"Das Drahtseil ist allgegenwärtig, aber kaum jemand interessiert sich dafür", sagte Museumsleiterin Edith Zimmermann, als sie Gäste zur Ausstellungseröffnung willkommen hieß. Das Stadtmuseum habe es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Dinge zu zeigen, die sowieso jeder kennt, sondern gerade unbekannte Alltagsgegenstände ins rechte Licht zu rücken. Bürgermeister Michael Göth betonte den starken Bezug des Drahtseils zum Bergbau, der in Sulzbach-Rosenberg zum Beispiel in Straßennamen ("Seilbahnweg") und einigen Relikten der einst zahlreichen Transportseilbahnen sichtbar ist.
Über die Geschichte und die Anwendung des Drahtseils sprach Ulrich Haag vom Bergbaumuseum Příbram. Erfunden hatte das Drahtseil im Jahre 1834 der Clausthaler Oberbergrat Wilhelm August Julius Albert, der, obwohl eigentlich Jurist, den Bergbau im Harz durchgreifend modernisierte und technisch verbesserte. Nur das Drahtseil war fest und robust genug, um Fahrkünste (Förderanlagen) in sehr großen Tiefen zu betreiben. Da Albert seine Erfindung nicht hatte schützen lassen, sondern sie jedermann im In- und Ausland frei verfügbar gemacht hatte, setzte sich das Drahtseil innerhalb weniger Jahre in allen Bergbaurevieren weltweit durch.
So auch in Příbram in Böhmen in der heutigen tschechischen Republik. Dort wurde bereits 1836 eine Drahtseilfabrik errichtet, die das ganze Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie belieferte. Das dortige Bergbaumuseum ist Leihgeber des einen Teils der Sonderausstellung, die über Technik und Geschichte des Drahtseils informiert. Gezeigt werden auch Bilder der Brooklyn Bridge, das letzte Werk des Erfinders der modernen Hängebrücke, Johann August Röbling aus Mühlhausen/Thüringen. Nur mit Drahtseilen konnten Brücken hunderte von Metern überspannen.
Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den Seilbahnen und ist eine Leihgabe der Dresdner Verkehrsbetriebe, die eine Stand- und eine seltene Schwebeseilbahn betreiben. Bei diesen Bahnen wird das Seil nur zum Antrieb eines Fahrzeugs verwendet, das auf Schienen fährt oder an Schienen hängt. Die meisten Seilbahnen sind heute Luftseilbahnen, bei denen Gondeln an Drahtseilen hängen und von Drahtseilen gezogen werden. Diese Bauart hatte die Firma Adolf Bleichert und Co. in Leipzig entwickelt, heute wird sie weltweit für Material- und Personentransport eingesetzt. Die Ausstellung zeigt Beispiele solcher Bahnen, die auch im Bergbau vielfältig genutzt wurden. Die Ausstellung ist bis 30. April zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtmuseums zu sehen.
Rund um die Sonderausstellung
- Zwei Wanderausstellungen: "Das Drahtseil" (Geschichte des Drahtseils) und "Adolf Bleichert" (Pionier im Drahtseilbahnbau)
- Ausstellungsdauer: bis Sonntag, 30. April
- Öffnungszeiten des Museums: Mittwoch bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr
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