Der Kreisheimatpfleger widmete diesem Thema einen Vortrag in der Volkshochschule. Seit mindestens 15 000 Jahren werden Farben aus mineralischen Erden (Farberden) gewonnen. Die eisenhaltigen Erden im Amberg-Sulzbacher Land waren von hellem Gelb (Ocker) über Braun (Umbra) bis zu kräftigem Rot (Siena) gefärbt. Der Eisengehalt, der sich zwischen fünf Prozent (heller Leinocker) und 60 Prozent (Umbra) bewegte, bestimmte im Wesentlichen die Farbe, die man durch Brennen (starkes Erhitzen) variieren konnte. "Amberger Dreck" oder "Amberger Gold" war ein kräftig gelber Ocker, "Bolus", "Röthel" oder "Nürnberger Rot" durch Kieselsäure rot gefärbt.
Kreisheimatpfleger Dieter Dörner erläuterte die Rahmenbedingungen der Farberdegewinnung. Nachdem man 1859 beim Bau der Ostbahn im Raum Neukirchen ein größeres Vorkommen entdeckt hatte, suchte man überall im westlichen Landkreis bis Ensdorf und Ebermannsdorf nach Farberden. Das königliche Bergamt verlieh Abbaurechte an Maxhütte, Luitpoldhütte, Deutsch-Luxemburgische Gewerkschaft und Privatleute.
Die Gruben wurden jedoch meist von Landwirten gepachtet, die sich von der Farberde einen lukrativen Nebenverdienst versprachen. Der Pächter errichtete dann eine hölzerne Kaue, unter der die Hauer einen Schacht von selten mehr als 20 Metern Tiefe aushoben. War die Erde aus diesem Schacht geraubt, so wurde in der Nachbarschaft ein weiterer Schacht abgeteuft.
Die Arbeitsbedingungen waren äußerst primitiv, und die Löhne betrugen weniger als die Hälfte der im Eisenerzbergbau bezahlten. Auf dem Höhepunkt vor dem Ersten Weltkrieg wurden im Amberg-Sulzbacher Revier jährlich 7000 Tonnen Farberde gewonnen und mit Fuhrwerken zu den nächstgelegenen Bahnhöfen, vor allem nach Neukirchen, geschafft, von wo sie an deutsche und ausländische Lack- und Farbenproduzenten geliefert wurden. Im Laufe der Jahrzehnte ersetzten synthetische Farben immer mehr die Naturpigmente, obwohl insbesondere die roten Farberden viel bessere Lichtbeständigkeit und Leuchtkraft aufweisen. Die Grube "Hans" bei Gaißach, mit 175 Metern Stollenlänge eine der größten Farberdegruben im Landkreis, schloss als letzte im Jahre 1971.
Heute wissen die meisten Bewohner des Landkreises nichts mehr über den Farberdebergbau. Dörner ist es ein Anliegen, die Erinnerung an diesen Teil der Bergbau-Tradition im Amberg-Sulzbacher Revier aufrechtzuerhalten.
Farberde-Museum
Interessierte können in Neukirchen eine nachgebaute Kaue mit Schacht und Farberde-Mustern und ein kleines Museum im alten Postgebäude besichtigen. Ansprechpartner ist Heimatpfleger Walter Schraml, 09663/6 45 oder walter.schraml[at]web[dot]de.
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