Sulzbach-Rosenberg
21.06.2020 - 12:56 Uhr

Bergbaugeschichte im Sulzbacher Land: Film jetzt im Kasten

1974 wurde in Sulzbach-Rosenberg der Bergbau eingestellt, 13 Jahre später auch in Auerbach. Studierende der OTH Amberg und engagierte Bürger der Herzogstadt wollen die Erinnerung an die große Zeit des Erzabbaus wachhalten.

Der Förderturm des Anna-Schachts, stelleten die OTH-Studenten fest, gehört zu den wenigen im Stadtbild noch sichtbaren Zeugnissen der hiesigen Montangeschichte Bild: cog
Der Förderturm des Anna-Schachts, stelleten die OTH-Studenten fest, gehört zu den wenigen im Stadtbild noch sichtbaren Zeugnissen der hiesigen Montangeschichte

Wie, wo und wann fing der Bergbau in der Region an? Wie war die harte Arbeit untertage? Welche Spuren des Bergbaus kann man heute noch sehen? Wie wurde das Eisen verarbeitet? Diesen und vielen anderen Fragen ging ein Filmteam von der OTH zusammen mit hiesigen Fachleuten nach. Den Kontakt hatte Tanja Weiß vom Stiber-Fähnlein vermittelt. Sie begleitete das sechsköpfige Filmteam aus Amberg drei Tage lang, bis alle Aufnahmen im Kasten waren.

Die jungen Leute waren in der Bergbauabteilung im Stadtmuseum, sie besuchten mit dem Bergmann Georg Schaller den Schaustollen und mit Jupp Rieder den Förderturm des Annaschachts. Mit Heimatpfleger Dr. Markus Lommer waren sie in der Stadt auf den Spuren des Bergbaus unterwegs, mit Moni und Peter Preller auf dem Bergbaupfad. In der Schmiede der Stiberer ließ sich das Filmteam die Eisenverarbeitung zeigen und bewunderte im Stadtarchiv alte Urkunden zu Bergbau und Verhüttung.

Dicht besiedelte Oberpfalz

Aber auch die ältesten Pergamente sind viel jünger als die Ursprünge des Bergbaus in der Region. Das erläuterte der Archäologe Dr. Mathias Hensch den wissbegierigen jungen Leuten im Schloss. Schon aus der Keltenzeit sind Erzabbau und -verhüttung belegt. Im Mittelalter war die Eisenproduktion ein politikentscheidender Faktor, führte der Fachmann aus. Deshalb war die erzreiche Oberpfalz dicht besiedelt und alle Produktionsschritte vom Abbau über die Holzkohleproduktion und die Verhüttung bis zur Herstellung von Waffen straff organisiert. Die Schmiede, berichtete Dr. Hensch, arbeiteten direkt unter den Augen des Grafen auf der Schlossterrasse. Das belegt die große Bedeutung, die der Herrscher diesen Handwerkern beimaß. Deren technisches Knowhow war hervorragend. Bei den Ausgrabungen im Schlossareal fanden die Archäologen unter anderem Hinweise auf die Produktion von Kettenhemden.

Ein Kettenhemd war ein richtiges High-Tech-Produkt, das ausschließlich Spezialisten herstellen konnten. Die Sulzbacher Schmiede gehörten zu den besten ihres Fachs. Sie verarbeiteten nicht nur Eisen, sondern verfügten über polymetallurgische Kenntnisse, konnten also auch mit anderen Metallen umgehen und benutzten für die Kettenhemden auch Ringe aus goldglänzendem Messing, mit denen die dunklen Eisenhemden am Rand verziert wurden.

Dreitägige Dreharbeiten

Die dreitägigen Dreharbeiten sind das einzige an der Filmproduktion, was man in der Stadt sehen konnte. Die Vorarbeiten liefen aber schon ab März. Nachdem sich die sechs OTH-Studenten für dieses Projekt entschieden hatten, fingen sie an zu recherchieren. Erschwert wurde alles durch die Corona-Pandemie. Deshalb konnten sie nur über Skype beraten, und auch der Kontakt zu ihrem Betreuer an der Hochschule, Prof. Klaus Grüger, war nur auf elektronischem Weg möglich.

Jetzt, nach dem Dreh, müssen die sechs Studenten den Film schneiden. Aus vielen Stunden Bild und Ton soll schließlich ein 20 Minuten langer Film entstehen, der einen ersten Einblick in den Erzbergbau der Region bietet. Zu sehen wird er im Stadtmuseum und am Förderturm sein, außerdem könnte er in den Schulen und im Schaustollen eingesetzt werden.

Sulzbach-Rosenberg06.02.2020
Sabrina Bauer, Anna-Marisa Koch, Brian-Fabian Diehl und Johannes Braun von der OTH Amberg (Zweite bis Fünfter von links) befragen den Archäologen Dr. Mathias Hensch im Schlosshof über die Frühzeit des Bergbaus in der Region. Bild: cog
Sabrina Bauer, Anna-Marisa Koch, Brian-Fabian Diehl und Johannes Braun von der OTH Amberg (Zweite bis Fünfter von links) befragen den Archäologen Dr. Mathias Hensch im Schlosshof über die Frühzeit des Bergbaus in der Region.
Von der Aussichtsterrasse am Schloss aus sehen Brian-Fabian Diehl und Johannes Braun von der OTH Amberg (von rechts) den Schlackenberg. Bild: cog
Von der Aussichtsterrasse am Schloss aus sehen Brian-Fabian Diehl und Johannes Braun von der OTH Amberg (von rechts) den Schlackenberg.
 
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