Kunsthistoriker und Volkskundler Professor Dr. Torsten Gebhard nennt in einem Aufsatz "Zur Geschichte des Wallfahrtswesen in der Oberpfalz" Stadlern als einen der Orte mit marianischen Wallfahrten, die möglicherweise im Spätmittelalter aufgekommen sind. In einem weiteren Kapitel schreibt der Autor darüber, dass "durch einen Jesuitenpater im Jahr 1627, das von den Calvinisten beschädigte Marien-Gnadenbild, eine Tonfigur, ergänzt und bekleidet worden war und neu aufgestellt wurde".
Als Beleg dafür, dass die Erinnerung an die mittelalterliche Wallfahrt im 17. Jahrhundert nicht erloschen war, sieht der Historiker den Eintrag "Stadla zur Wallfahrt" auf einer Landkarte aus dem Jahr 1626. Im Blick auf das 19./20. Jahrhundert erwähnt Torsten Gebhard generell, dass auch Wallfahrten aus dem Böhmischen zu Gnadenstätten des Oberpfälzer Waldes bekannt waren. So dürfte Stadlern ebenfalls das Ziel vieler Marienverehrer, vor allem dem Kirchensprengel Waier (Rybnik), Ronsperg (Poběžovice) und Taus (Domažlice) gewesen sein.
Eine Information zur Wallfahrt in dem Grenzort gibt es auch auf der Internet-Präsenz des Bistums Regensburg. Dort wird über Stadlern als das "bayerische Bethlehem" berichtet. "Am 15. August, dem Tag „Mariä Himmelfahrt“ machen sich noch heute im Bistum Regensburg unzählige Gläubige auf den Weg zu den Marienkirchen, die an diesem Tag ihr Patrozinium feiern. Weithin bekannt ist der Ort Stadlern mit seiner Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau aus Erden gebrannt“. Die herrliche Lage in 730 Metern Höhe, gleich unterhalb einer romantischen Felsenlandschaft, hat dem Ort den Beinamen „bayerisches Bethlehem“ gebracht. Der Sage nach wurde das Kirchlein von einem Ritter zu Ehren der Mutter Gottes erbaut. Er hatte sich in den unwegsamen Wäldern verirrt und in seiner Not gelobt, eine Kapelle zu bauen, wenn er gerettet würde. Schon bald wurde die Kapelle zu einer größeren Kirche ausgebaut und im 14. Jahrhundert zur Pfarrkirche erklärt. Bis heute zählt Stadlern zu den beliebtesten Wallfahrtsorten der Oberpfalz. Alljährlich am 15. August strömen tausende Pilger herbei, oft kann die kleine Kirche die Zahl der Wallfahrer nicht mehr aufnehmen. Dann ziehen alle auf den nahe gelegenen Kalvarienberg mit seiner natürlichen Felsenkanzel, wo der Gottesdienst im Freien abgehalten wird”.
Viele Pilger sind in Gruppen an diesem Tag zu Fuß nach Stadlern unterwegs. Der Lindauer Wirt und der Pascherverein haben vor drei Jahren die Wallfahrt mit Pferden, die erstmals der Schönseer Pfarrer Alois Treml 1947 organisierte, aber lange ausgesetzt war, aufleben lassen. Die meisten Wallfahrer aber rollen in wahren Blechlawinen an, bereits ab 7 Uhr werden in der Wallfahrtskirche heilige Messen gefeiert. Mit der Blaskapelle, Ehrengästen und Vereinsabordnungen ziehen die Gläubigen am Vormittag zum Kalvarienberg zum am Festgottesdienst, bei dem der Priester auch Kräuter weiht und die Pferde segnet. Der offizielle Teil endet bei einer Gedenkfeier am Sudetenkreuz mit musikalischer Begleitung durch die Blaskapelle und der Ansprache von Bürgermeister Gerald Reiter.
Im Mittelpunkt des Festtages stehen zwar die kirchlichen Feierlichkeiten, aber auch das Weltliche kommt an diesem Tag nicht zu kurz. Die Besucher schlendern durch die vielen "Kirwastandln", die sich von der ehemaligen Schule bis zum Ortsausgang Richtung Schwarzach ziehen. Gerne wird am Vormittag bei Kaffee und Kuchen oder später bei Mittagessen und Brotzeit geplaudert. Das Dabeisein am "Frauadoch" ist für die meisten ein Muss. Und am Sportplatz ist an diesem Tag noch Fußball angesagt, wenn die Mannschaften der SpVgg Schönseer Land um 14.30 Uhr und 16 Uhr auf die Teams des SV Seebarn treffen.
Wallfahrtskirche: 7 Uhr Gottesdienst mit Pater Ravi Kumar Jujjavarapu, 8.30 Uhr mit BGR Pfarrer Michael Reitinger. Beichtgelegenheit 7 Uhr bis 8.15 Uhr Pfarrer Michael Reitinger, 7.45 Uhr bis 9 Uhr Pater Ravi Kumar Jujjavarapu, 8.15 Uhr bis 9.45 Uhr Pfarrer Martin Särve, 9 Uhr bis 9.45 Uhr Pfarrer Andreas Schlagenhaufer. 10 Uhr Festgottesdienst am Kalvarienberg mit Hauptzelebrant und Festprediger Gerhard Pöpperl, Diözesansekretär und Präfekt am Priesterseminar Regensburg. 14 Uhr Dankandacht in der Wallfahrtskirche. (mmj)
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