Sulzbach-Rosenberg
20.12.2023 - 15:28 Uhr

"Luz Amoi" bürstet bekannte Weihnachtslieder gegen den Strich

Weihnachtsgedudel im Radio und im Supermarkt, auf jedem Weihnachtsmarkt ein Posaunenchor - irgendwann mag man nicht mehr. Zeit für alternative adventliche Klänge. Zeit für "Luz Amoi".

Mit einem kernigen "Habedere" begrüßte Pfarrer Dr. Donald Michael Adaikalam die Konzertbesucher in der vollen Herz-Jesu-Kirche in Rosenberg. Musik schaffe Gemeinschaft und sei heilsam für den Menschen, stellte er fest. Das Konzert von "Luz Amoi" begann mit Lichtblitzen und Trommeldonner, gefolgt von karibischen Rhythmen. Dazu spielten und sangen vier Männer und zwei Frauen "O Heiland, reiß die Himmel auf". Das war eine ungewöhnliche Klangmischung, die Lust auf mehr machte.

Bandleader Stefan Pellmaier freute sich, endlich wieder in der Herz-Jesu-Kirche auftreten zu können. "Ohne Euch war's nix", sagte er zu der Corona-Zwangspause. Das Leitmotiv des Advents sei die Sehnsucht nach dem Erlöser, und das wahre Geheimnis der Weihnacht sei, sich selbst zur Krippe für den Heiland zu machen.

Die sechs Musiker hatten mehr als zwei Dutzend Instrumente zu bedienen und erzeugten damit eine enorme Klangvielfalt. Die Arrangements der Lieder waren oft gegen den Strich gebürstet - "Alle Jahre wieder" als Calypso oder "Macht hoch die Tür" im Pariser Volksmusik-Sound, "Leise rieselt der Schnee" als Slow Jazz mit Zupfbass (Dominik Hogl) und "Tochter Zion" als argentinischer Tango. Die Weihnachtsbotschaft gilt eben der ganzen Welt.

Aber auch feierliche Momente gab es, zum Beispiel bei "Es ist ein Ros entsprungen" mit Röhrenglocke (Sabrina Walter), Posaune (Richard Gilch) und Sopransaxophon (Bartholomäus Schlüter). Schlüter spielte außerdem Fagott und Klarinette. Gilch ist eigentlich Gitarrist und hatte gleich drei verschiedene akustische und elektrische Gitarren dabei. Walter traktierte gekonnt das Hackbrett oder entlockte der Harfe zarte Töne, je nachdem, welche Stimmung das Stück verlangte. Zusammen mit der Lichtregie, die den Altarraum in alle Farben des Regenbogens tauchte, vermittelte "Luz Amoi" eine ganz andere Weihnachtsstimmung als die Kaufhaus- und Weihnachtsmarkt-Musik.

Pellmaier ist Schlagzeuger und Perkussionist. Er spielte Vibraphon, Marimbaphon, Schlagzeug und Cajón, außerdem Akkordeon. Stefanie Pellmaier bezauberte durch ihr emotionales Violinenspiel mit schönem Bogenstrich, ganz besonders bei "Josef, lieber Josef mein". Nach 90 Minuten war das Programm beendet, aber die begeisterten Zuhörer erklatschten sich noch eine Zugabe: "Engel auf den Feldern singen" mit einer außergewöhnlich zarten Solo-Posaune. Die Zuhörer waren so ergriffen, dass der Schlussbeifall erst nach einigen Sekunden Stille einsetzte.

 
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