Männer und Frauen in historischen Gewändern, unzählige Besucher aller Altersklassen, mittelalterliches Handwerk, Heilkräuter, Kaffee und Kuchen, dazu der beißende Rauch von Holzfeuern im Hof: Ein Erlebnis für alle Sinne gab es am Sonntag, 5. März, in Sulzbach-Rosenberg. In allen Räumen des Stadtmuseums in der Neustadt gab es Dinge zum Schauen, Fühlen, Schmecken, Riechen.
Tanja Weiß, die Vorsitzende der Historischen Gruppe Stiber-Fähnlein, gab bei Rundgängen durch das Haus einen ersten Eindruck vom vielfältigen Angebot. Dann zogen die Besucher allein los, um die Experten über die interessantesten Themen zu befragen.
Hemd aus 30.000 Ringen
Kämpfer brauchen Schutz, und der musste sich dem Wandel der Waffen anpassen. Daniel Butz zeigte, wie ein Kettenhemd gefertigt wird. Das ist eine mühsame Arbeit, weil rund 30.000 kleine Ringe gebogen und ineinander gesetzt werden müssen. Ein solches Hemd kostete ein Vermögen, verbesserte aber die Chance seines Trägers, einen Schwertkampf zu überleben.
Wesentlich leichter war das Fechtwams aus der Renaissancezeit, dessen Oberseite aus Leder eine zwei Zentimeter dicke Wattierung aus Baumwolle verbarg. Dieses Wams war "hieb- und stichfest", wie Robert Pradler erläuterte - der Degen des Gegners glitt ab.
Schwere Last auf dem Kopf
Rund 400 Jahre später brauchte man etwas Härteres. Klaus Bock vom Förderverein Militärhistorische Sammlung der Garnison Amberg hatte eine Kollektion von Stahlhelmen mitgebracht. Der Kopf war bei den Soldaten im Ersten Weltkrieg der am stärksten gefährdete Körperteil, aber der moderne Helm war auch schwer. Ein Junge probierte ein Modell an, aber schon bald wurde ihm die Last zu groß.
Zeitweise gab es fast kein Durchkommen mehr, so voll war das Stadtmuseum. Die Stiber zeigten im Eingang die Herstellung von Seilen; in der Küche, wie leckerer Käse gemacht wird; in der guten Stube Web- und Klöppeltechniken, und in der Apotheke deutete die Hexe Esmeralda für ihre Besucher die Tarotkarten. Die Krippenfreunde, Wanderführer vom Bergbaupfad und die Luftsportgruppe ließen spüren, wie bereichernd das Ehrenamt und die Beschäftigung mit der regionalen Geschichte sind. Vor allem Kinder beobachteten fasziniert, wie die geschickten Hände der Frauen vom Arbeiterkameradschaftsverein Eier bemalten, die bald den Osterbrunnen schmücken werden.
Qualmender Retortenmeiler
Geduldig beantworteten Jürgen und Ute Gruber von den Köhlerfreunden Ebermannsdorf alle Fragen. Sie hatten ihren mobilen Retortenmeiler mitgebracht, der prächtig qualmte. Darin verwandelte sich diesmal aber nicht Holz in Holzkohle, sondern Birkenrinde verschwelte zu Teer. "Die Köhler standen im Mittelalter am Rande der Gesellschaft", erläuterte Jürgen Gruber, obwohl Holzkohle als wichtigster Energieträger der damaligen Zeit die Voraussetzung für Verhüttung und Verarbeitung des Eisens waren und Pech als Klebstoff und zum Abdichten vielseitig genutzt wurde.
Eine Museumsrallye mit 28 kniffligen Fragen beschäftigte die Kinder. Die Antworten mussten sie im ganzen Museum suchen. Das war für die Mädchen und Jungen (vielleicht auch für ihre Eltern) eine echte Herausforderung, aber zum Schluss waren so viele richtig ausgefüllte Quizblätter in der Lostrommel, dass Bürgermeister Michael Göth das Amt der Glücksfee übernahm. Jedes Kind, dessen Fragenzettel gezogen wurde, durfte sich einen der vielen schönen Gewinne aussuchen. Vorher hatte der Bürgermeister den Veranstaltern und den vielen Mitwirkenden, den Vereinen und Aktiven für ihr Engagement und ihren Beitrag zu einem rundum gelungenen Museumstag gedankt.
Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg
- Kontakt: Neustadt 14 – 16, 92237 Sulzbach-Rosenberg; Telefon 09661/51 02 90; E-Mail stadtmuseum[at]sulzbach-rosenberg[dot]de
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage 13.30 bis 16.30 Uhr
- Eintritt: Erwachsene 1,50 Euro, Kinder und Jugendliche von 6 bis 15 Jahren 0,50 Euro, Lehrer mit Ausweis, Schüler, Studenten, Senioren und Schwerbehinderte 1 Euro
- Schwerpunkte: Stadtgeschichte, Buchdruck und Buchbinderei, Stadtentwicklung, Religionsgeschichte, Löwenapotheke, Maxhütte und Erzbergbau
- Sonderausstellung: Geschichte des Drahtseils (bis 30. April)
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