Sulzbach-Rosenberg
31.01.2020 - 11:03 Uhr

"Gewagt gefragt" für Deutschen Podcast Preis nominiert

Theresia Kaspar ist Geschichtenerzählerin und Grenzgängerin. In ihrem Podcast "Gewagt gefragt" gibt sie Menschen und kontroversen Themen eine Plattform. Jetzt ist der junge Podcast für den deutschen Podcastpreis nominiert.

Theresia Kaspar ist das Gesicht hinter "Gewagt gefragt." Bild: lsc
Theresia Kaspar ist das Gesicht hinter "Gewagt gefragt."

Im Oktober hat alles angefangen. Theresia Kaspar trifft sich mit Thomas Ulrich. Er ist Friseurmeister, singt im Kirchenchor, ist verheiratet. Mit einem Mann. Ulrich wird zur schillernden Hauptfigur der ersten Podcast-Folge von "Gewagt Gefragt." "Ich suche gezielt Leute aus, die polarisieren. Die irgendetwas Besonderes an sich haben", erzählt Theresia Kaspar.

Die 35-Jährige aus Sulzbach-Rosenberg möchte Schubladen sprengen, den Hörern eine andere Perspektive bieten. Sieben Folgen sind seither online gegangen. "Die meistgehörte Episode hatte etwas über 100 Hörer. Das war die Folge mit Hans Weiß. Er ist Jäger und hat gleichzeitig eine Auffangstation für Tiere." Es sind Konflikte wie diese, die Theresia Kaspar den Menschen näher bringen möchte. Unangenehme Fragen gehören für sie dazu.

Theresia Kaspar fragt einen Jäger, ob er Spaß am Töten hat und Homosexuelle, ob schwul für sie ein Schimpfwort ist. "Ich gehe nah an die Grenze heran, will aber nicht respektlos sein", erklärt sie. "Es gab noch niemanden, der gesagt hat: Das möchte ich jetzt nicht beantworten."

Auch wenn das Schreiben und Geschichten erzählen ihre große Leidenschaft sind - hauptberuflich ist Theresia Kaspar Angestellte einer Bank. Wie das eben so ist: "Man fängt irgendwann an, macht eine Ausbildung. Auf Umwegen bin ich bei der Bank gelandet, bei einem tollen Arbeitgeber und einem Job, der mir auch Spaß gemacht hat. Aber meine wahre Leidenschaft ist doch etwas Anderes." Eine Leidenschaft, für die sie viel Aufwand in Kauf nimmt. "Ich schneide die Aufnahmen mit einem Open-Source-Programm, beigebracht habe ich mir das über Youtube-Videos", erzählt die junge Frau.

Außerdem braucht es Ausrüstung wie Mikros und Aufnahme-Software. Und ein bisschen Erfindergeist: "Um Hall zu vermeiden, habe ich noch zusätzlich einen Pappkarton mit Schaumstoff beklebt." Die fertigen Folgen lädt sie über eine Plattform hoch, die den Podcast verbreitet. So erreicht Theresia Kaspar sogar Hörer in Ägypten und in den USA.

Jetzt stellt sie "Gewagt Gefragt" erstmals auf die Probe. Die Sulzbach-Rosenbergerin hat sich für den Deutschen Podcast-Preis beworben. Zum ersten Mal werden in sieben Kategorien die besten deutschen Podcast-Formate prämiert. Ziel ist es, dem Genre einen Rahmen zu geben, der die Themenvielfalt widerspiegelt und sie für noch mehr Hörer sichtbar macht. Hürden für die Nominierung gab es keine.

Zum Online-Voting

Bewerber mussten lediglich einen dreiminütigen Audiobeitrag einreichen. Podcaster konnten sich für die Kategorien bestes Skript, bester Autor, bester Interviewer, bestes Talk-Team, beste Produktion, bester Newcomer oder beste journalistische Leistung bewerben.

In der siebten Kategorie wird der Publikums-Liebling durch ein Online-Voting gekürt. Bis zum 29. Februar können Hörer auf der Seite der Veranstaltung abstimmen. "Beworben habe ich mich für Newcomer und bester Interviewer. Mir ist völlig klar, dass man gegen große Podcasts von großen Verlagen kaum eine Chance hat. Aber ein kleiner Podcast aus Sulzbach-Rosenberg versucht es jetzt mal", erzählt Theresia Kaspar und lacht.

Die Liste der nominierten Podcasts ist lang. Trotzdem findet Theresia Kaspar nicht, dass ein junger Podcast keine Erfolgsaussichten hat, im Gegenteil: "Wenn ich erzähle, dass ich einen Podcast aufnehme, fragen die Leute immer noch: Was ist das? Also es gibt noch genug Menschen, die keine Podcasts hören. Der Markt ist noch nicht erschlossen."

Ein genaues Ziel hat sie jedoch nicht: "In erster Linie habe ich mit dem Podcast gestartet, um mich selbst zu testen und Erfahrung im Bereich Journalismus zu sammeln. Ich bin selbst großer Podcast-Hörer, und meine Idee war es dann, Interviews zu führen. Einen Podcast kann man mit einfachen Mitteln selber machen, deshalb habe ich einfach mal damit angefangen."

Eines ist ihr aber dennoch wichtig: die Debattenkultur. "Bei kontroversen Themen arten Diskussionen im Netz oft aus. Ich habe das Gefühl, die Menschen hören etwas, haben ein negatives Gefühl und aus der Rage heraus schreiben sie etwas. Ich glaube, wenn man Leute aufklärt und ihnen etwas Neues vermittelt, kann man vielleicht etwas Positives beitragen."

Theresia Kaspar erzählt gerne Geschichten, möglichst spannend, um dem Zuhörer etwas Neues zu bieten. Sie zeigt den Menschen hinter der Kontroverse. Warum er etwas so tut, wie er es tut. Einige Menschen hat sie dafür schon getroffen, viele werden folgen. Trotzdem bleibt ihr erster Gast immer ihr liebster: Thomas Ulrich, der Friseur.

 
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