Sulzbach-Rosenberg
06.03.2024 - 12:13 Uhr

Amberg-Sulzbacher Schülerakademie: Begabte HCA-Gymnasiasten analysieren Kunstausstellungen

Gruppenbild in München mit Schülerinnen und Schülern des Gregor-Mendel-Gymnasiums, des Max-Reger-Gymnasiums, des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums und des Herzog-Christian-August-Gymnasiums. In der Mitte Studiendirektor Josef Witt, der die Fahrten organisierte. Bild: Witt/exb
Gruppenbild in München mit Schülerinnen und Schülern des Gregor-Mendel-Gymnasiums, des Max-Reger-Gymnasiums, des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums und des Herzog-Christian-August-Gymnasiums. In der Mitte Studiendirektor Josef Witt, der die Fahrten organisierte.

Die vier Amberger Gymnasien und das HCA-Gymnasium in Sulzbach-Rosenberg haben sich zusammengetan, um ihre besonders begabten Schülerinnen und Schüler auch besonders zu fördern. Und das geschieht in einer sogenannten Schülerakademie. Um an einem Kurs der Akademie teilnehmen zu dürfen, müssen die Schüler in das Begabtenförderungsprogramm ihres jeweiligen Gymnasiums aufgenommen werden. Die Kriterien legen die Mentoren für die Begabtenförderung an der jeweiligen Schule in Absprache mit der Schulleitung fest. Es wird auf die Noten geschaut, insbesondere in den Kernfächern. Aber auch eine offensichtliche Spitzenbegabung in einem bestimmten Fach oder einer Gruppe von Fächern oder die erfolgreiche Teilnahme an einem Schülerwettbewerb wie "Jugend debattiert", "Jugend forscht" oder dem Bundesfremdsprachenwettbewerb kann zu einer Aufnahme führen.

Die Angebote der Amberg-Sulzbacher Schülerakademie reichen von einem Italienisch-Kurs über den Bau von Musikinstrumenten bis hin zur Analyse von Filmen. Der Beitrag des Sulzbach-Rosenberger Gymnasiums hieß in diesem Schuljahr "Highlights der Kunstgeschichte". Die Teilnehmer bekamen die Möglichkeit, vier aktuelle Kunstausstellungen im süddeutschen Raum zu besuchen, nämlich „Venezia 500“ und die ständige Sammlung der Alten Pinakothek in München, die Turner-Ausstellung des Lenbach-Hauses in München und die Feininger-Retrospektive der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt am Main. Zwar gab es überall eine Führung, doch auch eine gründliche materialgestützte Vorbereitung in der Schule wurde erwartet.

Natürlich ging es bei diesem Kurs ebenso darum, sich über die Jahrgangsstufen hinweg mit klugen Köpfen nicht nur aus dem eigenen Gymnasium, sondern auch aus anderen Schulen zu vernetzen.

Die Entstehungszeit der Bilder, die es in den besuchten Ausstellungen zu sehen gab, reichten vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Besonders interessant war es, zu beobachten, welch langfristige Wirkung Innovationen von der Farbgebung bis hin zur Bildfindung in der europäischen Kunstgeschichte manchmal entfalten konnten.

Der italienische Kunstschriftsteller Vasari schrieb bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts den Künstlern seiner eigenen Vaterstadt Florenz zu, dass bei ihnen der Entwurf („disegno“) im Vordergrund stehe, während bei den venezianischen Malern der Generation von Giorgione, Tizian und Tintoretto die Farbkomposition („colorito“) den Vorrang genieße und sie darüber die genaue Wiedergabe der Natur und der menschlichen Anatomie vernachlässigen würden.

Ganz ähnlich fiel auch die Kritik an dem englischen Landschaftsmaler William Turner dreihundert Jahre später aus, dem in der Presse seines Heimatlandes vorgehalten wurde, seine Gemälde seien „unfertig“, weil er sich allein auf Effekte der Farbe, des Dunstes und des Lichtes konzentriere und Gegenstände wie Gebäude immer weniger klar erkennbar seien.

Interessant war auch zu beobachten, wie Lyonel Feininger im Vergleich zu Turner rund hundert Jahre später mit dem Licht umgeht: bei ihm lösen sich durchaus erkennbare Strukturen in Prismen, Dreiecke und andere geometrische Formen auf, je nachdem wie das Licht auf sie fällt. Feininger nahm damit Tendenzen des französischen Kubismus vor dem Ersten Weltkrieg auf, dem sich auch der junge Pablo Picasso verschrieben hatte, und interpretierte ihn auf eine einzigartige Art und Weise, die Feiningers „kristalline“ Architekturbilder unverwechselbar macht.

 
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