Sulzbach-Rosenberg
13.11.2023 - 11:27 Uhr

Nachruf Heinz Rieß, Café-Betreiber, Pfadfinder und Sulzbach-Rosenberger Original

Heinz Ries war - im positiven Sinne - in Sulzbach-Rosenberg bekannt wie ein "bunter Hund". Schon in den 60er-Jahren, als er das Café Rieß betrieb, als Pfadfinder, Kenner der Stadtgeschichte und stets als hilfsbereite, soziale Person.

Heinz Rieß. Bild: Foto Jäger
Heinz Rieß.

Die Skyline von Sulzbach-Rosenberg prägen die Kirchtürme und das Schloss. Das Straßenbild der Herzogstadt prägte jahrzehntelang Heinz Rieß. Der freundliche ältere Herr war zuverlässig wie die Kirchturmuhr jeden Vormittag und jeden Nachmittag mit seinem Pudel unterwegs und später mit seinem Rollator. Bei seinen Spaziergängen traf er Bekannte, hielt mit jedem ein Schwätzchen und freute sich, dass er mitten im Geschehen war. Denn er liebte Unterhaltungen über die Stadtgeschichte, die Häuser und ihre Bewohner.

Dafür hatte er erst im Alter Zeit. Geboren wurde Heinz Georg Rieß am 17. Mai 1937 in Sulzbach als Kind von Berta und Leonhard Rieß. Die Familie betrieb am Luitpoldplatz seit mehreren Generationen eine Bäckerei und ein Wirtshaus. Nach der Währungsreform wurde das Café Rieß eröffnet. Heinz Rieß lernte Bäcker, stieg aber vorläufig nicht ins Geschäft ein. Stattdessen war er in Schwaben in allen möglichen Berufen unterwegs, bis er 1963 zurückkam und das Café übernahm. Die Bäckerei war schon vorher aufgelöst worden. „Gebacken haben wir schon, aber ich nicht“, erinnerte sich Rieß schmunzelnd, denn bis zum Schluss war Vater Rieß für die Torten zuständig.

1980 wurde das Café geschlossen, und Rieß hatte endlich mehr Zeit für seine vielen Vereine und sein ehrenamtliches Engagement. Er war begeisterter Pfadfinder, engagiertes Mitglied der „Bochratz´n“ und regelmäßiger Kirchgänger. Jahrelang hat er im Seniorenheim Bühler Höhe geholfen, die Gottesdienstbesucher in die Kapelle zu bringen, und im Seidelsaal stellte er regelmäßig Stühle auf und räumte sie nach Veranstaltungen wieder weg. Später war er einer der ersten Gäste der Tagespflege in der Ökumenischen Sozialstation. Auch dort brachte er sich ein und zeigte den Damen, wie man aus Hefeteig Osterhasen dreht.

Als es gesundheitlich nach einem Sturz und mehreren Operationen nicht mehr anders ging, zog er ins Seniorenheim St. Barbara. Auch dort blieb er lange aktiv und schloss neue Bekanntschaften. Denn wenn auch die Beine nicht mehr wollten, seine Augen blieben hellwach. Er machte gerne beim Denksport oder beim Bingo mit und wurde im Januar sogar in den Heimbeirat gewählt. Dort regte er gleich an, die Singstunde wieder einzuführen. „Schön war sie nicht, aber lustig", meinte er. Immer noch nahm er regen Anteil an den Geschehnissen in der Stadt und seinen vielen Vereinen. Das wichtigste Kommunikationsmittel zur Außenwelt war in den letzten beiden Jahren das Telefon neben seinem Bett. Es brachte ihm den Spitznamen „Generaldirektor Rieß“ ein.

Er fühlte sich wohl im Heim, aber er hätte sehr gerne im Stadtmuseum noch die Ausstellung über „seine“ Pfadfinder vom Stamm Graf Gebhard gesehen, bei denen er jahrzehntelang Mitglied war, und er wäre gerne noch einmal mit seinem Rollator, oder, wie er schelmisch sagte, dem „Mercedes mit fünf Sternen“, vom Stadtturm bis zum Luitpoldplatz gerollt. Da hätte er dann noch einmal alle Bekannten treffen treffen und ratschen können.

Dazu ist es nicht gekommen. Am Samstag früh vor zwei Wochen verstarb Heinz Rieß. Als er am Mittwoch in der Familiengruft auf dem Alten Friedhof bestattet wurde, war die halbe Stadt da, um Abschied zu nehmen. Sulzbach-Rosenberg ist ärmer ohne ihn.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.