Sulzbach-Rosenberg
12.06.2024 - 17:54 Uhr

Wie man beim medizinischen Notfall am Hund Erste Hilfe leistet

Die stabile Seitenlage bei einem Verletzten bringen noch viele hin. Aber was ist, wenn der eigene Hund kollabiert? Anleitungen zur Ersten Hilfe gibt eine Tierärztin, die auch für den praktischen Teil vierbeiniges Personal dabei hat.

Fachtierärztin Ines Geilersdörfer (links) erklärte das richtige Anlegen eines Verbandes beim Hund – Appenzeller-Rüde Apollo nahm es gelassen hin. Bild: ge
Fachtierärztin Ines Geilersdörfer (links) erklärte das richtige Anlegen eines Verbandes beim Hund – Appenzeller-Rüde Apollo nahm es gelassen hin.

Plötzlich auftretende gesundheitliche Probleme bei ihrem Liebling sind für alle Hundefans ein wahrer Horror. Um wenigstens ein bisschen gerüstet zu sein, hatte die Kreisgruppe des Landesjagdverbandes einen Erste-Hilfe-Abend organisiert. Vorsitzender Stefan Frank konnte die Fachtierärztin Ines Geilersdörfer dafür gewinnen – sie arbeitet als Oberärztin in einer Kleintierpraxis.

Im Jägerzimmer beim „Bartl“ klärte sie zunächst darüber auf, was unbedingt in die Erste-Hilfe-Tasche und die Notfallapotheke gehört. Es ist dem für menschliche Bedürfnisse in vielen Punkten erstaunlich ähnlich, vor allem beim Verbands- und Wundbehandlungsmaterial. Aber natürlich gehören auch Flohkamm, Spritzen zur Medikamenteneingabe, Anti-Durchfall-Mittel, Aktivkohle, ein Pfotenschuh und Augentropfen hinein.

Berührungsloses Thermometer funktioniert nicht

Wichtig, so die Expertin, sei das Überprüfen der Kreislaufparameter: Die Schleimhäute in den Lefzen sollten blassrosa sein, nach Druck in zwei Sekunden wieder diese Farbe annehmen. Den Herzspitzenstoß taste man am Brustkorb, die Frequenz liege je nach Größe des Hundes bei 60 bis 120 pro Minute.

Den Puls messe man an der Innenseite des Beins, an der Oberschenkelarterie. „Fiebermessen beim Hund nur rektal, Normaltemperatur 38 bis 39 Grad“, informierte Ines Geilersdörfer – berührungslose Thermometer für den Menschen funktionierten hier nicht.

Transportiert werden sollte ein verletzter Hund mit Leinensicherung oder in einer Box. Die Tiermedizinerin zeigte den Teilnehmern auch das Anlegen einer Maulschlinge als Maulkorb-Ersatz – „auch brave Hunde sind im Schmerzzustand unberechenbar.“ Kreislaufinstabile Hunde sollten hinten höher als vorne liegen, solche mit Atemnot umgekehrt. Auch bei ihnen gibt es übrigens die stabile Seitenlage zur Sicherstellung der Atmung.

Stöckchenspiel kann gefährlich sein

Wichtig war auch die Definition eines echten Notfalls: Krämpfe, Atemnot, starke Blutungen, Lähmungen, Augenverletzungen und vieles mehr zählen dazu, natürlich auch Bewusstlosigkeit. Über eine Vielzahl von Verletzungsmöglichkeiten (dringende Warnung vor dem beliebten Stöckchenspiel), Insektenstiche und Schlangenbisse ging es weiter zur Reanimation: „Hier sollte sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden, ohne den Herzspitzenstoß zu tasten“, empfahl Ines Geilersdörfer, die auch Magendrehungen, Durchfallerkrankungen und epileptische Anfälle drastisch schilderte. Besonders der Hitzschlag bei trotz hohen Temperaturen eingesperrten Hunden ohne Trinkwasser nahm breiten Raum ein.

Letztes Hauptgebiet des theoretischen Teils: Vergiftungen. Die Beantwortung der Fragen beim Tierarzt zur Giftaufnahme sei enorm wichtig: Was, wie viel, wann, welche Symptome, wie? „Beweismittel“ sollten gesichert werden, dann könne der Tierarzt die richtigen Schritte einleiten.

Die Tierärztin warnte besonders vor Weintrauben und Rosinen, vor Süßstoff und Schokolade. Sehr gefährlich und vollkommen tabu für Hunde seien Zwiebeln und Knoblauch. Oft aber handele es sich bei Giftnotfällen um die Aufnahme von Ratten- oder Mäusegift, sogenannte Cumarine.

Chemie setzt dem Hund zu

Aber auch Pestizide von frisch gespritzten Äckern, Schneckenkorn aus dem Garten, Frostschutzmittel und eine Menge Medikamente für den menschlichen Gebrauch seien extrem gefährlich für den Hund. Wichtig sei aber in jedem Fall die Identifizierung des aufgenommenen Giftes, was aufgrund von oft erst spät auftretenden Symptomen manchmal Probleme hervorrufe.

Dann schlug die große Stunde des Appenzeller-Rüden Apollo und von Magyar-Viszla Kay, beide gut ausgebildete Hunde des Ehepaares Geilersdörfer. Die Kursbelegschaft lernte im praktischen Versuch das Anlegen von Verbänden an den Pfoten, von Maulschlingen und sonstigen nötigen Dingen. Die Hunde ließen sich das gerne gefallen, bis sie alle Pfoten „dekoriert“ hatten. Und die Hundebesitzer gingen nach dem lehrreichen Info-Abend mit dem Gefühl nach Hause, ihrem Liebling jetzt doch besser helfen zu können.

 
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