Sulzbach-Rosenberg
10.03.2020 - 17:20 Uhr

Leitungsschäden: Wenn sich das Wasser schleicht

48 Millionen Liter Wasser, rund 25 Rosenberger Schwimmerbecken voll - eine gewaltige Menge. So viel geht jedes Jahr verloren im Wasserversorgungssystem der Stadt. Doch das ist Normalität. Der Grund findet sich fast vor jeder Haustür.

Leck gefunden: Aus diesem freigelegten Hausanschluss spritzt eine wahre Fontäne in die Höhe. Wer weiß, wie lange hier schon Undichtigkeit herrscht? Bild: exb
Leck gefunden: Aus diesem freigelegten Hausanschluss spritzt eine wahre Fontäne in die Höhe. Wer weiß, wie lange hier schon Undichtigkeit herrscht?

Einer weiß es ganz genau: Bei Roland Kraus, dem Leiter der Stadtwerke, laufen alle Zahlen zusammen. In der jährlichen Wasserstatistik, die er dem Werkausschuss vorlegt, finden sich alle Daten zum Geschäft aus den vier Tiefbrunnen. Ein wichtiger Punkt dabei ist stets der Wasserverlust. 2019 betrug er genau 48 595 Kubikmeter.

Das hört sich zunächst nach viel an, und unsere Zeitung wollte vom Stadtwerke-Chef die Hintergründe wissen. Zunächst einmal ging es um die Gesamtgewinnung: Aus dem Haselgraben I - III kamen 525 255 Kubikmeter, aus Breitenbrunn 532 136, insgesamt 1 057 391 Kubikmeter, von denen 989 186 als "nutzbare Abgabe" an die Kunden sprich Bürger, Industrie und Gewerbe, öffentliche Zwecke, städtische Grundstücke und Bäder, flossen. Das Jahr zuvor waren es noch 30 000 Kubikmeter mehr gewesen an Förderung.

Die allgemeinen Haushalte verbrauchen traditionsgemäß den Löwenanteil: Rund zwei Drittel der "Wasser-Million" kam aus ihren Hähnen. Und genau das ist auch der Grund für die Verluste.

Ungenaue Zähler

Bei der Jahresbilanz wird erst einmal der sogenannte rechnerische Wasserverlust ermittelt, einfach gesagt die Differenz zwischen Förderung und Verkauf, das waren 2019 rund 68 000 Kubikmeter. Davon abgezogen wird dann noch einiges: der Eigenverbrauch der Stadt nämlich. Rohrbrüche bringen viele Wasserverluste, vor allem, wenn sie spät entdeckt werden. Das regelmäßige Spülen, Reinigen und Desinfizieren von Leitungen kommt auch noch dazu. Und dann wäre da noch der "scheinbare Wasserverlust", rund 1,5 Prozent der nutzbaren Abgabe. Er entsteht vor allem durch physische Ungenauigkeiten der Wasserzähler etwa beim Tropfen eines Hahnes, sogenannten Schleichmengen.

Wird das alle berücksichtigt und abgezogen, bleiben für 2019 noch genau 48 595 Kubikmeter nicht nachweisbarer Verlust übrig, 4,6 Prozent der Gesamtmenge. 2018 waren es noch 5,81 Prozent.

So ein Riß ist schnell mal entstanden, und dann geht viel Wasser verloren. Bild: exb
So ein Riß ist schnell mal entstanden, und dann geht viel Wasser verloren.

44 Liter pro Stunde

Wo ist das Wasser abgeblieben? Roland Kraus gibt den Hinweis: "Pro Kilometer Leitung haben wir rund 50 Hausanschlüsse, das sind bei 127 Kilometern Netz etwa 6000. Jede Abzweigung von der Hauptleitung ins Grundstück ist verschraubt, manche Anschlüsse sind teilweise 60, 70 Jahre alt." Rohre werden heute noch oft ineinandergeschoben beim Verlegen, eine Gummilippe sorgt dann für Dichtigkeit. Oder eben nicht, wenn sie schon alt und porös ist. Alte Gussrohre sind gerade in der Stadt, wo oft gebaggert wird, widerstandsfähiger als die Kunststoff-Leitungen. Haarrisse gibt es aber überall einmal. All diese Faktoren sorgen dafür, dass pro Kilometer Leitungsnetz sage und schreibe 44 Liter Wasser versickern - und zwar pro Stunde!

Offizielle Berechnungsformeln beweisen das ganz klar. Und doch ist Kraus gelassen: "In Bayern gilt alles, was hier durchschnittlich unter siebzig Litern liegt, als 'geringer Wasserverlust'. Da sind wir mit unseren 44 Litern quasi im Spitzenfeld!" Zudem stecken die Stadtwerke jährlich bis zu einer halben Million Euro in den Erhalt und den Ausbau des Leitungsnetzes.

Stillschweigend verabschieden sich also 48 Millionen Liter wieder ins Grundwasser - sie sind natürlich nicht verloren. Aber: 4,6 Prozent, das ist ja nicht so viel, und wie sagt der Oberpfälzer: "A bissl a Schwund is immer!"

Die blauen PE-Rohre setzen sich immer mehr durch bei Verlegung neuer Strecken und beim Ersatz. Bild: exb
Die blauen PE-Rohre setzen sich immer mehr durch bei Verlegung neuer Strecken und beim Ersatz.
 
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