Josef Schmaußer hatte eine Leinwand und viele Bilder mitgebracht, um von der Heimat zu erzählen. Weil die Goglhof-Stube dafür zu klein ist, bot sich das Gasthaus Kugler nebenan als Ausweichquartier an. Für den Ursensollener Heimatpfleger ebenso wie für die beiden Musikanten Hans Dittrich und Sepp Ertl ist Eberhardsbühl vertrautes Terrain, auf dem Goglhof fühlen sie sich durchaus „daheim“.
„Heimat ist da, wo ich bleibe, wenn ich fort bin“. Mit dieser These leitete Hermann Gnahn, der Vorsitzende des Freundeskreises Goglhof, zum Thema des Abends über. Und Josef Schmaußer konnte da nur zustimmen. In einer kinderreichen Familie in Hohenkemnath aufgewachsen hatte er Kindheitserlebnisse, an die er „mit einer gewissen Wehmut“ denkt. In seinen Bildern schildert der ehemalige Lehrer Bräuche und Feste, zeigt Bauwerke und Landschaften, berichtet von Traditionen, dem Familienleben und der Sprache und immer wieder vom bäuerlichen Leben. Sollte ihm die Vergangenheit mehr am Herzen liegen als Gegenwart und Zukunft? Das sicher nicht, sagt Schmaußer, aber,„keiner kann halt aus seiner Haut“.
Die alten Bilder seines Dorfes, lassen Nostalgie aufkommen. Beim Abriss der barocken Kirche habe sein Herz geblutet, sagt der Hohenkemnather, ebenso beim Bau der Kreisstraße AS 15 mitten durchs Dorf. Was einerseits Fortschritt und Zukunft bedeute, sei halt oft mit Verlust verbunden. In zahlreichen eigenen und „ausgegrabenen“ Fotos hat er die alte Welt festgehalten: die Flurumgänge, die Kapellen und Marterln, die Kirwa-Bräuche, typische Häuser, Bäume und blühende Wiesen, auch Menschen und Wegbegleiter seines Lebens. Er schaut auch über die Grenzen seines Dorfes hinaus in Gegenden Bayerns, in denen seine Brüder leben, die ihm dadurch auch Heimat geworden sind. Zur Freude vieler Zuhörer gesteht er seine Begeisterung für die Landschaft des Sulzbacher Umlandes und outet sich als treuer Besucher des Annaberg-Festes. Über sein politisches Engagement sagt er: „Auch Politik ist mir Heimat geworden“. Dass er mit seinem Einsatz für den Erhalt von Baudenkmälern oder Landschaften nicht selten aneckt, muss er akzeptieren, „auch Feinde macht man sich manchmal damit“.
Bei aller Heimatliebe aber lebt Josef Schmaußer auch in der Gegenwart und hat die Zukunft im Auge. „Ich versuche ein wenig weiter zu schauen, über das Dörfliche und Enge hinaus und will meine eigene Freude an der Heimat weitergeben an Andere“, sagt er am Ende eines sehr emotionalen Abends. Sein Bericht über eine Flüchtlingsfamilie, die in Hohenkemnath voll ins dörfliche Leben integriert ist, nennt Hermann Gnahn in seinen Dankesworten ein Indiz dafür, dass Heimat bewahrt werden kann, auch wenn Menschen anderer Länder dazukommen.
Einfühlsam hatten Hans Dittrich und Sepp Ertl die Musikstücke und Lieder für diesen Heimatabend ausgewählt. Vom kleinen Bacherl sangen und spielten sie mit Akkordeon, Klarinette und Saxophon, vom „Bankerl unterm Baam“, mit Texten voll Nostalgie und Liebe zur Heimat. Abgerundet wurde der Abend durch ein Heimat-Gedicht von Rosa Pickl aus Weigendorf für ihre Freundin Margarete Jäkel, die Goglhof-Hausherrin.
Weitere Goglhof-Termine im ersten Halbjahr 2019:
Über „Wirtshausleben“ berichtet Grete Pickl am 29. März. Matthias Conrad hält einen Vortrag über „Die Burg als Bauwerk“ am 12. April und das Thema „Frühling“ beschreibt in fränkischer Mundart Walter Tausendpfund am 10. Mai. Einen Familiennachmittag gestalten am 1. Juni Anna und Ernst Luber und Helma Koch. Themen sind altes bäuerliches Handwerk sowie Geschichten aus Helma Kochs Kinderbuch. Alle Veranstaltungen finden auf dem Goglhof statt.
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