Die Hits der britischen Popband Pet Shop Boys kennen viele seit Jahrzehnten in- und auswendig. Dass sie oft dabei aber nur einen Bruchteil dessen wahrnehmen, was eigentlich dahinter steckt, exerzierte Musikjournalist Jan-Niklas Jäger bei der Präsentation seines Buchdebüts "Factually - Pet Shop Boys in Theorie und Praxis" in der Buchhandlung Volkert vor.
Eingeladen hatte der Verein für Politik und Kunst, kurz PunK, der mit Jan-Niklas Jäger schöne Erinnerungen an die Gründung im Jahr 2016 verbindet. Damals stand allerdings der Punk im Vordergrund. Der Schwenk hin zum Pop war Michael Peter Hehl, dem Vorsitzenden des Vereins, schon eine Nachfrage wert. Die Band fasziniere ihn seit einem Berlin-Auftritt, und es gebe kaum Material dazu, so Jägers Antwort.
Genau genommen sogar gar nichts, wenn man im deutschsprachigen Sektor bleibt. Insofern erlebte das Publikum in der voll besetzten Buchhandlung also eine doppelte Premiere. Darüber hinaus war es überhaupt erst die zweite Live-Vorstellung des im März erschienenen, aufschlussreichen Kompendiums. Anhand der sechs Songs "Where The Streets Have No Name", "West End Girls", "Love etc.", "Fugitive", "It's A Sin" und "Go West" streifte Jan-Niklas Jäger durch das Gesamtkunstwerk Pet Shop Boys, das tief von gesellschaftsrelevanten Themen durchdrungen ist. Klassenunterschiede, Konsum-Überfluss, Selbstmordattentäter, verknöcherte katholische Moral und der Kampf um sexuelle Identität - Neil Tennant und Chris Lowe demonstrierten von Beginn an, dass Pop mehr sein kann als belangloses Gedudel.
Videos und Live-Mitschnitte illustrierten Jan-Niklas Jägers fundierte Subtext-Analyse, die erklärtermaßen eben keine Biografie sein soll. Die Pet Shop Boys haben übrigens zwei Ausgaben von "Factually" bestellt - und das obwohl sie seines Wissens gar kein Deutsch können, sagte Jäger. Die Suche nach Übersetzungshilfe wird sich aber sicher auch für die beiden Hauptpersonen lohnen.
Das Buch "Factually - Pet Shop Boys in Theorie und Praxis", 160 Seiten, Broschur, ist im Ventil-Verlag erschienen und kostet 14 Euro.
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