Steinberg am See
05.06.2018 - 10:33 Uhr

Kirchweih in Steinberg

In Steinberg am See immer am dritten Sonntag nach Pfingsten

(sja) Das Wirtshaussterben wird schon lange beklagt. Dass es aber auch ein "Kirchweihsterben" gibt, bleibt weitgehend verborgen. Dabei sind nicht die erst in der Neuzeit hinzugekommenen Kirchweihfeiern wie "Burschenkirwa", "Sportheimkirwa" oder "Fischkirwa" gemeint, sondern das "echte" Kirchweihfest, das an die Weihe der Kirche erinnert.

In Steinberg wird diese Tradition wohl seit über 100 Jahren immer am dritten Sonntag nach Pfingsten gepflegt, wobei sich die "Veranstalter" im Laufe der Jahrzehnte immer wieder geändert haben. Waren es früher ausschließlich die Wirtshäuser - oder auch unterstützt von "Kirwaboum" und "Kirwamoidln" -, die einen Kirchweihbaum aufstellten und zum "Kirwatanz" um den Baum einluden, hält in Steinberg der Burschenverein "Tannengrün" diese Tradition der Dorfkirwa seit vielen Jahren mit großem Engagement aufrecht. Auch die Örtlichkeiten änderten sich. Seit geraumer Zeit feiert das Dorf in einem großes Zelt auf dem Festplatz, während das Gasthaus Fenzl, wo ganz früher die Festwiese war, am Kirchweihmontag "Speis und Trank mit Musi" bietet. Heuer beteiligt sich nach langer Zeit am Kirchweihmontag erstmals auch die (neue) Gaststätte "Metropolis" mit Biergarten der früheren Schlossgaststätte.

Seit wann genau diese Steinberger Kirchweih gefeiert wird , ist nicht genau überliefert, auch nicht, ob diese ohne Unterbrechung gefeiert wird. Wobei davon auszugehen ist, dass während der beiden Weltkriegen das Fest ausfiel. Nach dem zweiten Weltkrieg erteilte 1946 der Oderer Bürgermeister Winter, der kurzfristig auch für die Gemeinde Steinberg zuständig war, die Erlaubnis, eine "Kirwa" abhalten zu dürfen. Die Amerikaner gaben die "Licence for dancing entertainement for a public kirmes". Allerdings war verboten, "high percentage, beer,schnaps and liquors" auszuschenken.

Und das sicher nicht ohne Grund, denn die Besatzungsmächte hatten wohl auch erfahren, dass es bei "Kirwan" nicht selten gewaltige Räusche und auch Raufereien gab. Aus dem Jahre 1911 ist beispielsweise überliefert, dass bei der Kirwa in Oder sich die Steinberger mit den "Oderern" eine große, nicht unblutige Schlägerei mit Holzscheiteln und herausgerissenen Zaunlatten lieferten.

Heutzutage geht es weitaus friedlicher zu, auch wenn der Alkoholgenuss bei solchen Feiern bayernweit den Polizeieinsatz nicht ausschließt. In Steinberg handelt man immer noch nach dem alten Spruch:"A richtige Kirwa dauert Sunnta, Monta und Irta. Es ko se schicka bis zum Mika" - Das Fest dauert also von Sonntag bis Dienstag, vielleicht sogar bis zum Mittwoch. Allerdings beginnen die Burschen mit ihrem neuen Vorsitzenden Thomas Rupprecht in Steinberg bereits am Freitag, 8. Juni, um 16 Uhr mit dem Aufstellen des Kirwabaumes und um 19 Uhr spielen nach dem Bieranstich die "Quertreiber" auf. Um 20.15 Uhr ist der erste Auftritt der Kirwatanzpaare. Am Samstag, 9. Juni, wird vormittags mit dem Bulldog zum "Köichlbedln" durch das Dorf gefahren und ab 19 Uhr spielt die Kapelle "Rundumadum".

Am Sonntag ziehen alle Vereine zum Gottesdienst in die Kirche und anschließend zum Frühschoppen und Mittagessen. Ab 14 Uhr findet ein Preisschafkopf im Zelt statt und ab 17 Uhr lassen beim Dämmerschoppen die "Blechseggeln" die drei Tage ausklingen. Am Montag laden die Gaststätten Fenzl und Metropolis zur Kirwa 2018. Eine richtige Kirwa dauert in Steinberg eben "Freida, Samsta, Sunnta und Monta".




 
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