In diesem Jahr feiert die Gemeinde Stulln ihr "850-Jähriges". Zum Auftakt der Feierlichkeiten stand ein Festabend im Saal des Gasthauses Bodensteiner auf dem Programm. Bürgermeister Hans Prechtl begrüßte dazu zahlreiche Gäste. Darunter war mit Xaver Hausmann auch der älteste Einwohner Stullns und Wolfgang Janka von der Kommission für bayerische Landesgeschichte.
Der Bürgermeister startete mit einem kurzen Rückblick auf die 850-jährige Geschichte von Stulln. Gleich nebenan stehe mit der Stephanus-Kirche das älteste vollständig erhaltene Gebäude der Ortschaft. Sie spielte später auch im Vortrag von Wolfgang Janka noch eine Rolle. Stulln habe sich von einer ehemals vom Bergbau und der Landwirtschaft geprägten Ortschaft in einen modernen Wohn- und Industriestandort entwickelt. Stolz zeigte sich Prechtl auch, dass es gelungen sei, einen schuldenfreien Gemeindehaushalt im Jubiläumsjahr zu haben.
Gemeinde ist schuldenfrei
Dies stellte auch Landrat Thomas Ebeling heraus. Stulln sei schuldenfrei und habe eine hohe Steuerkraft und damit ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft. Bundestagsabgeordnete Martina Englhardt-Kopf unterstrich die gute Arbeit des Gemeinderates unter der Jahrzehnte langen Führung von Prechtl. Aber auch die Vereine würden einen maßgeblichen Beitrag leisten.
Regierungspräsident Walter Jonas betonte, dass die Gemeinde nach vielen Höhen aber auch Tiefen in den vergangenen 850 Jahren ihrem Motto für das Jubiläum „Stark – aktiv – modern“ voll gerecht werde. Auch Pfarrer Heinrich Rosner unterstrich die Bedeutung der Vergangenheit für das Leben in der Gegenwart und Zukunft.
Mit der Geschichte des Ortsnamens beschäftigte sich der Vortrag von Wolfgang Janka. Als Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt er sich mit der Bedeutung der Ortsnamen. Dabei gelte es nicht nur, die Schreibweise der Ortschaften zu beachten. Diese habe sich im Laufe der Zeit erheblich geändert, wie Janka an verschiedenen Beispielen verdeutlichte. Vielmehr betrachtet er auch die mundartliche Aussprache, die oft mehr Rückschlüsse zulasse, sowie die historische Sprachwissenschaft zur ursprünglichen Bedeutung der Namensbestandteile.
1174 erstmals erwähnt
Urkundlich belegt ist die erste Erwähnung von Stulln in der Bamberger Urkunde Nr. 322 von 1174. Darin wurde das Gut von Bischof Hermann II von Bamberg in „Velsendorf und Stulen“ dem Kloster St. Marien und St. Theodor verstiftet. Aufgrund der Schreibweise und der mundartlichen Aussprache des Ortsnamens kam Janka zu der Grundform Stuolum oder Stuolun. Im Mittelhochdeutschen habe Stuol die Bedeutung Stuhl, Sitz, Richterstuhl. Daraus könne man die Bedeutung „(Siedlung) bei den Richterstühlen“ für den Ortsnamen Stulln ableiten.
Auch im historischen Kontext finde sich hier eine Bestätigung. Die Stephanus-Kirche sei im Kernbau deutlich vor dem 14. Jahrhundert entstanden und auch die Reste des Burgstalls auf dem Mühlberg geben Hinweise auf einen administrativen Zusammenhang. Was fehle, so Janka, seien Aufzeichnungen zu hier stattgefunden Gerichtsverhandlungen.
Janka ging zum Abschluss auch auf die Namen und das mögliche Alter der weiteren Ortschaften innerhalb der Gemeinde Stulln sowie auf Wölsendorf als gemeinsam genannte Orte in der Urkunde von 1174 ein. Bürgermeister Hans Prechtl dankte dem Redner für einen tiefgreifenden Vortrag und damit einen gelungenen Start in das Jubiläumsjahr, dem noch viele weitere Höhepunkte folgen werden.
Weitere Termine im Jubiläumsjahr
- 20. Juni: Vortrag „Marterl, Wegkreuze und Kapellen rund um Stulln“.
- 6. und 7. Juli: Bürgerfest beim Gemeindezentrum und auf dem Bauhof-Gelände.
- August: Ausstellung zur Orts- und Vereinsgeschichte.
- 17. September: Seniorenkreis-Vortrag „Neues aus Stulln" mit Hans Prechtl.
- Herbst: Historischer Vortrag mit Martin Irl.
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