Stadlern
04.09.2018 - 13:11 Uhr

Das Wahrzeichen erhalten

An der Grenze träumt versonnen, unser Vater Reichenstein. Diese Zeile im Lied des Schönseer Männerchors über die Burg Reichenstein trifft derzeit nicht zu. Denn am Bergfried werkeln die Handwerker. Vorher gibt es Hemmnisse zu überwinden.

Freiwillige Helfer unterstützen die Bauarbeiter auf der derzeit wohl höchstgelegenen Baustelle im Landkreis. Bild: mmj
Freiwillige Helfer unterstützen die Bauarbeiter auf der derzeit wohl höchstgelegenen Baustelle im Landkreis.

Am Wahrzeichen der Grenzgemeinde Stadlern steht aktuell ein Baugerüst. Soweit erforderlich, kommt nach Bedarf auch ein Kranwagen zum Einsatz. Denn an dem Bergfried, dem Rest der ehemaligen Burg Reichenstein, sind Handwerker beschäftigt. Ihre Arbeit an der Ausbesserung des Mauerwerks soll den Turm erhalten.

Tausend Jahre alt

Franz Xaver Wellnhofer, der Verfasser der Chronik der Stadt Schönsee, verweist dort aufgrund alter Unterlagen hinsichtlich der Burg Reichenstein darauf, dass diese unter Kaiser Karl des Großen oder unter einem seiner Nachfolger im 9. und 10. Jahrhundert als Zwingburg zum Schutz der Grenzen des Nordgaues errichtet worden sein könnte. Wechselnde Besitzer - 1431 fiel die Burg auch in die Hand der Hussiten - hatte der Reichenstein in den folgenden Jahrhunderten. Über die Bedeutung im 16. Jahrhundert bezieht sich der Chronist auf einem Bericht anlässlich des "Fuchsischen Erbschaftsstreits" im Jahr 1557 und erwähnt daraus, dass die Schlösser Reichen- und Frauenstein "wenig nutzbar seyn." Aufzeichnungen über das Verschwinden dieser alten Festung in den Folgejahren sind heute nicht bekannt.

Etwa vor einhundert Jahren - bald nach Beginn des vorigen Jahrhunderts - befassten sich die Stadlerner damit, den Verfall des Bergfrieds zu verhindern. Mitte der zwanziger Jahre und noch einmal vier Jahrzehnte später in den 60er-Jahren, waren Bauarbeiter damit beschäftigt, das Mauerwerk des etwa 15 Meter (ab Oberkante Granitfelsen) hohen Wahrzeichen des Ortes auszubessern. Im Jahr 1990 wurde der "Förderverein zur Erhaltung der Burgruine Reichenstein" gegründet. Ideen dieser Gruppierung zu den erforderlichen Arbeiten gab es zwar in den Folgejahren, allerdings waren Finanzierung, Zugang zum Objekt, Sicherheitsaspekte und der im Privateigentum liegende Standort immer wieder Hemmnisse für eine Realisierung. In einem von der Gemeinde beauftragten Gutachten vom März 2015 ist festgehalten: "Das Mauerwerk der Ruine ist mittlerweile derart beschädigt, dass herabfallende Steine den Bestand der Ruine gefährden." Und auch der Passus "Sicherungs- und Instandhaltungsmaßnahmen sind deshalb dringend erforderlich, um den schnell fortschreitenden Verfall zu stoppen" ist enthalten. Im Mauerwerk würden zum Teil schon größere Sträucher wurzeln, der zersetzte Mörtel sei dazu ein idealer Nährboden für Moos und Gräser.

Helfer willkommen

Für die Sanierung wird eine steinbündige Verfugung empfohlen. Diese sollte so ausgeführt werden, dass möglichst keine Vertiefungen an der Oberfläche, in denen sich Feuchtigkeit sammeln und ins Mauerwerk eindringen kann, entstehen. Mit dem Aufbau eines Gerüsts am Fuße des Granitfelsen begannen im Herbst 2017 die Arbeiten, sie setzten sich im Juli 2018 mit dem Gerüstbau am Bergfried fort. Die ersten Arbeiten am Mauerwerk werden derzeit ausgeführt. Bürgermeister Gerald Reiter, zugleich Vorsitzender des Fördervereins, hat dazu die Aufgabe, immer freiwillige Helfer sprichwörtlich "zusammenzutrommeln". Und da freut sich Reiter darüber, dass immer Frauen und Männer bereit sind mit anzupacken, damit das Wahrzeichen Stadlerns erhalten bleibt.

Auch die Gemeinde hat sich für den Erhalt des Reichensteins in die Pflicht genommen: Von 2018 bis 2020 sind im Gemeindehaushalt insgesamt 100 000 Euro angesetzt.

Ab dem Gerüst am Granitfelsen ist die Arbeitsplattform um den Bergfried errichtet. Bild: mmj
Ab dem Gerüst am Granitfelsen ist die Arbeitsplattform um den Bergfried errichtet.
Das marode Mauerwerk ist den Witterungseinflüssen ständig ausgesetzt und wird nun verfestigt. Bild: mmj
Das marode Mauerwerk ist den Witterungseinflüssen ständig ausgesetzt und wird nun verfestigt.
Eine Herausforderung war für die Gerüstbauer das Aufstellen der Arbeitsfläche. Bild: mmj
Eine Herausforderung war für die Gerüstbauer das Aufstellen der Arbeitsfläche.
 
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