarbeiten zu dürfen.

Die Hauptaufgabe, der Führungskräfte gegenüberstehen, bestehe darin, den Mitarbeitern einen Sinn in ihrer Arbeit zu geben, erklärte die Rednerin. Wenn Menschen ihre innere Motivation verlören, gerieten sie unter Druck und "werden so seelenlos", warnte sie eindringlich. Die Geschäftsführerin ging dabei auf Unternehmensleitbilder ein: Die dort genannten Visionen müssten Führungskräfte ihren Mitarbeitern in der Praxis vorleben, forderte sie. "Der Erfolg steht dabei auf den fünf Säulen der Identifikation, Überzeugung, Transparenz, Partizipation und Agilität." Horn empfahl, im Betrieb Regeln für das Miteinander aufzustellen, die für alle gleich sind, egal ob Chef oder Putzfrau. Durch Achtsamkeit untereinander und einer konsequenten Linie allen gegenüber könne so ein Wir-Gefühl erzeugt werden, das alle im Betrieb weiterbringe.

Ein zweites eindrucksvolles Referat folgte. Referent war Thomas Franz von der Tirschenreuther C3-Marketing-Firma. Das junge Start-Up-Unternehmen versteht es, immer wieder gute und verlässliche Mitarbeiter längerfristig zu binden. In der kurzlebigen Medienbranche, die stets auf neue Trends und Innovationen angewiesen ist, ist dies nicht einfach, wurde schnell deutlich. Der gelernte Bankkaufmann erinnerte an die Anfänge seiner Firma, die er mit zwei Kollegen gründete. Diese sei an ihren Aufgaben und Projekten gewachsen, "woraus eine Linie der Nachhaltigkeit entstand, durch die wir uns gerade in dieser Branche von unseren Mitbewerbern unterscheiden".

Ohne großes Budget

Je größer die Firma aber wurde, desto mehr waren die ständige Kommunikation und vor allem Abstimmung mit den Mitarbeitern notwendig, wurde den drei Geschäftsführern dabei immer bewusster. Dass beides nicht unbedingt ein großes Budget verlangt, verdeutlichte Franz anhand einer einfachen Aktion: Das Unternehmen buchte für seine jungen Mitarbeiter ein Wochenendhaus in der Region und einen externen Coach, der zusammen mit ihnen eine gemeinsame Vision erarbeitete.

Dieser gab den Teilnehmern unter anderem mit auf dem Weg, die Kollegen ebenfalls als Kunden zu sehen. Den Chefs empfahl er, die Ecken und Kanten der Mitarbeiter freizulegen und so deren Potenziale zu heben. Die Einbindung des externen Coaches sah Thomas Franz als unabdingbar an, ohne die der Erfolg so nicht eingetreten wäre. "Organisation und Führung ist und bleibt Chefsache, sollte aber durch Externe immer unterstützt werden", zeigte sich der Geschäftsführer überzeugt.

Bei Diskussionsrunden, die als Barcamp-Sessions oder als Netzwerkpausen organisiert waren, entstand reger Meinungsaustausch unter den Teilnehmern der gelungenen Veranstaltung. Die Fortsetzung der Reihe "Zukunftsfähige Führung mit christlichen Werten" ist für 15. Februar 2019 geplant. Als Referent hat bereits Johannes Gutmann, Geschäftsführer der Firma Sonnentor, sein Kommen zugesagt.

Maxime „Fördern und Fordern“:

Bausteine, die sich nachhaltig in der Firma C3-Marketing etabliert haben, sind Mitarbeiterevents einmal monatlich und regelmäßige Teambesprechungen, informierte Geschäftsführer Thomas Franz. Für Fort- und Weiterbildungen stehe jedem Mitarbeiter ein eigenes Budget zur Verfügung, so dass er selber entscheiden könne, ob er weiter weg auf Messen fahren will oder sich wegen der eigenen gewünschten Nähe zur Familie über Online-Seminare fortbilden möchte.

Unter die Maxime „Fördern und Fordern“ ging der Redner auch auf den neu geschaffenen Free-office-Arbeitsplatz ein, anhand dessen die Mitarbeiter mobil von überall aus arbeiten können. Dies alles seien Angebote, die die Beschäftigten annehmen könnten, aber nicht müssten, betonte der Geschäftsführer.

Bei der Mitarbeitergewinnung ging die Firma ebenso neue Wege: „Praktikanten werden bei uns nicht nur einfach zum Kopieren geschickt, sondern sie durchlaufen ein richtiges Trainee-Programm und werden bewusst in den Arbeitsalltag einbezogen. Am Ende erhalten sie eine Art Urkunde und so eine Auszeichnung, die dazu motivieren soll, sich bei uns auch zu bewerben“, erläuterte Franz.

Auch durch die Kooperation mit Schulen wurden schon viele Absolventen für die Firma gewonnen. Eine anfangs als Marketing geplante Maßnahme, um die Firma lediglich bekannter zu machen, entwickelte sich beispielsweise unerwartet schnell zu einer Art Wettbewerb unter den Schülern, über den der ein oder andere Teilnehmer so mancher am Ende als Auszubildender zur Firma kam. (mez)

Susanne Horn berichtet von ihren Erfahrungen und Anforderungen als Geschäftsführerin bei der Umstellung der Neumarkter Lammsbräu in eine Bio-Brauerei. Bild: mez
Susanne Horn berichtet von ihren Erfahrungen und Anforderungen als Geschäftsführerin bei der Umstellung der Neumarkter Lammsbräu in eine Bio-Brauerei.
Thomas Franz von der Tirschenreuther C3 Marketing GmbH berichtet, wie es immer wieder gelingt, neue Mitarbeiter für seine Firma zu gewinnen und auch zu binden. Die emotionale Bindung und Identifikation der Mtarbeiter mit und an den Betrieb erklärte der Start-Up-Unternehmer zur Chefsache. Bild: mez
Thomas Franz von der Tirschenreuther C3 Marketing GmbH berichtet, wie es immer wieder gelingt, neue Mitarbeiter für seine Firma zu gewinnen und auch zu binden. Die emotionale Bindung und Identifikation der Mtarbeiter mit und an den Betrieb erklärte der Start-Up-Unternehmer zur Chefsache.
 
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