Speinshart
24.10.2023 - 10:10 Uhr

Weltmusik im Kloster: Musikalische Sternstunde

Es sind magische Momente bei einer musikalischen Reise entlang mediterraner Küsten. Unter anderem vorgetragen auf einem fast vergessenen Instrument.

Am Sonntagnachmittag leuchtete über dem Klosterdorf Speinshart ein ganzer Sternenhimmel. Vom Morgenstern mit Stimmungen noch aus dem Halbschlaf bis zum hellsten Gestirn am Abend, von der Stella Maris, dem Postulat des Meeres bis zum „goldenen Stern“. Für den Gitarristen Oliver Jaeger alles musikalische Sterne, versehen mit Traumbildern und Visionen, mit denen der Solist die Konzertbesucher im voll besetzten Musiksaal des Klosters musikalisch durch Spanien, Portugal und über den Ozean entführte. „Mediterran – atlántico“ nannte Jaeger deshalb sein Programm auf der Suche nach den Sternen der Sehnsucht.

In Töne vertrauen

Ein Programm zwischen Folklore und Klassik, inspiriert von Flamenco, Fado, Tango und klassischer Musik. Mit seiner spanischen Gitarre und zwischendurch mit der Symphonetta, einem Instrument, das es vermutlich nur ein paar hundert mal auf dieser Welt gibt, formte Jaeger Traumbilder und Gefühle, die Hoffnung und Erfüllung geben sollten. Menschlichen Gaben, wie er sagte, in Tönen Vertrauen zu schenken, damit alles gut werde. Im barocken Juwel der Klosteranlage zeichnete der Künstler ein Bild von Dünen und weißen Dörfern, erweckte den Duft von Zitrusfrüchten und Lavendel und schwelgte von den Sommernächten an den bezaubernden Ufern des Douro, des Guadalquivir in Andalusien und des Rio de la Plata und den Küsten des Mittelmeeres und Atlantiks.

Unbekannte Symphonetta

Die Klänge der spanischen Gitarre und die Raffinesse der Symphonetta verband der Künstler zu einer Glut verführerischer Reibungen. Magische Momente in barocker Umgebung. Schon die ersten Töne brachten das Flair von Weite, Lebensfreude, Poesie und Sehnsucht in den Musiksaal. Nicht immer leichte Kost, die Jaeger mit seinem spanischen Zupfinstrument und der wandlungsfähigen Symphonetta kredenzte. Besonders der pulsierende Grundrhythmus dieses nur noch selten gespielten Instruments mit seinen Kontrastmöglichkeiten weckte Interesse. Einsamkeit, Wehmut, aber auch Sinnlichkeit und Ausgelassenheit entlockte der Künstler mit viel Poesie seiner Harmonika, im Jahr 1890 vom Hamburger Richard Scheller entwickelt. In der Konzertpause war die Neugierde der Besucher riesig, die Besonderheiten des bandoneonähnlichen Instruments erklärt zu bekommen.

Musik hören beim Tango Argentino, die Schicksalsklänge des Fado verinnerlichen und Flamenco-Rhythmen, die feurigen Volkskunst Spaniens genießen: Am Sonntagnachmittag für die Hörerschaft ein Fest der Sinne. Eine Zugabe, strahlend und berührend schön mit Träumen aus Rio und Paris musste sein. Auf Einladung von Elisabeth Fichtner, Leiterin der Internationalen Begegnungsstätte, durfte im Konventgang bei Secco und Klosterbier weiter geträumt werden.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.