Seit 120 Jahren besteht die Ortsgruppe der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Sulzbach. Ein Festgottesdienst in der St.-Marien-Kirche leitete die Feiern ein. Daran beteiligten sich die benachbarten KAB-Ortsverbände mit ihren Fahnenabordnungen.
Für Weihbischof Reinhard Pappenberger sind "120 Jahre bei den Christen keine lange Zeit", aber in der Arbeitswelt sei umso mehr geschehen. Die Sorge, dass es gerecht zugeht, liege der KAB seit jeher am Herzen. "Es muss nicht ein Gegen-, sondern ein Miteinander geben. Arbeit und Leben, Glaube und Leben gehören eng zusammen", mahnte Pappenberger in seiner Predigt.
Im Gasthaus Zum Bartl würdigte Bürgermeister Stefan Frank die Arbeit der KAB, die gelebte Solidarität und das stete Engagement für Gerechtigkeit. Er wünschte sich, dass dies auch in Zukunft bestehen bleibt. Pfarrer Herbert Mader und Kreisvorstandsmitglied Hermine Knauer betonten die Wichtigkeit der KAB.
Es fehlt an Nachwuchs
Teamsprecher Joachim Weiß verschwieg die aktuellen Nachwuchssorgen nicht. So gelang es in der Mitgliederversammlung 2022 nicht mehr, einen kompletten Vorstand zu bilden. Ingrid Reinhardt und Norbert Eisner unterstützen Weiß derzeit in der Leitung des Ortsverbands. Dringendste Aufgabe sei es, frische Kräfte zu gewinnen und bei der nächsten Mitgliederversammlung wieder eine vollständige Führungsmannschaft zu finden, betonte Weiß, bevor er sich der Chronik der KAB St. Marien Sulzbach zuwandte.
Entstanden ist sie am 20. März 1904, als sich 150 Männer vom Gesellenverein trennten und das damalige Werkvolk gründeten. Ziel war es, eine Unterstützungskasse für Arbeitnehmer zu installieren. Kurz darauf fand schon die erste Frau Eingang in die "Herrenriege". Mitglieder freier Gewerkschaften oder sozialdemokratischer Vereine sperrte ein Beschluss aus dem Oktober 1906 dagegen aus. „Gott sei Dank, dass diese Zeit vorbei ist“, sagte Weiß über die politischen Konfrontationen von damals.
Harte Jahre zwischen den Kriegen
Während des Ersten Weltkriegs wurde das Vereinszimmer als Feldlazarett umfunktioniert, und 1916 bildete sich ein Sozialausschuss. Anfang 1919 machte sich der Ortsverband für den Zusammenschluss aller katholischen Vereine Sulzbachs stark. Ihr erklärtes Ziel war der Erhalt des Religionsunterrichts, den der damalige bayerische Kultusminister aus den Reihen der SPD abschaffen wollte. Bestrebungen zu einem Zusammenschluss mit der Christlichen Gewerkschaft lehnten die Mitglieder jedoch ab. In den folgenden Jahren großer Arbeitslosigkeit bestand das Vereinsleben aus Unterstützung für Arbeitnehmer und die Bevölkerung. Stahlwerkern und Bergleuten in Sulzbach-Rosenberg wurden die Löhne gekürzt, Kurzarbeit und Freischichten eingeführt.
Die letzten Einträge im Protokollbuch vor dem Zweiten Weltkrieg datieren aus dem April 1937. Danach ließ der nationalsozialistische Kreisleiter Arendt, trotz vieler Gesuche, keine Aktionen mehr zu. Allerdings existierte der katholische Arbeiterverein im Untergrund mit 188 Mitgliedern weiter. Im Oktober 1945 ging es dann offiziell wieder los. Im November 1948 gab sich der Arbeiterverein den Namen Katholisches Werkvolk. 1959 formierte sich eine Frauengruppe innerhalb des Werkvolks. Seit Anfang der 70er Jahre heißt das Werkvolk Katholische Arbeitnehmer-Bewegung.
Für die Maxhütte demonstriert
1983 ging die KAB in Sulzbach zusammen mit anderen Ortsverbänden daran, für rund 600 polnische Kinder aus Kattowitz eine Ferienfreizeit in Bayern zu organisieren. Diese Pläne durchkreuzte dann die Tschechoslowakei mit einem Durchreiseverbot. Die Probleme der Maxhütte und die Sorge um ihren Fortbestand veranlassten auch die KAB, sich an Demonstrationen zu beteiligen und Resolutionen zu beschließen. Sie startete aber auch eine Unterschriftenaktion an Staatssekretär Rudolf Kraus unter dem Motto "Der Sonntag muss Sonntag bleiben".
Das alltägliche Vereinsleben der KAB Sulzbach prägen die Teilnahme an Weihnachtsmärkten und Fronleichnamsfesten, Sammlungen, Unterstützungen der Kindergärten, Ausflüge, Mehrtagesfahrten oder Besuche bei den Luisenburg-Festspielen. Eine Familiengruppe für Mitglieder bis 40 Jahren mit Kindern hat sich nach zehn Jahren mangels Interesse wieder aufgelöst.
KAB St. Marien Sulzbach
- Aktuelles Leitungsteam: Joachim Weiß, Ingrid Reinhardt, Norbert Eisner
- Präses: Pfarrer Herbert Mader
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