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Oberviechtach. (ptr) So wie die Raupe zum Schmetterling und das Baby zum Erwachsenen wird, gehört auch das Sterben zum Leben. „Alles hat seine Endlichkeit“, lautete die Kernbotschaft am Montag zur Überschrift „Werden und Vergehen“. In der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ ging es in der Klasse 4a der Doktor-Eisenbarth-Grundschule eine Woche lang um Verwandlung, Krankheit, Leid, Sterben, Tod, Trauer, Trösten.
Sechs Mitglieder der Hospizinitiative der Caritas für den Landkreis Schwandorf gestalteten den Unterricht. Sie waren von Montag bis Freitag jeweils vier Stunden im Klassenzimmer und erarbeiteten in Kleingruppen ein täglich wechselndes Thema. „Alles wird geübt. Aber auf den Tod wird man nicht vorbereitet“, sagte Manuela Singer-Bartos. Sie leitete den „Einsatz“ in der Schule als stellvertretende Hospizkoordinatorin und konnte dabei auf die Mithilfe der ehrenamtlichen Hospizhelfer Elisabeth Gotthardt, Rita Reiter, Rosi Jarema, Barbara Schönfeld und Helene Peter zählen. Sie alle haben für die Trauerarbeit mit Kindern eine Fortbildung bei der Bundes-Hospiz-Akademie absolviert (siehe Kasten). Erkrankt die Tante, stirbt der Opa oder gar ein Elternteil, sind Erwachsene oft verunsichert, wie sie sich in Bezug auf ihre Kinder verhalten sollen. Beschäftigt mit ihrer eigenen Trauer, nehmen sie die Kinder manchmal gar nicht wahr oder versuchen, sie so gut wie möglich abzuschotten. Dabei legen Trauererfahrungen in der Kindheit den Grundstein dafür, wie man später mit einem Verlust umgeht.
Wichtige Erfahrung
„Es war eine wertvolle Woche. Davon können die Kinder ihr Leben lang profitieren“, bekräftigte Rektorin Beate Vetterl am Freitag. Die Kinder sollten Erfahrungen machen können, was im geschützten Rahmen im Klassenzimmer der 4a gut gelang. Durch die fünf Ehrenamtlichen war gewährleistet, dass die Kinder ausreichend zu Wort kommen und ihre Fragen stellen konnten. „Alle haben wunderbar mitgearbeitet. Das war auch für uns eine schöne Erfahrung“, betonte Manuela Singer-Bartos. Sie hatte das Programm mit Klassenleiterin Manuela Hellmuth abgestimmt, wobei auch ein Bezug zum Lehrplan-Thema „Werteerziehung“ gegeben war. Grundsätzlich ging es auch darum, zu vermitteln, dass Leben und Sterben miteinander untrennbar verbunden sind. Die Schwerpunkte wurden den Grundschülern sach- und altersgerecht mit Geschichten, Bilderbüchern und Filmausschnitten nahe gebracht. Es entstanden Collagen und eigene Gefühle wurden pantomimisch dargestellt. Dies war beispielsweise am Dienstag bei „Krankheit und Leid“ der Fall. Die Viertklässler sprachen über ihnen bekannte Krankheiten bei denen man wieder gesund wird – und über andere, bei denen es keine ärztliche Hilfe mehr gibt. Zusätzlich war eine Krankenschwester anwesend und ein Ratespiel sorgte für Auflockerung.
Fantasiereisen, Meditationen sowie der Umgang mit Farben und Musik ergänzten den Ablauf der Schulstunden. Die Kinder lernten darüber hinaus auch Jenseitsvorstellungen anderer Religionen kennen. Bei einem Abschlussfest am Freitag wurden die Ergebnisse den Eltern präsentiert. Diese hatten die Hospizhelferinnen schon Anfang Juni bei einem Elternabend kennengelernt und konnten sich über Inhalt und Ablauf des Projekts informieren. Dies war auch wichtig, um richtig reagieren zu können, wenn Kinder zu Hause das Bedürfnis hatten, sich etwas von der Seele zu reden. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Woche war: „Auch wenn Leid und Traurigkeit in der Familie sind, so kann und darf man trotzdem Lachen.“
Jeder Tag startete und endete mit festen Ritualen. Mit einem Lied und bunten Bändern wurde jedes Kind einzeln in die Gemeinschaft hineingenommen. Über „Tod und Sterben“ ging es am Mittwoch. Das Thema wurde mit einem Film und Gesprächen in Kleingruppen erörtert. „Vom Traurigsein“ handelte dann der Donnerstag. Um zu verstehen, dass etwas sterben muss, damit Neues entstehen kann, setzten die Mädchen und Buben Maispflanzen in selbst bemalte Töpfe ein. „So wie der Samen wächst und gedeiht und die Pflanze schließlich stirbt, gehört auch das Sterben zum Leben“, umschrieb Manuela Singer-Bartos die Aktion.
Trostbrief verfasst
Am Freitag ging es um „Trost und Trösten“. Die Kinder verfassten einen Trostbrief, den sie einem aktuellen Anlass in der Familie widmen oder allgemein gestalten konnten. Das kleine Abschlussfest mit den Eltern endete mit einem „Lastentanz“, womit die Schüler die Last der Woche abfallen lassen konnten. „Alle waren sehr offen, konzentriert, aufgeschlossen und neugierig!“, lautete das Lob der Hospizhelferinnen.
Hospiz macht Schule
Hospiz macht Schule wurde im Jahr 2005/ 2006 von einer Arbeitsgruppe auf Bundesebene erarbeitet. Es wird seit 2007 von der Bundes-Hospiz-Akademie in Deutschland fortentwickelt und über einen speziellen Befähigungskurs an die Ehrenamtlichen der Hospizvereine weitergegeben. Es wurde ein bundesweit einheitlicher Ausbildungsstandard für alle Projektaktiven entwickelt. Dieser gewährleistet das Knowhow und die Kompetenzen für den Projektablauf in den Grundschulen.
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