Es sind Hunderte von Zeichnungen, Skizzen und Abbildungen in Büchern, die die Künstlerin Hildegard Christ in ihrem langen Leben angefertigt hat. Im Juni wurde sie einhundert Jahre alt, Zeit für sie, den Gedanken zu verwirklichen, den sie schon lange gefasst hatte: ihrer Heimatstadt ihre Werke zu schenken. Es handelt sich überwiegend um feinsinnige Pflanzenporträts, die nun im Stadtmuseum ihren Platz haben, gesichtet und katalogisiert, vorbereitet für eine Dauerausstellung im nächsten Jahr. Um die Schenkung zu feiern und vertraglich festzumachen, hatte Bürgermeister Michael Göth das Ehepaar Christ in den Rathaus-Saal eingeladen. Im Beisein von Familienmitgliedern und Freunden, Weggefährten und Vertretern des öffentlichen und politischen Lebens ließ der Bürgermeister den Schenkungsvertrag unterzeichnen und überreichte den Spendern eine Schenkungsurkunde.
Botanikwerk für Gymnasien
Er blickte zurück auf mehrfache Begegnungen mit Hildegard und Josef Christ, bei Jubiläen und hohen Geburtstagen, zuletzt dem einhundertsten der Künstlerin. Noch viel früher, so Göth, sei Josef Christ sein Lehrer in der Berufsschule gewesen. Er dankte im Namen der Stadt dem Ehepaar Christ für das Überlassen der Bilder und Bücher und würdigte das Lebenswerk und die Lebensleistung der Künstlerin. Bürgermeister Göth zeigte den Lebenslauf von Hildegard Christ auf. Sie wurde in Deisenhofen bei München geboren. Ihre künstlerische Berufslaufbahn begann an der Münchener Akademie für angewandte Kunst. Nach dem Krieg arbeitete sie als freischaffende Künstlerin, war unter anderem beteiligt an einem Botanikwerk für Gymnasien. Illustrationen von medizinischen und naturkundlichen Büchern bilden ihr Lebenswerk. Die Serie "Duftstoffpflanzen" oder die Tafeln zum Thema "Leben am Fluss" für die Landesgartenschau 1996 in Amberg verhalfen ihr zu einem weiten Bekanntheitsgrad.
Harmonie der Schöpfung
Ihre feinsinnigen Pflanzenporträts, die fast immer auch ein Insekt zeigen, atmen laut Kritikern "die Harmonie der Schöpfung und lassen den Betrachter die Seele des Geschöpfes und die große Weisheit und Liebe dessen erahnen, der alles geschaffen hat". Das Leben war nicht immer leicht für Hildegard Christ, aber sie ist dankbar für ein langes und auch durch ihre Arbeit erfülltes Leben.
Eine Auswahl ihrer Pflanzenporträts wurde während der Feierstunde an die Wand des Rathaus-Saales projiziert, darüber hinaus erhielten die Gäste Kopien davon als Geschenk. Die musikalische Umrahmung des Festaktes übernahm das Saxofon-Ensemble der Städtischen Sing- und Musikschule. Georg Haselbek, Peter Dachs, Lukas Meier und Stefan Frank erhielten viel Beifall für ihre Rhythmen der Goldenen 20er. Als Überraschungsgast setzte sich Ruth Rose, eine Freundin der Familie Christ, an den Flügel und beeindruckte mit Mozart und einer eigenen Komposition.
Auch im Namen seiner Frau dankte Josef Christ für die Feierstunde und auch dafür, „dass wir hier in Sulzbach-Rosenberg sein dürfen“. Schon bevor sie 1965 zugezogen seien, so erinnerte er, hätten seine Frau und er einen Sulzbach-Rosenberger aus seinen Schriften kennengelernt, nämlich Knorr von Rosenroth. Der ehemalige Kreisvorsitzende im Bund Naturschutz und Lehrer an der Berufsschule Christ rühmte die freie Natur rund um die angenehme Stadt und dankte ihren Menschen, „die uns mit großem Wohlwollen entgegengekommen sind“.
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