Sulzbach-Rosenberg
16.11.2022 - 15:14 Uhr

NouWell Cousins rocken Seidel-Saal

Auf der Kleinkunstbühne im Sulzbach-Rosenberger Seidel-Anwesen bietet NouWell Cousins echte "Gute-Laune-Musik". Die Zuhörer im vollbesetzten Saal erfahren dort aber auch, was eine „Boazn“ ist.

Nicht sofort kommt man beim Namen der Gruppe darauf, dass drei der vier Künstler aus der Musikerfamilie Well stammen. Doch der Name „Well“ bürgt wohl auch in dritter Generation für Qualität. Maria Well, Maresa Well, Matthias Well und der aus der Brandenburger Ferne stammende Alex Maschke überzeugten im vollbesetzten Seidel-Saal in Sulzbach-Rosenberg mit melodiösen Landlern, furioser Zigeunermusik und rasend schnellen Eigenkompositionen.

Die vier Musiker verbanden in ihrem zweistündigen Programm die einzelnen Stücke mit humorvollen Texten, meistens bezogen auf ihr Münchner Stamm-Lokal „Johanniscafé“, einer lokalen „Boazn“. Dort sitzen Studenten, Bierdimpfel, Hipster, Rentner, Akademiker und Handwerker. Von diesen holen sich die Musiker ihre Ideen zu ihren Texten. Dort trafen die drei Well-Geschwister auch ihren Mitstreiter Alex Maschke. Dieser bestätigt auch, wie er erst in seiner „mittel-nord-ost-westpreußischen Heimat“ musikalische Ideen entwickelte und schließlich im Johanniscafé zu den anderen drei stieß. Das darauffolgende „Stückl“ hörte sich aber nicht an, als ob es aus der Brandenburger Einöde, sondern aus der ungarischen Puszta stammte: heiß und fetzig, wie der gesamte Abend.

Für alle etwas dabei

Die vier füllten den Saal zwei Stunden lang mit lockerer und beschwingter Saitenmusik verschiedenster Provenienz. Die Vielseitigkeit der "Kusinen" zeigte sich schon zu Beginn beim „I hob Landler im Bluat“, einem humoristischen Crossover aus alpenländischem Landler und amerikanischem Bluegrass. Dabei harmonierten die beiden Sängerinnen auf die Millisekunde, was von viel Spielpraxis zeugte.

Jeder Geschmack kam auf seine Kosten. Filmmusiken, irische Reels und Blues-Solos waren zu hören; Kaffeehausmusik wechselte ab mit ungarischen Bauerntänzen. Aber auch das Gedicht „Gegen Verführung“ von Bert Brecht, vertont von Kurt Weill, wurde stilsicher vorgetragen oder auch ein Chanson, in akzentfreiem Französisch gesungen von Marisa Well.

Fetzige Bühnenshow

Neben Spielfreude zeigten die Well-Geschwister auch ihren gekonnt lockeren Umgang mit dem Publikum. Als sich nach Anfrage schließlich doch noch eine Anna-Maria outete, spielte das Quartett den „Anna-Maria-Landler“. Das war auch gut so, denn ohne eine Namensnennung hätten sie schon mal, so die Musiker augenzwinkernd, „den Saal räumen lassen“. Bühnenlust und Humor sprangen auf die Zuhörer über, spätestens als der Abend mit geistreicher Show garniert wurde. So zeigte Marisa Well, was die eitle „Beauty Queen von Ober-Schleimbach West“ über sich denkt. Oder was verrät der Text über das männliche Geschlecht, wenn Matthias und Alex singen „Wir wollen Frauen wie Heidi Klum, Hauptsache heiß, egal wie dumm?“. Schließlich bekamen die Geschlechter gleichermaßen ihr Fett weg, als das Lied „Wischkurs für online-Verliebte“ alle zum Schmunzeln brachte.

Gerne wieder

Das Publikum honorierte die Darbietungen mit langanhaltendem Applaus. „Gerne wieder“ hörte man aus dem Publikum – mit neuen Geschichten aus dem Johanniscafé. Der Veranstalter, die Kulturwerkstatt, hatte ein gutes Händchen mit den Well-Kusinen.

Hintergrund:

Bedeutung und Herkunft des Wortes "Boazn"

  • Herkunft: Der Ausdruck „Boazn“ kommt vom jiddischen bzw. hebräischen Wort „bajis/bajit“ (was „Haus“ bedeutet).
  • Verwendung: Heutzutage wird das Wort für kleine Kneipen benutzt, in denen man ein Bier oder andere Getränke bekommen kann. In manchen Boazn gibt es auch kleine Speisen, meist Fingerfood oder Würste.
  • Ambiente: Eine Boazn ist immer irgendetwas zwischen Spelunke und gemüt-licher, bevorzugter Eckkneipe. (Quelle: Munich Greeter)
 
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