Bürgermeister Gerald Reiters Überblick über die im Jahr 2022 bestimmenden Themen zeigte bei der Bürgerversammlung im Unterrichtsraum des Feuerwehrhauses die große Bandbreite, mit der sich Stadlern mit 515 Einwohnern in den letzten zwölf Monaten befasste.
Der derzeit im Ausbau befindliche Radweg zwischen Dietersdorf und Stadlern wird im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Er wertet den Bayerisch-Böhmischen Freundschaftsweg erheblich auf und wird auch für den wirtschaftlichen Verkehr der Landwirte breit genug sein. Reiters großer Wunsch ist, dass der Freistaat Bayern den Radweg auf der alten Straße bis nach Schwarzach verlängert. Das Projekt „umfassende Dorferneuerung“ hat Stadlern 2019 zurückgezogen. "Gottseidank" meinte der Bürgermeister, „denn jetzt eröffnen sich mit der einfachen Dorferneuerung, der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie und der von Architekt Christian Schönberger ins Spiel gebrachten Organisation ‚Genussinvest‘ neue Perspektiven, die allen Bürgern Mitsprache gibt“.
Perspektive für Heimatforscher
Der Umzug des Bauhofs in eine Halle bei der ehemaligen Zimmerei Reimiger, die ungewisse Zukunft des früheren Skizentrums, das Regionalbudget der ILE, die Friedhofsbeleuchtung, die verkehrsberuhigte Zone im unteren Dorf und die von der Michael-Koller-Stiftung gespendete neue Edelstahlfahne auf dem Böhmerwaldturm waren genauso Teil des Überblicks wie die Perspektive, die sich mit einer frei gewordenen Wohnung in der ehemaligen Schule für die Verlagerung des heimatkundlichen Museums für die unermüdlichen Heimatforscher Peter Lampl und Hans Vogl eröffnete: Mehr Platz und Integration des Klöppelraums.
Wenig Chancen gibt es für Bauplatzsuchende in Stadlern, denn die ermittelten bebaubaren Grundstücke sind alle in privater Hand. Die Gemeinde appelliert an die Abgabebereitschaft der Grundstückseigentümer. Nicht zufrieden ist der Bürgermeister mit dem Baufortschritt beim Abschluss der Sanierung der Burgruine Reichenstein. Bei schönem Wetter im Sommer herrschte Stillstand, jetzt müssen die Bauarbeiter mit Nässe und Kälte kämpfen.
Mögliche Energieeinsparungen
Keine Gemeinde kommt derzeit am Thema Energie vorbei. Im Fokus steht ein Wärmeverbund rund um die MMM, das gleiche im Ortskern. Dann die energetische Sanierung des FFW-Hauses mit Photovoltaik auf dem Dach, energiesparender Beleuchtung und die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energie.
Bürgermeister Gerald Reiter erwähnte, dass er als VG-Vorsitzender das Thema Windräder in den drei Mitgliedsgemeinden angesprochen habe. Seine Anregung, an guten Standorten mit ein paar Anlagen das Schönseer Land energieautark zu machen, sei leider noch nicht auf die von ihm erhoffte Resonanz gestoßen. Er versprach, "am Thema dran zu bleiben".
Hohe Kreditaufnahme
Schwerpunkt ist die Investition im Wasserleitungs-, Kanal- und Kläranlagenbereich. Reiter: „Die heuer begonnenen und im kommenden Jahr auf die Gemeinde zukommenden Investitionen für den Abwasserverbund der Ortsteile Schwarzach, Waldhäuser und Charlottenthal mit dem parallelen Neubau der Kläranlage Stadlern, werden trotz Beiträge der Grundstückseigentümer und bewilligter staatlicher Zuschüsse unseren finanziellen Spielraum vollständig beanspruchen und zu Kreditaufnahmen in 2023 von rund zwei Millionen führen. Damit sind die schuldenfreien Jahre vorbei.“
Im Bericht von VG-Kämmerin Lisa Biegerl über die Haushaltssituation taucht es auf, die Kommunalaufsicht im Landratsamt fordert es und die Grundstücksbesitzer bereitet der Bürgermeister vor: Die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung müssen als kostenrechnende Einrichtungen von der Gemeinde schnellstens neu kalkuliert werden, Gebührenanpassungen sind die Folge. Zum Schluss überraschen Gerald Reiter und Lisa Biegerl mit der guten Nachricht, dass Stadlern heuer rund 300 000 Euro Gewerbesteuer einnehmen wird, etwa viermal mehr als der Ansatz im Haushalt. Auch die noch in 2022 geplante Erhebung eines Anteils der Verbesserungsbeiträge wird im Hinblick auf die starken Belastungen aller Bürger durch die Krisenlage auf April / Mai 2023 verschoben.
Durstige Radler
Die Diskussion eröffnete Christine Nesner. Sie sprach den in Stadlern wegen fehlender Wirtshäuser und Läden nicht erfüllbaren Wunsch von Radlern und Wanderern an, etwas zu trinken zu bekommen. „Könnte ein Getränkeautomat wie an anderen Orten eine Lösung sein?“ Aufgrund der im Raum stehenden hohen Kreditaufnahme ging die nächste Frage an den Bürgermeister, was die Gemeinde macht, sollte die Kommunalaufsicht die Kreditaufnahme verweigern. Die gemeindliche Schlussfolgerung könne nur sein, alle Ausgaben auf den Prüfstein zu stellen und die Einnahmemöglichkeiten auszuschöpfen. Die Frage am Schluss, wo die 30er Zone im unteren Ortsbereich genau endet, wird nach einer Begehung beantwortet.
Investitionen
- Burgruine Reichenstein: Ausgaben 131.000 Euro, Zuweisungen 88.000 Euro; Eigenanteil 43.000 Euro
- Neuer Kindergarten Schönsee: Investitionskostenzuschuss 105.000 Euro
- Neue Kläranlage mit Verbundleitungen: Ausgaben 3.014.700 Euro, Beiträge 1.200.000 Euro, Zuweisungen 994.200 Euro; Eigenanteil 820.500 Euro
- Wasserleitung Waldhäuser:Ausgaben 363.300 Euro; Zuweisungen 191.900 Euro; Eigenanteil 171.400 Euro.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.