Sulzbach-Rosenberg
27.11.2019 - 14:11 Uhr

Herzwochen im St.-Anna-Krankenhaus

Zwei Kardiologen, viele Zuhörer, ein Thema: Das Herz. Das St.-Anna-Krankenhaus lud anlässlich der Herzwochen 2019 zu einem Informationsabend ein. Dabei kündigte ein neuer Chefarzt eine besondere Einrichtung an.

Über Rhythmusstörungen und plötzlichen Herztod informierten im St.-Anna-Krankenhaus Prof. Dr. med. Karl Josef Osterziel (rechts) und Chefarzt Dr. med. Helge U. Simon. Bild: hka
Über Rhythmusstörungen und plötzlichen Herztod informierten im St.-Anna-Krankenhaus Prof. Dr. med. Karl Josef Osterziel (rechts) und Chefarzt Dr. med. Helge U. Simon.

Der Andrang war so groß, dass zusätzliche Stühle in den Veranstaltungsraum des Krankenhauses gebracht werden mussten. Kein Wunder, denn das Problem Herzrhythmusstörungen betrifft viele Menschen. An diesem Abend ging es vor allem um die bedrohlichen Rhythmusstörungen. Die Risiken dafür nannte der Amberger Kardiologe Prof. Dr. med. Karl Josef Osterziel, über Behandlungsmethoden sprach der neue Kardiologe am St. Anna-Krankenhaus, Chefarzt Dr. med. Helge U. Simon. Viele Gründe dafür gibt es, dass das Herz außer Takt gerät, zeigten beide Mediziner auf , aber auch eben so viele Möglichkeiten der Prävention. „Man kann selber viel dafür tun“, sagte Osterziel, „nämlich gesund leben“.

Hoher Blutdruck, Übergewicht, Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Rauchen, all das kann Herzrhythmusstörungen, koronare Herzerkrankungen, Herzinfarkt und plötzlichen Herztod verursachen. „Von 100 000 Rettungseinsätzen pro Jahr in Deutschland betreffen mehr als die Hälfte einen Herzstillstand“, so der Kardiologe. Ein Stolpern oder eine kleine Pause des Herzschlags sei normal, bedrohlich werde es aber, wenn der Herzschlag sich plötzlich verändere, über längere Zeit zu schnell oder zu langsam werde. Die Folge sei weniger Herzleistung, sinkender Blutdruck, Atemnot, Schwindel bis zum Ohnmachtsanfall. Dann müsse eine ärztliche Behandlung sofort erfolgen.

Die Herzkranzgefäße nannte der Mediziner die „Benzinleitungen für das Herz“. Würden sie durch Ablagerungen verengt, so dass die Blutversorgung des Herzens unter körperlicher oder seelischer Belastung nicht mehr ausreicht, komme es zu Beschwerden wie Brustschmerzen, Brustenge, Brennen in der Brust, Atemnot. Bei einem totalen Verschluss entstehe ein Herzinfarkt, der nicht selten zum Herztod führe. Zwei weitere Begriffe erläuterte der Kardiologe: das Vorhofflimmern, eine ungleichmäßige Herztätigkeit, von der Millionen von Menschen betroffen seien. Als Anzeichen dafür beschrieb er Luftnot, geringe Belastbarkeit, auch geschwollene Beine. Gefährlicher, so Osterziel, sei das Kammerflimmern, das meist nach einem Herzinfarkt zum Herztod führe.

Nach so viel beängstigenden Schilderungen verbreitete Chefarzt Helge U. Simon, der neue Kardiologe am St. Anna-Krankenhaus, Hoffnung. Die bedrohlichen Rhythmusstörungen und das Vorhofflimmern könnten medikamentös behandelt werden, durch eine Verödung der Lungenvenen, durch einen Herzschrittmacher oder den Einbau eines Defibrillators. Diese Methode, so der Kardiologe, könne in Kürze im Sulzbach-Rosenberger Krankenhaus angewendet werden, da bereits im Dezember ein neues Herz-Katheder-Labor in Betrieb gehe. Bei diesem „Defi“, so der Arzt, handle es sich um ein Gerät, das unter die Haut des Patienten eingesetzt, die meisten Rhythmusstörungen beheben kann: „Es gibt einen kurzen Elektroschock ab, der den normalen Herzrhythmus wieder herstellt und das Kammerflimmern beendet.“ Der Defi könne den Herzschlag schneller oder langsamer machen, der Herzschrittmacher dagegen könne nur verlangsamen. „Die meisten Patienten kommen gut damit zurecht“, versicherte Simon nach seinen Erfahrungen unter anderem in den USA. Wenn es damit psychische Probleme gebe, kümmere man sich auch darum. „Ich will nicht wie jemand wahrgenommen werden, der gleich mit dem Messer loslegt“, betonte der Chef der Kardiologie in St. Anna. Krankenhaus-Vorstand Klaus Emmerich, dankte beiden Ärzten für ihre ausführlichen Informationen. „Wenn es nur einen Menschen gibt, der dadurch gesünder wird oder am Leben bleibt, dann hat sich dieser Abend gelohnt“, versicherte er. Das Team von der Intensiv-Station des Krankenhauses bot anschließend ein Reanimationstraining an, das von vielen in Anspruch genommen wurde.

Schwester Laura Nübler vom Team der Intensiv-Station demonstriert an einem Modell die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bild: hka
Schwester Laura Nübler vom Team der Intensiv-Station demonstriert an einem Modell die Herz-Lungen-Wiederbelebung.
 
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