Im Flur stehen kleine Schuhe, Stiefelchen und Sandalen, im Wohnzimmer sind Kisten gestapelt, gefüllt mit Kleidern, auf Bügeln hängen warme Winterjacken - in der Wohnung von Irmi Schaumberger sieht es aus wie auf einem Basar. Draußen vor dem Haus parkt ein Wohnmobil mit Anhänger, in dem dicht an dicht Rollstühle, Gehhilfen, Toilettenstühle und andere medizinische Hilfsmittel gestapelt sind. "In der nächsten Woche ist wieder mehr Platz", erklärt die Hausherrin, "dann ist er wieder einmal auf dem Weg". Er, das ist Reinhold Erdelt, der ins 500 Kilometer entfernte Stadtoldendorf in Niedersachsen fährt, zum Verein "Hoffnung für Kasachstan e.V." im nahen Deensen.
Erdelt ist einer von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich der Hilfe für Kinder, Obdachlose und Arme in einem der größten Länder der Welt verschrieben haben. Das überkonfessionellen Missionswerk "Hoffnung für Kasachstan" ist seit 2000 ein gemeinnütziger Verein, der auf der Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz arbeitet. "Um den Glauben geht es mir nicht", sagt der Katholik Erdelt, "ich will einfach nur helfen.
Im Ruhestand etwas tun
Der gebürtige Rosenberger (65), nach Jahren der Berufstätigkeit in Hannover und überstandener Krankheit in seine Vaterstadt zurückgekommen, ist einer, der auch im Ruhestand etwas zu tun haben muss. Bei den Modellbauern verbringt er so manche Stunde, bei den Rosenberger Krippenfreunden sehr viele, vor allem, wenn im Advent wieder der Krippenweg gestaltet wird.
Für seine Fahrten nach Stadtoldendorf wendet er mehrere Tage auf, fragt nicht nach Zeit, Sprit- und Verpflegungskosten. "Irgendwann kommt das alles mal wieder zurück", ist er sicher. Den alten Anhänger an seinem Wohnmobil hat er überholt und für die lange Reise fahrtüchtig gemacht. Denn er hat eine beträchtliche Fracht zu transportieren. "Vier Rollstühle sind es diesmal", zählt er auf, "neun Rollatoren, höhere Gehhilfen, Krücken, Toilettenaufsätze, Badewannenhilfen, viele Brillen und dazu all die gut erhaltenen und sauberen Kleider und Schuhe". Es seien auch schon Krankenbetten, ein Ultraschallgerät und sogar ein OP-Tisch, nach Kasachstan gebracht worden, weiß Reinhold Erdelt von der Organisation, für die er tätig ist. "Sie unterstützt nach Möglichkeit die medizinische Arbeit dort mit diesen Sachspenden".
Hilfsmittel aus Altenheimen
Und wer unterstützt Reinhold Erdelt? Besonders dankbar erwähnt er Günther Koller, den Geschäftsführer des Caritas-Verbandes Amberg, der nicht mehr benötigte medizinische Hilfsmittel aus Altenheimen zur Verfügung stellt. Aber auch viele Freunde und Bekannte tragen zum vorübergehenden "Basar" im Hause Schaumberger bei. "Dankbar sind wir auch für jeden finanziellen Beitrag", versichert Erdelt, "denn ein Transport kostet zwischen acht- und zehntausend Euro und muss aus Spenden finanziert werden".
"Hoffnung für Kasachstan e.V." führt regelmäßige Hilfstransporte in das zentralasiatische Land durch, eine ehemalige Sowjetrepublik, die seit 1991 unabhängig ist. Kasachstan ist mit 2,8 Millionen Quadratkilometern das neuntgrößte Land der Erde und ihr größter Binnenstaat. Die 18,4 Millionen Einwohner sind überwiegend sunnitische Muslime, 26 Prozent sind Christen.
Ein Land, das leider oft vergessen wird, nennt Alexander Löwens, der Vorstandsvorsitzende von "Hoffnung für Kasachstan", seine Heimat, die er wie tausende seiner Mitbürger Ende des 20. Jahrhunderts verlassen hat. Es ist ihm und seinen Mitstreitern Anliegen und Aufgabe, dort zu helfen, auch mit dem Ziel "Gottes Liebe weiterzugeben". Die Hilfstransporte versorgen bedürftige Menschen, vor allem Kinder, mit warmer Kleidung, Spielzeug und dem Nötigsten. In Suppenküchen an verschiedenen Orten werden für Kinder, Erwachsene und Obdachlose warme Mahlzeiten gekocht. Kleidung und Spielsachen bringen die Mitarbeiter in Kinderheime, spielen und malen mit den Waisen, versuchen Freude in ihr Leben zu bringen. Mit Sehtests und Brillen aus Deutschland wird Menschen neue Lebensqualität gegeben, und an einem wertvollen OP-Tisch wurden in einem Krankenhaus in der Nähe von Almaty bereits 60 Operationen durchgeführt.
Reinhold Erdelts Engagement begann 2016, als er als Tourist in Kasachstan war. In der Metropole Almaty im Südosten zwischen Kaspischem Meer und dem Altai-Gebirge an der östlichen Grenze zu China und Russland, hat er Familien kennengelernt und ihre große Gastfreundschaft. Fasziniert von Kultur, Traditionen und den Menschen ist es ihm eine Herzensangelegenheit geworden, zur Hoffnung für Kasachstan beizutragen.
Spenden erwünscht
Ja nichts wegwerfen, bitten Reinhold Erdelt und Irmi Schaumberger. Kleidung, Spielsachen, Brillen, alles was gut und sauber ist, kann in Kasachstan gebraucht werden. Besonders gefragt seien natürlich medizinische Hilfsmittel. Ein Anruf unter der Nummern 0152/336 002 68 oder eine Mail an die Adresse "erdelt.reinhold[at]gmail[dot]com" genüge, Spenden würden gern abgeholt.
"Irgendwann kommt das alles mal wieder zurück"
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