Sulzbach-Rosenberg
03.11.2024 - 14:03 Uhr

Exkursion zu den "Lost Places" der Sulzbacher Pfalzgrafen

Straßennamen und einige steinerne Relikte - viel geblieben ist nicht von den Landschlössern der Sulzbacher Pfalzgrafen. Deren Spuren suchten an der Geschichte Interessierte auf einer Bustour in Sulzbach-Rosenberg und Königstein.

Unter dem Motto „Die pfalzgräflichen Landgüter rund um Sulzbach“ führte eine spannende Bus-Exkursion zu den „Lost Places“ der Sulzbacher Pfalzgrafen. Die meisten der einst prächtigen Landschlösser wurden nämlich nach dem Ende des Fürstentums - der letzte Pfalzgraf Karl Theodor starb 1799 - verkauft und später abgerissen. Wenig erinnert noch an die privaten Rückzugsorte der Pfalzgrafen. Hier fanden sie Ruhe vor den aufreibenden Dienstgeschäften ihrer Residenz Sulzbach, pflegten ihr Familienleben oder feierten auch rauschende Feste und Jagdgesellschaften.

Unter der kompetenten und dabei immer unterhaltsamen Leitung von Stadtführerin Patrizia Zimmermann führte die Fahrt zunächst zum ehemaligen Landgut von Pfalzgraf Christian August, Hammer Philippsburg in Rosenberg. Sein Sohn Theodor Eustach ließ hier Munition herstellen, was ihm später zum Verhängnis werden sollte. Die Munitionslieferungen wurden nämlich Gegenstand einer kaiserlichen Untersuchung, und Theodor Eustach musste sich nach Dinkelsbühl zurückziehen, wo er 1732 starb. Im 18. Jahrhundert unter Pfalzgraf und Kurfürst Karl Theodor war Hammer Philippsburg dann eine Fayence-Manufaktur. Das Schloss wurde erst 1968 abgerissen.

Bei strahlendem Sonnenschein ging es weiter zur nahegelegenen Sommerresidenz „Franziskaruh“ der Pfalzgräfin Franziska Dorothea. 1785 errichtet, später Werks-Casino der Maxhütte, ist es das einzige noch erhaltene pfalzgräfliche Landschloss. An den nächsten Etappenpunkt, den ehemaligen Hofgarten am Fuß der Sulzbacher Altstadt, erinnern nur noch der Name der Hofgartenstraße sowie die Säulen des nördlichen Eingangsportals. Von einer der wohl prächtigsten barocken Gartenanlagen in Bayern erhalten sind auch noch zwei mächtige Löwenfiguren, die nach der Auflösung nach Amberg verkauft wurden und dort bis heute am Maxplatz stehen.

Als Großalbershof Kurort war

Nur wenige Kilometer nördlich von Sulzbach lag Gut Albershof (heute Großalbershof), landesherrliches Privatgut und bevorzugter Aufenthaltsort von Pfalzgraf Theodor Eustach. Vormals im Besitz der Familie Knorr von Rosenroths, wurde es sein Sommer-, Lust- und Jagdschlösschen, aber auch Rückzugsort. Theodor Eustach soll auch die dortige Mineralquelle entdeckt haben, was in den folgenden Jahrzehnten zu einem regen Kurbetrieb führte. Nach Jahren des Leerstands wurde das Schloss 1796 im Ersten Koalitionskrieg durch französische Truppen zerstört, die ursprüngliche Heilquelle fiel dem Bahnbau im 19. Jahrhundert zum Opfer.

Die etwa einen Tagesmarsch von Sulzbach entfernte Burg Breitenstein kam 1666 in den Besitz der Pfalzgrafen. Nur die imposant auf einem Dolomitfelsen aufragende Kapelle ist davon erhalten geblieben. 1713 ließ sie die Sulzbacher Pfalzgräfin Maria Eleonore umfassend renovieren und zu einer Privatkapelle umbauen. Der untere Kapellenraum entstand erst rund 40 Jahre später.

Jagdgesellschaften mit 200 Gästen

Bereits 1623 hatte der Sulzbacher Pfalzgraf August die nahegelegene ehemalige Burg Königstein erworben. Unter Christian August wurde das Anwesen zum Jagdschloss ausgebaut. Auch während der Zeit Theodor Eustachs traf man sich hier regelmäßig zu Jagdgesellschaften mit teils über 200 Gästen. Nach dem Tod Johann Christians wurde das Schloss durch Leerstand und Verfall zunehmend unbewohnbar und schließlich abgebrochen. Nur ein Straßenschild und der Durchgang zur Schlossauffahrt erinnern noch daran.

Diesen Bericht verfasste Edith Zimmermann, die wissenschaftliche Leiterin des Stadtmuseums in Sulzbach-Rosenberg.

Service:

Mehr Informationen über die Sulzbacher Pfalzgrafen

  • Zum Nachlesen: Buch „Kleine Stadtgeschichte Sulzbach-Rosenberg“ von Patrizia Zimmermann, erschienen 2023 im Verlag Pustet
  • Zum Schauen: Sonderausstellung „Prinzessinnen – Märchen und Wirklichkeit“ im Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg (noch bis 23. März 2025)
 
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