Der Rathaussaal platzte buchstäblich aus den Nähten, so viel Familienangehörige der Schülerinnen und Schüler der Sing-und Musikschule (SMS) sowie Gäste waren zum Jahresabschlusskonzert gekommen. "Das hatten wir noch nie", stellte dann auch Schulleiter Steffen Weber bei seiner Begrüßung fest. Er sprach von "unglaublich vielen" Anmeldungen, die Schule sei gefragt und momentan total ausgebucht. Der Wermutstropfen dabei: Momentan müssen sich Quereinsteiger in die Schule bis auf weiteres auf einer Warteliste gedulden. Webers vorsichtiger Hinweis auf eine notwendige Erhöhung des Budgets war nicht zuletzt für die anwesenden Bürgermeister-Stellvertreter Günter Koller und Hildegard Geismann bestimmt.
Im Saal und auf der Bühne herrschten Aufregung, Spannung und Lampenfieber unter den zahlreichen Mitwirkenden. Waren es doch mehr als 20 Gruppen und Solisten, die zusammen mit ihren Lehrkräften ein Programm gestalteten, das einen weiten Bogen spannte von der Alten Musik, Klassik, Romantik bis hin zu Rock, Pop und Jazz. Das Alter der Mitwirkenden ist ebenfalls breit gefächert von den Kleinsten im Vorschul- und Grundschulalter bis hin zu Erwachsenen. In Ensembles, Orchestern Bands und Chören zeigten sie ihr Können an den zahlreichen Instrumenten, die in der Schule unterrichtet werden. Bei den Komponisten der ausgewählten Stücke reichte die Zeitspanne vom 19. Jahrhundert bis heute.
Mit Krücken auf die Bühne
Den Auftakt machte ein „Affen-Cha-Cha“ der kleinen Buben und Mädchen von der Akkordeon-Gruppe, gefolgt von den etwas Älteren vom Young-Star-Gitarren-Ensemble. Mit "T.N.T.", einem Lied der Hardrock-Band AC/DC, unterhielten die Buben der Projektband, die Band für Kids besang die „Sofia“ von Alvaro Soler. Besonders großen Beifall erhielt das Ensemble Come2gether mit Songs von Nirvana und den Beatles, nicht zuletzt, weil deren Sängerin tapfer mit Krücken die Bühne erklomm.
Es gab keine Wartezeiten zwischen den einzelnen Darbietungen, viele Hände, vor allem die der beteiligten Lehrkräfte, rückten Stühle, stellten Notenständer auf, führten Regie auf der Bühne. So ging es Schlag auf Schlag, von Fiona Pröls (10), die Schumann auf dem Flügel spielte, über Marlene Schlemer (11) mit Samba auf dem Akkordeon bis zu Christian Handbaums (11) anspruchsvollem Violoncello-Konzert. Marei Pilhofer (13) spielte auf der Querflöte südamerikanische Weisen von Sergio Arragiada, und bei Konstantin Handbaum (11) wurde es ganz still im Saal, so eindrucksvoll war sein Concertino für Violine.
Barock und Moderne im Mix
Auch der zweite Teil des Konzertes war bunt gemischt. So wagten sich einige SMS-Lehrkräfte an ein Klavierprojekt, in dem mehrere Spieler gleichzeitig und abwechselnd Barockmusik von Pachelbel mit gängigen Songs von heute vermischten. Das Experiment gelang, die Mitwirkenden strahlten. Einige Solisten brachten besondere Leistungen. Svenja Pilhofer (35) trug einen Song aus dem Musical „Marie Antoinette“ vor, Lilou Horn (13) und Daniel Tadishvili (13) spielten auf Violoncello und Klavier eine Dance Rustique, Daniel zusätzlich als Solist mit der „Passacaglia in g-Moll“ einen sanften Tanz von Händel auf dem Klavier. Ein Glanzpunkt auch die Darbietung von Sarah Mallard (18) mit einem lyrischen Klavierstück von Franz Schubert. Für Fritz Haberberger (15) wurde ein besonders großes Instrument auf die Bühne gebracht: Er zeigte, wie man das Percussion-Instrument Marimba spielt. Das Jazz-Rock-Pop-Ensemble forderte mit „Viva la Vida“ und mexikanischem Temperament dazu auf, das Leben zu leben, die Menschen im Rathaussaal stimmten mit schwingenden Armen zu. Und die Sulzbacher Schlossmusik benützte das historische Cembalo zur Unterstützung ihres Händel-Konzertes. Ganz zum Schluss kam dann Julia Schertl. Mit ihrer Steirischen Harmonika und dem Marsch „Tanz in den Juli“ gelang es ihr, ein wenig Kirwa-Feeling in den Rathaussaal zu bringen, die Zuhörer waren begeistert.
Auch Steffen Weber war das. Seine Schule hatte sich bestens präsentiert. Viele der SMS-Schülerinnen und Schüler hatten sich vorab einer freiwilligen Leistungsprüfung unterzogen und sie auch bestanden. Zusammen mit Jury-Mitglied Florian Beyer von der Musikschule Rüsselsheim und Bürgermeister Günter Koller konnte Weber beim Abschlusskonzert allen Teilnehmern ihre Urkunden und symbolischen Stimmgabeln überreichen. Sein Dank galt allen Beteiligten dieses Konzertes: Schülern, Lehrern und auch allen Besuchern.
Die Städtische Sing- und Musikschule in Zahlen
- Schülerzahl: rund 800, in Zusammenarbeit mit den Grundschulen 2250
- Lehrkräfte: 22
- Auslastung: 100 Prozent; zurzeit wird eine Warteliste geführt
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