Sulzbach-Rosenberg
08.11.2023 - 13:43 Uhr

Zur Erinnerung an Reichspogromnacht sollen mehr Bürger in Sulzbacher Synagoge kommen

Am 8. November 1938 zündeten Nazis in Deutschland Synagogen an und töteten Juden. Die Erinnerung an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren wird dieses Jahr in Sulzbach-Rosenberg deutlich größer aufgezogen. Das hat besondere Gründe.

78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust trauen sich in vielen deutschen Städten in diesen Tagen Juden nur noch ohne Kippa auf die Straße. Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der seitdem laufende Krieg im Gaza-Streifen haben auch bei uns dem Antisemitismus einen völlig neuen Schwung verliehen. Die Zahl von Anfeindungen und sogar tätlicher Angriffe auf Juden hat erschreckend zugenommen. Dass es ausufernde Gewalt gegen Juden in Deutschland schon einmal gegeben hat, daran soll am 9. November, um 18 Uhr, eine besondere Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Sulzbacher Synagoge, Synagogenstraße 9, anlässlich des 85. Jahrestags der Reichspogromnacht erinnern. Damals plünderten und zerstörten die Nazis 1400 Synagogen in ganz Deutschland und töteten mehrere Hundert Juden. Dieser Gewaltakt gilt als Auftakt zum Holocaust. Dekan Karlhermann Schötz wird eine Erinnerungsrede halten, die Städtische Sing- und Musikschule umrahmt das Ganze mit Musik.

Die Gedenkveranstaltung in der Synagoge wurde ursprünglich vom SPD-Ortsverein ins Leben gerufen und organisiert. Dieses Jahr übernimmt das zum ersten Mal die Stadt selbst. Den Grund erklärt Bürgermeister Michael Göth: "Wir wollten das Gedenken an dieses schreckliche Ereignis vor 85 Jahren auf deutlich breitere Beine stellen, damit sich mehr angesprochen fühlen." Was er damit meint, verdeutlich SPD-Ortsvereinsvorsitzende Bettina Moser. "Die Beteiligung an dem Gedenken aus der Bürgerschaft war bisher fast Null. Wenn 40 Leute anwesend waren, kamen vielleicht höchstens fünf nicht aus den Kreisen von SPD und der Gewerkschaft."

Dies soll dieses Jahr anders sein. Egal, ob Mitglied in einer Partei, historisch interessiert oder nicht, die Stadt als Organisator wünscht sich, dass möglichst viele Menschen aus allen Schichten teilnehmen, um ein klares Signal gegen Geschichtsvergessenheit und gegen Antisemitismus zu setzen. "Wir haben aktuell wegen dem Krieg in Nahost einen Rechtsruck in Deutschland", sagt Bettina Moser. "Im 3. Reich ging es auch damit los, dass Hitler nicht ernst genommen wurde. Ich habe Angst davor, dass dies erneut passiert. Die AfD präsentiert einfache Lösungen für große Probleme. Wir wollen beim Gedenken keine Schuld zuweisen, niemand der heutigen Generation kann etwas für die Verbrechen der Nazis. Aber wir müssen mahnen und verhindern, dass es wieder soweit kommt." Bürgermeister Michael Göth dazu: "Wir haben eine dauerhafte Verpflichtung, die Erinnerung an die Vergangenheit wach zu halten."

 
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