Natürlich ist auch auf dem Annaberg heuer alles ganz anders als in all den vergangenen Jahren. Mancher wird mit Wehmut an die schönen Abende denken, die er dort oben mit Freunden oder Verwandten verbracht hat. Die Annaberg-Woche ist eben etwas Besonderes, auf die sich mancher das ganze Jahr über freut. Auch das Wetter wäre jetzt ideal für lange Abende, doch alle Buden sind verwaist, und kein Bratwurstduft zieht über den Berg.
Und dennoch, viele Gläubige sind froh, wenigstens die Gottesdienste feiern zu dürfen - wenn auch mit eingeschränkter Besucherzahl. Vor dem festlich geschmückten Freialtar stehen Bänke im vorgeschriebenen, weiten Abstand, auf denen jeweils zwei Personen sitzen können. Auch für die einzelnen Chormitglieder gilt ein Abstand von zwei Metern.
Unglücklicherweise ist jetzt Stadtpfarrer Walter Hellauer erkrankt und kann zumindest am Anfang der Woche noch nicht dabei sein. Auf den Schultern von Kaplan Lucas Lobmeier und Gemeindereferentin Katharina Laurer ruht eine große Aufgabe, doch sie bekommen Unterstützung von auswärts. Zu den Besonderheiten auf dem Annaberg gehört es, dass ehemalige Kapläne während der Festwoche nach Sulzbach-Rosenberg zurückkehren und auf dem Berg predigen. Das ließ sich auch Weihbischof Reinhard Pappenberger nicht nehmen am Montagabend nicht nehmen.
Er erzählte den Gläubigen davon, dass der frühere, aus Rosenberg stammende Generalvikar Fritz Morgenschweis, der heuer 100 Jahre geworden wäre, in seinem Arbeitszimmer eine Abbildung des Annabergs von 1693 bewahrte. In vielen Wallfahrtskirchen hingen solche kleinen Bilder, die von der Not der Menschen berichteten und Ausdruck ihres tiefen Glaubens seien. Es seien Hilferufe an Anna, Maria oder andere Heilige, aber auch Danksagungen für gewährte Hilfe, Genesungen aus schwerer Krankheit oder Rettungen.
In unseren Tagen bestehe die Gefahr des Leichtsinns und der Oberflächlichkeit; oft fehle der Blick auf das Wesentliche. Darum sei es wichtig, hinzuhören, worauf es ankomme. Papst Johannes Paul II,, der ebenfalls in diesem Jahr 100 geworden wäre, sei überzeugt davon gewesen, dass Gott für ihn in seinem Leben immer da war und auch für jeden von uns sein Versprechen halte: „Ich lass euch nicht allein.“
In der St.-Anna-Kirche lag seit dem Beginn der Coronakrise ein dickes Buch bereit, um die Gedanken, Sorgen und Nöte der Menschen aufzunehmen. Viele Einträge zeigen deutlich, wie intensiv die Kirchenbesucher dieses Angebot angenommen haben. Das Buch wurde bei den Fürbitten auf den Altar gelegt.
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