Ein "vorhabenbezogener Bebauungs- und Grünordnungsplan im beschleunigten Verfahren", wie es im Amtsdeutsch heißt, lag auf dem Tisch des Stadtrates. Die Firma Helu Immobilien aus Thalmassing (Landkreis Regensburg) hat das Grundstück im Süden des Naegelsbach-Hauses erworben und plant, dort fünf Gebäude zu errichten, die dann vom Naegelsbach-Haus genutzt werden. Vorhabenträger, Planer, Betreiber und Straßenverkehrsbehörde hatten im Vorfeld mit der Stadt vereinbart, die entsprechenden Pläne aufzustellen und zu beantragen.
Das Kind hat natürlich auch einen Namen: "Neubau von vier Wohnhäusern für die Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe sowie Neubau eines Gemeinschaftshauses für Aufenthalts- und Freizeiträume der Wohngruppen" heißt das Projekt. Der Bauherr trägt die Planungs- und Erschließungskosten, erklärte Stadtbaumeisterin Petra Schöllhorn. Bereits vor zwei Wochen hatte sich die Helu Immobilien GmbH bereiterklärt, einen Vorhaben- und Erschließungsplan auf eigene Kosten auszuarbeiten, ihn mit allen Beteiligten abzustimmen, eine eventuelle Umweltprüfung samt Gutachten zu bezahlen und den Durchführungsvertrag abzuschließen.
Im Stadtrat stieß das Vorhaben auf Zustimmung. Lediglich Umweltschutzbeauftragter Peter Zahn vermisste "jede Aussage zu Umweltbelangen, die auf jeden Fall ermittelt, geprüft und abgewogen werden müssten". Das Vorhaben sei abgestimmt mit der Unteren Naturschutzbehörde, wurde er beschieden. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte Ludwig Hetzenegger, Vertreter des Vorhabenträgers, die Einzelheiten des Projektes: Er habe das gesamte Areal des Ernst-Naegelsbach-Hauses (ENH) von der Evangelischen Pfründestiftung München erworben, die einen Investor dafür suchte. Dem Träger des ENH, dem Verein Großes Evangelisches Waisenhaus Sulzbach-Rosenberg, wäre es selbst nicht möglich gewesen, die neuen Standards durch Neubauten herzustellen.
"So wird nun die Helu Immobilien GmbH die beiden großen Doppelhäuser und das Gemeinschaftshaus errichten und an das Ernst-Naegelsbach-Haus vermieten, ebenso die anderen Gebäude." Das bisherige Haupthaus und das Haus daneben würden nach Abschluss der Neubauten saniert und dann wieder bezogen. Baubeginn könnte, wenn das beschleunigte Verfahren des Bauleitplans reibungslos durchgeht, im März 2019 sein. Ein Jahr wird die Errichtung der vier Wohneinheiten in zwei Doppelhäusern und des Gemeinschaftshauses in Anspruch nehmen, ein weiteres Jahr die Sanierung des Altbestandes. Hetzenegger nimmt dabei ganz schön Geld in die Hand: Rund 6,5 Millionen Euro werden Kauf, Erschließung und Neubauten kosten, dazu kommen noch die Sanierung und ein separates Heizkraftwerk. Parkplätze sind kein Problem, da viele Mitarbeiter ohne Auto kommen.
Und auch die Anwohner will Hetzenegger einbinden: Am Montag, 17. Dezember, um 18 Uhr will er im Saal des ENH in einer öffentlichen Veranstaltung über das Projekt umfassend informieren und steht auch für Fragen zur Verfügung.
In der heilpädagogischen Einrichtung Ernst-Naegelsbach-Haus (ENH) in der Wichernstraße sind zur Zeit aktiv: drei heilpädagogische Wohngruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit je neun Bewohnern, eine zehnköpfige Jugendwohngruppe, eine therapeutische Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit sechs Plätzen, und eine Mutter-Kind-Gruppe für sechs junge Mütter mit Babys und Kindern.
In zwei heilpädagogischen Tagesstätten werden weitere 18 Kinder und Jugendliche betreut. Drei Mitarbeiter der Ambulanten Hilfe kümmern sich um 31 Familien im Landkreis und der Stadt. Insgesamt sind im ENH rund 80 Mitarbeiter beschäftigt.
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