Sulzbach-Rosenberg
07.06.2019 - 15:53 Uhr

Pestalozzi-Grundschüler demonstrieren für Zukunft ohne Elterntaxis

Die "Fridays for Future"- Bewegung hat jetzt auch Sulzbach-Rosenberg erreicht. Allerdings tritt sie hier ganz anders auf als in größeren Städten. Früher. Jünger. Stiller. Aber ähnlich hart in der Sache.

Die „Fridays for Future“-Demo an der Pestalozzischule findet schon vor Schulbeginn statt. Und sie richtet sich gegen Eltern, die ihre Kinder bis direkt vor den Haupteingang fahren. Bild: Petra Hartl
Die „Fridays for Future“-Demo an der Pestalozzischule findet schon vor Schulbeginn statt. Und sie richtet sich gegen Eltern, die ihre Kinder bis direkt vor den Haupteingang fahren.

Die Viertklässler haben in der Pestalozzi-Schule die Plakate gebastelt, die die Mädchen und Jungen am Freitagmorgen vor Schulbeginn den Autofahrern entgegenstrecken. "Halten verboten" steht drauf, "Stop - wir haben auch zwei gesunde Beine" oder das durchgestrichene Wort "Elterntaxi". Das haben die Kinder und ihre Rektorin Gunda Köstler nämlich als Gefahrenquelle ausgemacht: dass etliche Eltern ihre Sprösslinge mit dem Auto bis direkt an die Schule bringen.

Autofahrer genervt

Das sorgt zum einen für viel unnötigen Verkehr in der schmalen Konrad-Mayer-Straße, an der die Schule liegt. Zum anderen produzieren die Linksabbieger an der Ampel in der Hofgartenstraße häufig einen Rückstau, der manche Autofahrer so nervt, dass sie über den Gehsteig an den wartenden Autos vorbeiziehen. Schulweghelfer Marco Oswald hat das schon öfter selbst erlebt: "Deshalb stehe ich hier, damit keiner über den Gehsteig fährt, weil da oft Kinder mit dem Fahrrad kommen."

Rektorin Gunda Köstler hat keine Scheu, die Fahrer von „Elterntaxis“ direkt anzusprechen. Nicht immer stößt sie dabei auf Verständnis. Bild: Petra Hartl
Rektorin Gunda Köstler hat keine Scheu, die Fahrer von „Elterntaxis“ direkt anzusprechen. Nicht immer stößt sie dabei auf Verständnis.

"Jeder schaut nur auf sich"

Das Etikett "Friday for Future" hat Rektorin Gunda Köstler der Aktion verpasst. Wenn sie es schafft, den Autoverkehr direkt vor der Schule zu reduzieren, begreift sie das auch als Beitrag zur Nachhaltigkeit. Denn die strebe man als mehrfach ausgezeichnete Umweltschule in vielfacher Weise an. Vorrangig ist aber der Sicherheits-Aspekt. Doch leicht ist es nicht, den in die Köpfe der Eltern zu bringen, sagt Köstler. Ihre Erfahrung: Die Elterntaxi-Fahrer sind Argumenten kaum zugänglich. "Jeder schaut nur auf sich: Die Sicherheit meines Kindes ist mir wichtig, aber dass ich damit die der anderen beeinträchtige, sehe ich gar nicht."

Während der Plakataktion am Freitagmorgen missachten einige sogar das absolute Halteverbot vor dem Haupteingang. Köstler weist sie freundlich, aber bestimmt darauf hin. Es ist das vierte Mal, dass die Kinder den Autofahrern ihre Meinung zeigen. Ob es schon etwas geholfen hat? "Sie fahren mit schlechtem Gewissen an uns vorbei", macht Köstler zumindest Ansätze eines Problembewusstseins aus. Damit es sich weiter entfalten kann, gibt die Rektorin den motorisierten Eltern Infomaterial an die Hand: über fünf alternative Plätze, an denen sie die Kinder unproblematisch nahe bei der Schule aussteigen lassen können. "Ein paar Meter Bewegung an der frischen Luft würden auch der Gesundheit ihres Kindes gut tun", hat sie dazugeschrieben.

Etwas drastischer sind der "Denkzettel" und die "Gelbe Karte" für die Elterntaxis. Ihre Botschaft: "Sie gefährden gerade unseren Schulweg, wenn Sie hier Ihr Kind aussteigen lassen!" Bis zum Juli wollen die kleinen Zukunfts-Aktivisten mit ihrem Protest weitermachen. Die nächste Stufe ist eine Umfrage: "Warum fahren Sie Ihr Kind in die Schule?" Gunda Köstler weiß nicht, ob das etwas bringt. Aber sie lässt nicht locker.

 
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