Sulzbach-Rosenberg
19.07.2024 - 10:53 Uhr

Ausstellung im LCC in Sulzbach-Rosenberg informiert über HPV-Impfung

Virus, Herdenimmunität, Impfung: Wer jetzt glaubt, bei der aktuellen Ausstellung im LCC in Sulzbach-Rosenberg geht es um Corona, liegt falsch. Die Gefahr, vor der hier gewarnt wird, verbirgt sich hinter der Abkürzung "HPV".

Die Ärztinnen Barbara Jelinski (rechts) und Miriam Zagel (Zweite von rechts) begleiten zwei Deutschkurs-Teilnehmerinnen an den Mitmachstationen der Ausstellung zu Humanen Papillomviren im LCC. Bild: cog
Die Ärztinnen Barbara Jelinski (rechts) und Miriam Zagel (Zweite von rechts) begleiten zwei Deutschkurs-Teilnehmerinnen an den Mitmachstationen der Ausstellung zu Humanen Papillomviren im LCC.

Jedes Jahr erkranken rund 4500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Etwa ein Drittel von ihnen stirbt daran. Dieses Risiko lässt sich minimieren: In der Bayerischen Impfwoche stellt das Gesundheitsamt des Landkreises das Humane Papillomvirus (HPV) und die Impfung dagegen vor.

Im Atrium des LCC in Sulzbach-Rosenberg steht ein zwei Meter großes Virus-Modell aus Holz, in das vier Mitmachstationen eingebaut sind. Hier können die Betrachtenden verschiedene Viren kennenlernen, den Dominoeffekt und die Herdenimmunität erleben, die Bedeutung einer gesunden Lebensführung erfahren und das Impfschema gegen HPV nachvollziehen. Das alles ist sehr spielerisch gestaltet, hat aber einen ernsten Hintergrund.

Auf großen Tafeln werden sechs Schicksale dargestellt, die unter die Haut gehen. Männer und Frauen, die eigentlich noch viel zu jung für Krebs sind, erzählen ihre Geschichte. Sie haben Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs, Zungenkrebs – alles ausgelöst durch das HPV. Die Betroffenen erzählen, wie sie die Diagnose erhalten haben, wie die Krebserkrankung ihr Leben auf den Kopf stellte, wie sie überlebten - was aber leider nur für fünf von ihnen gilt. Die sechste starb mit nur 36 Jahren an den Folgen eines Analkarzinoms.

Drei Ärztinnen vom Gesundheitsamt, Barbara Jelinski, Miriam Zagel und Kathrin Dauer, begleiteten die Ausstellung und gaben den Besuchern weitere Informationen. Seit 2007 gibt es in Deutschland einen Impfstoff, der vor den neun häufigsten krebsauslösenden HPV-Subtypen schützt. Diese Impfung senkt das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um rund 90 Prozent. Seit 2018 wird die Impfung auch für Jungen empfohlen, denn Männer übertragen das Virus beim Geschlechtsverkehr häufig auf Frauen. Außerdem sind sie selbst von einigen Krebsarten, die von HPV ausgelöst werden, betroffen.

Die HPV-Schutzimpfung zusammen mit Screening-Programmen könnte Gebärmutterhalskrebs weitgehend ausmerzen. Darauf deuten Daten aus Australien und Skandinavien hin, wo diese Krebsart immer seltener wird. Allerdings liegt dort die Impfquote bei 80 bis 90 Prozent. In Deutschland hingegen sind erst 43 Prozent aller Mädchen vollständig geimpft, und die Quote bei Jungen ist noch wesentlich niedriger.

Empfohlen wird die Impfung vor den ersten sexuellen Kontakten, also vor einer möglichen Ansteckung. Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren bekommen zwei Impfdosen, bei Jugendlichen ab 15 Jahren sind drei Spritzen nötig. Die Kosten für die Impfung trägt die Krankenkasse.

Das Gesundheitsamt möchte mit dieser Ausstellung möglichst viele Eltern und Jugendliche dafür sensibilisieren, dass sie auf ihre Gesundheit achten und sich ohne Aufwand und Risiko vor einer schweren Erkrankung schützen. Nicht ohne Grund heißt es in der Ausstellung: „Pikst kurz, schützt lang.“

Schulklassen, aber auch Deutschkurse der Volkshochschule, besuchen die interaktiven HPV-Mitmachstationen. Für die Öffentlichkeit ist die Ausstellung bis Dienstag, 23. Juli, im LCC zu sehen.

Hintergrund:

Humane Papillomviren

  • Bekannt sind mehr als 200 HPV-Typen, die alle den Menschen anstecken, meist jedoch völlig harmlos sind.
  • Etwa 40 Niedrigrisiko-Typen verursachen gutartige Genitalwarzen oder Papillome.
  • 12 Hochrisiko-Typen provozieren Zellveränderungen, aus denen sich Krebs entwickeln kann; vorwiegend im Genitalbereich und am After, aber auch in den Schleimhäuten von Mund, Rachen und Kehlkopf.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.