Helma Koch hat Sulzbach-Rosenberg in vielerlei Hinsicht mitgeprägt. „Ich bin halt immer noch neugierig“, begründet die bald 80-jährige Apothekerin ihre zahlreichen Aktivitäten, Pläne und Visionen. 2008 hat sie ihre Apotheke in der Fröschau verkauft und dann noch fünf Jahre dort mitgearbeitet. „Danach, im Ruhestand, sind meine Bedürfnisse erfüllbar geworden“, beschreibt sie ihre folgenden kulturellen Projekte im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Unter Kultur versteht Helma Koch „etwas, das kultiviert wird, das entsteht aus der Brache“. Das Wort „Kulturbetrieb“ lehnt sie ab, es beschreibt in ihren Augen das Gegenteil.
Viele ihrer Pläne konnte Helma Koch in den vergangenen Jahren verwirklichen. Den ersten Sulzbacher Amtsarzt Schleiß von Löwenfeld hat sie in ihrem Buch, im Theaterstück und im Spielfilm einem breiten Publikum bekannt gemacht. „Wahre Geschichten von Pflanzen“ für Kinder und Erwachsene führen in einem hübsch illustrierten Büchlein ein in die ihr vom Beruf her vertraute Pflanzenwelt. Nach dem zuvor entstandenen Buch einer Realschulklasse „Die Mächte der Zeit“ verfasste sie ein Stück für Schultheater, und sie schrieb einem Krimi, der im 1000-jährigen Frühmesserhaus in Vilseck spielt.
Vieles sei gut gelaufen, sagt Helma Koch in der Rückschau, "manches war aber ein wenig festgefahren". Vom Amtsarzt-Film gibt es eine Kopie, die für ein moderates Honorar ausgeliehen werden kann; für die Technik – Tablet, Beamer, Leinwand – müsse allerdings in Eigenregie gesorgt werden (Kontakt: 09661/3539). Erfreulich sei, dass es den „Amtsarzt“ ebenso wie den „Vilseck-Krimi“ bald als E-Book und Hörbuch geben wird. „Die beiden Sulzbacher Kristof Kurz als Lektor und Mario Weiß für den technischen Part haben mir große fachliche Hilfe geleistet“, zeigt sich Helma Koch im Gespräch sehr dankbar.
Film "Der Amtsarzt"
„Das Regionale, bei allem was gemacht wird“, liegt ihr am Herzen. Dass alle Schauspieler für den Amtsarzt-Film einheimische Laien waren, die ohne Gage Zeit und Mühen dafür aufgewendet, und begeistert mitgemacht haben, war eine Freude für die Produzentin. Auch dass der Hirschauer Festspielverein sich spontan bereit erklärt hat, in Kostümen aus der Zeit von 1800 als Komparsen im Film mitzuwirken, war ein unerwarteter Glücksfall. Alle anderen Kostüme, von der Uniform des Polizisten, über den Mantel des Amtsarztes bis hin zu den Kleidern der Frauen und Kinder, hat Koch als Hobby-Näherin selbst entworfen und geschneidert. „Auch alle Drehorte stehen für regionale Geschichte“, betont die Sulzbacherin, „zum Beispiel das Gasthaus zur Landkutsche, die Kirche in Weißenberg, das Schulmuseum, der Goglhof, der Hopfengarten in Illschwang und natürlich mein Arbeitsplatz im Apothekenmuseum“.
Herzenssache "Schultheater"
Ein Herzensanliegen ist Helma Koch das Schultheater „Die Mächte der Zeit“. Autoren der Klasse 6e der Walter Höllerer-Realschule haben eine muntere Zeitreise geschrieben, die auf unterhaltsame Weise zurückführt in das Jahr 1668, als Sulzbach Ort geschichtsträchtiger Forschung war. Koch hat daraus ein lehrreiches Theaterstück gemacht. "Die bisher fehlende Resonanz der Schulen ist eine Enttäuschung für mich und frustrierend auch für die jugendlichen Autoren“, gibt sie zu Bedenken.
Aber es gibt auch erfolgversprechende Pläne. Ihre neu gegründete Theatergruppe probt mittlerweile im Keller eines Autohauses für eine pikante Boulevardkomödie. Ein weiteres Theaterstück übersetzte Koch aus dem Französischen, „dank des Unterrichts von Frau Kleinecke in der Volkshochschule“.
In Amberg geboren und aufgewachsen studierte Helma Koch nach dem Abitur Pharmazie mit Schwerpunkt Pflanzenheilkunde. Sie arbeitete 20 Jahre lang in der Amberger Mohren-Apotheke und folgte ihrem Ehemann Günter Koch nach Sulzbach-Rosenberg. 1997 eröffnete sie ihre Apotheke in der Fröschau. „Ich habe jede Stunde gern und mit Begeisterung gearbeitet“, beschreibt sie ihre Berufsjahre. "Eine sehr glückliche Ehe und die Familie waren ebenso der Inhalt meines Lebens", sagt sie.
„Allein ja, einsam nicht“, so beschreibt Helma Koch ihren derzeitigen Lebensabschnitt. Ihre Tage sind ausgefüllt. Sie ist Mutter von zwei Kindern und Oma zweier Enkel. Sie liebt Kammermusik und spielt Querflöte, engagierte sich im evangelischen Kirchenvorstand in Rosenberg und gehört dem Vorstand des Freundeskreises Goglhof in Eberhardsbühl an. Viel Zeit verbringt sie in der Alten Hofapotheke in Sulzbach. „In zahlreichen Führungen habe ich Besuchern von den Pflanzen als der Grundlage der heutigen Pharmazie erzählt, habe versucht, etwas von meinem Wissen weiterzugeben“, beschreibt sie ihre Tätigkeit im Museum.
Dabei bleibt Helma Koch immer noch Zeit zum Schreiben. Sie verfasst Sketche, kritische Gedichte, Geschichten für ihre Enkelkinder. Kurzentschlossen hat sie in Mannheim noch eine Ausbildung zur Coffeologin gemacht. Was lernt man da? „Alles über den Kaffee“, sagt sie lachend und genehmigt sich ein Tässchen Espresso, den sie liebt und auch empfiehlt.
Gedicht von Helma Koch
Die Schöpfungsvielfalt ist ein Wunder
und sorgt darum für kräftig Zunder.
Als einst der Rohling Mensch geschaffen
als Spezifikation vom Affen
war unsere Schöpfung noch nicht rum.
Denn jetzt kam's Individuum.
Der eine wurde zum Moloch,
der andere kriegt den Arsch nicht hoch.
Die Gaben sind nicht gleich verteilt.
Drum gibt es immer wieder Streit.
Das Ganze ist ein leerer Wahn
dieweil man eh nix machen kann.
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