Sulzbach-Rosenberg
15.06.2022 - 11:48 Uhr

Käufer gefunden: Rohrwerk in Rosenberg bleibt erhalten

Große Erleichterung bei den rund 450 Mitarbeitern: Für das insolvente Rohrwerk Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg gibt es eine Zukunft. Nicht nur ein Käufer, sondern gar zwei haben Interesse.

Die Emotion ist dem Betriebsratsvorsitzenden deutlich anzuhören: „Es geht weiter mit dem Rohrwerk – das ist die gute Botschaft dieses Tages“, seufzt Karl-Heinz König zum Ende der Betriebsversammlung. Und die Rohrwerker klatschen. Ihre Zukunft ist gesichert.

In der Versandhalle 7 im Sulzbach-Rosenberger Rohrwerk Maxhütte richteten sich die Augen der Belegschaft am Mittwochmittag, 15. Juni, gespannt auf das Podium. Dort kündigte Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König die Neuigkeiten an, die dann Rechtsanwalt Sebastian Schottmüller von der Kanzlei Grub-Brugger in Vertretung des Generalbevollmächtigten verkündete. Er berichtete aus der entscheidenden Sitzung des Gläubigerausschusses an diesem Morgen. Wie geht es weiter mit dem insolventen Unternehmen? Und was passiert mit den rund 450 Arbeitsplätzen? Diese Fragen haben den Mitarbeitern seit Monaten Sorgen gemacht, nun wissen sie mehr.

Zwei Kaufverträge

„Es liegen zwei Kaufverträge von zwei Investoren vor, die beide annehmbar sind.“ Beide Interessenten würden das Rohrwerk jeweils sofort übernehmen, so Schottmüller unter dem freudigen Beifall der Belegschaft. Eine Entscheidung des Ausschusses, wer den Zuschlag bekomme, avisierte der Anwalt jedoch erst auf Mittwoch, 22. Juni. Zuerst müssten nämlich noch eine Fülle von Details in den Verträgen geklärt werden im Zuge der sogenannten "Finalisierung", was aber in dieser Zeit möglich sei. Zahlen und Daten nannte er hier allerdings nicht. „Die endgültige Entscheidung fällt nächsten Mittwoch. Ich gehe allerdings fest davon aus, dass der Betrieb weitergeht.“ Der Name des neuen Eigentümers werde also erst kommende Woche bekannt, doch die entscheidende Nachricht ist: Die wichtigen Arbeitsplätze, Löhne und Gehälter seien auf jeden Fall gesichert.

30.000 Tonnen Stahlrohre verkauft

Rohrwerk-Geschäftsführer Thomas Forster schilderte die operative Situation als positiv. Nach einem durchaus erfolgreichen Mai gehe es allerdings im Juni nun darum, logistische Probleme zu lösen: „Wir bringen die Ware nicht auf den Markt, weil die Speditionen reihenweise Probleme haben.“ Auch bei der Material-Zulieferung hake es noch etwas derzeit. 30.000 Tonnen seien aber bereits verkauft, das Jahresziel von 54.000 Tonnen rücke näher. „Jetzt geht es darum, Vertrauen zu gewinnen durch ein positives Ergebnis.“ Allein die Meldung, dass es mit dem Rohrwerk weitergehe, werde schon günstige Auswirkungen haben, sagte Forster.

„Es ist hier gelungen, wesentliche Probleme zu lösen, nachdem das Werk solange eingebettet war in gewachsene Strukturen“, bilanzierte der Sachwalter Rechtsanwalt Harald Schwartz – die „schwarze Null“ sei jetzt wieder greifbar. Nach einem intensiven Suchprozess nach Investoren seien letztendlich zwei stehen geblieben, die eine verbindliche Zusage gemacht hätten.

Kaufpreis steht fest

Auch der Kaufpreis sei bereits fix. „Ich bin dem Betriebsrat sehr dankbar, dass auch er Wert darauf gelegt hat, dass es hier keinen Schnellschuss gegeben hat.“ Denn man hätte es sich auch einfacher machen können. Bis nächste Mittwoch könne nun entschieden werden, wer von den beiden potenziellen Käufern den Zuschlag erhalte und die Zukunft des Rohrwerks dauerhaft sichere.

Die Nachricht von der Rettung des Rohrwerks erreichte übrigens auch München. In den vergangene Wochen waren viele Politiker für Gespräche und um Hilfsmöglichkeiten auszuloten in Rosenberg. Ronja Endres, die Bayern-SPD-Vorsitzende sagt aber, dass nicht alles gut sei, da wegen der langen Hängepartie viele Arbeiter sich nach einer neuen Stelle umgeschaut hätten – und damit unwiderrufliche verloren seien.

Viele Mitarbeiter abgewandert

„Das lange Zittern um den Erhalt des Rohrwerkes war unnötig und gegenüber den Beschäftigten grausam. Die Abgänge von qualifiziertem Personal hätten vermieden werden können, wenn CSU und Freie Wähler sich früher für das Rohrwerk interessiert hätten.“ Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wiederum zeigte sich erleichtert. „Heute ist ein guter Tag für das Rohrwerk Maxhütte und den Industriestandort Bayern.“ Er wolle den Betrieb und die Transformation hin zu einem „grünen Rohrwerk“ weiter unterstützen.

Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König freute sich, dass zumindest jetzt die für alle nervenzehrenden Hängepartie vorbei sei. „Nächsten Mittwoch wissen wir auch, wer das Rohrwerk weiterführen wird.“ Nach vielen Krisen seit dem Gründungsjahr 1864 und mittlerweile drei überstandenen Konkursen habe man die Sache immer wieder hingebracht.

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Sulzbach-Rosenberg01.06.2022
 
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